Zensur bei RAI?

Rapper Fedez erhebt Vorwürfe gegen italienischen Sender

Der populäre italienische Rapper und Influencer Fedez wirft dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender Rai Zensur vor. Im Nachgang liefert er stichhaltige Beweise und erhält Unterstützung aus der Politik.

Es sollte ein entspannter Abend für die Zuschauer des italienischen Fernsehsenders Rai3 werden: Der in seinem Heimatland höchst populäre Rapper Fedez spielte anlässlich des Feiertags am 1. Mai ein Konzert vor laufenden Kameras. Doch dass er die Bühne zudem für ein politisches Statement nutzte, schien dem öffentlich-rechtlichen Sender nicht zu gefallen. Wie sich nun herausstellte, wollte Rai die Rede von Fedez sogar zensieren. Dafür liefert der 31-Jährige stichhaltige Beweise. Aber worum ging es überhaupt?

Im Grunde waren es zwei verschiedene Anliegen, für die sich Fedez im Rahmen seines Musikauftritts stark machte: Zum einen bat er den amtierenden italienischen Ministerpräsidenten Mario Draghi um eine bessere Unterstützung der Kultur- und Unterhaltungsbranche: "Lieber Mario", begann Fedez, "ich verstehe, der Fußball ist für die große Anzahl von Mitarbeitern, die er involviert, fundamental, aber lassen Sie uns nicht vergessen, die Anzahl der Mitarbeiter in der Unterhaltungsbranche ist etwa die gleiche."

Zum anderen wandte sich der Rapper an den Politiker zum sogenannten Zan-Gesetz: Der Gesetzentwurf sieht unter anderem hohe Geld- und Freiheitsstrafen für Menschen vor, die andere aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminieren. Seit Monaten wird das Vorhaben von der rechten Lega-Partei von Matteo Salvini nun schon blockiert. Beide diese Anliegen hätte er, wenn es nach dem Veranstalter Rai gegangen wäre, gar nicht erst auf der Bühne aussprechen dürfen, behauptete Fedez.

Rai weist Vorwürfe zurück

Rai3 wies die Zensurvorwürfe umgehend zurück. Doch Fedez hatte stichhaltige Beweise: Auf seiner Facebook-Seite teilte der erfolgreiche Influencer einen Videomitschnitt des Telefongesprächs zwischen ihm und leitenden Rai-Mitarbeitern. Wie darin zu hören ist, legt Fedez sein Anliegen gegenüber der Rai dar, während sein Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung versucht, ihm das auszureden: Der Anlass sei nicht angemessen für eine solche Einlassung, wird dem sichtlich wütenden Rapper erklärt.

In den sozialen Netzwerken stößt die Tatsache, dass Künstler ihre Inhalte vor Ausstrahlung dem Sender vorlegen müssen, auf harsche Kritik: Nicht wenige User warfen Rai vor, mit ihren Arbeitsmethoden in den 1960-ern festzustecken. Deshalb fordern viele, teils auch prominente Unterstützer von Fedez eine sofortige Reformierung des Senders: Der ehemalige italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte etwa twitterte: "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, die #Rai zu reformieren und sie von politischer Einflussnahme zu befreien."

Der italienische Außenminister Luigi Di Maio schrieb auf Facebook: "Jeder Künstler sollte die Möglichkeit haben, frei auftreten zu können, seine Ideen zum Ausdruck zu bringen und seine Kunst zu zeigen." Musik sei Freiheit und helfe "zu verstehen, zu analysieren, zu reifen". Er fuhr fort: "Ich denke, Respekt ist das Wichtigste, und es ist die Grundlage für alles, es bedeutet, dass man Kritik und Ideen akzeptieren kann, die man nicht von uns abweichen kann. Und ein demokratisches Land kann keine Form von Zensur akzeptieren." Ob sich durch diesen Zuspruch tatsächlich etwas an der Sender-Politik ändern wird, bleibt abzuwarten.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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