Neue Serie "Mapa"

Das Leben ist kein Trauerspiel

12.04.2021, 09.33 Uhr
von Marcus Italiani
Papa, Tochter, Klobürste: In "Mapa" wird auch klar, dass Kuscheltiere überbewertet sind.
Papa, Tochter, Klobürste: In "Mapa" wird auch klar, dass Kuscheltiere überbewertet sind.   Fotoquelle: rbb/Joyn/Carolin Weinkopf

Eigentlich ist die Geschichte tieftraurig. Kurz nachdem Emma und Metin glückliche Eltern der kleinen Nele geworden sind, stirbt Emma an einem Hirnaneurysma.

Doch ein Trauerspiel ist die Mini-Serie "Mapa" nicht. Obwohl man sich umgehend mit der kleinen Familie und ihrem Schicksal identifizieren kann. Dafür sorgt ein handwerklicher Trick: Emma (Lia von Blarer) und Metin (Max Mauff) sind die Antithese zu glücklichen Fernseh-Eltern. Die Zuschauer erleben Emmas Schwangerschaft, das frische Elterndasein und den täglichen Kampf des alleinerziehenden Vaters mit dem Leben, seiner Mutter und sich selbst als ungeschönten Taumel zwischen Glücksmomenten, sozialer Müdigkeit, Überforderung und der Suche nach dem, was wirklich wichtig ist. Dabei werden die positiven Erwartungen, die man üblicherweise an das Bild zweier junger Eltern mit einem kleinen Baby knüpft, mit Anlauf zerstört.

Gezeigt werden stattdessen Wochenbettdepression, der nächtliche Kampf um das Thema "Wer steht denn jetzt für das schreiende Kind auf?" oder die Pulverisierung von sentimentalen Momenten, etwa wenn Emma Metin geistesabwesend ein Bild von einem noch nicht gekauften Drucker zum offenbar nebensächlichen Geburtstag schenkt oder wenn Metin seiner zwischen ehrlichem Interesse und unanständiger Aufdringlichkeit agierenden Mutter (Lina Wendel) ins Gesicht sagt, er müsse sie nicht mögen, nur weil sie seine Mutter ist. Hier wird nicht nur entzaubert, sondern auch Teilhabe am Prozess der Entzauberung geschaffen. Deshalb lässt einen die Geschichte nicht kalt.

"Es ist total schmerzhaft, dabei zuzusehen, wie die Entmystifizierung stattfindet. Auch für mich selber. Wir brechen mit den klassischen Heldengeschichten. Das wird polarisieren und nicht jedem gefallen, aber es ist eben wichtig, wenn wir eine gerechtere Welt möchten", sagt Max Mauff. Durch andauernde Zeitsprünge kommt man kaum dazu, Mitleid für den überforderten Metin, seine ungeliebte Mutter oder die verstorbene Emma zu empfinden.

Der Star dieser Sadcom ist das Leben. Das weiß auch Max Mauff: "Man muss sich als Protagonist superdoll zurücknehmen und das Ensemble in den Mittelpunkt stellen. Das ist zwar manchmal schwierig, aber auch total dankbar, denn die Serie ist bis in die kleineste Nebenrolle so unglaublich gut besetzt, dass es schlicht Spaß macht." Und daher ist für den Schauspieler auch keineswegs klar, dass eher triste Szenen zwischen Emma und Metin als Warnung an junge Paare zu verstehen sind. "Ganz im Gegenteil. Auch die beiden haben ihre frisch verliebten und glückseligen Momente. Die medial erzeugte Erwartungshaltung ist doch wohl eher das Problem, das es aufzubrechen gilt", glaubt er. Und das tut Mapa. Skurril, schwarzhumorig und spannend.

TV-TIPP

  • "Mapa"
  • Folge 1: "Die Klobürste"
  • 17. April, 22 Uhr, rbb

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