37°: Im Kopf geht der Krieg weiter
29.04.2025 • 00:13 - 00:43 Uhr
Info, Gesellschaft + Soziales
Lesermeinung
Ex-Soldaten kämpfen nach den Einsätzen oft ein Leben lang mit Schlafproblemen, Depressionen und Ängsten. Für Freunde, Angehörige und auch für die Familie eine Herausforderung.
Vergrößern
Im Kopf geht der Krieg weiter. Rund drei Prozent der Soldatinnen und Soldaten, so schätzt die Bundeswehr, kommen traumatisiert aus den Einsätzen zurück.
Vergrößern
Martin wurde während seiner Einsätze für die Bundeswehr traumatisiert. Viele Jahre später holen ihn die Ereignisse von damals wieder ein.
Vergrößern
Ex-Soldaten kämpfen nach den Einsätzen oft ein Leben lang mit Schlafproblemen, Depressionen und Ängsten. Für Freunde, Angehörige und auch für die Familie eine Herausforderung.
Vergrößern
Originaltitel
Im Kopf geht der Krieg weiter: Überleben nach dem Einsatz
Produktionsland
D
Produktionsdatum
2025
Info, Gesellschaft + Soziales

37°: Im Kopf geht der Krieg weiter

Seit 1991 ist die Bundeswehr im Ausland im Einsatz. Die Kampfeinsätze können bei den Soldatinnen und Soldaten psychische Beeinträchtigungen auslösen. "37°" begleitet zwei Betroffene. Über 400.000 Männer und Frauen waren seit den 1990er-Jahre in Auslandseinsätzen. Viele von ihnen entwickeln nach ihrer Rückkehr psychische Problemlagen und haben Anspruch auf Hilfe - doch die Anerkennungsverfahren dauern in der Regel viele Jahre. Martin, 43, war im Krieg. Als Fallschirmjäger im Kosovo, in Mali, im Jemen. Tote und Töten gehörte zu seinem Berufsalltag. Da war er Anfang 20. Was während seiner Einsätze geschah, darüber hat er viele Jahre lang nicht mit seiner Frau gesprochen. Doch nun geht es ihm zunehmend schlechter. Die Albträume, die ihn seit 2006 plagen, werden noch quälender. Nachts kommt es zu gewalttätigen Szenen im Ehebett, an die er sich morgens nicht mehr erinnern kann. Ein Phänomen, von dem auch andere Ex-Soldaten in den Chats berichten, in denen Martin sich mit Kameraden austauscht. Er hat sich entschlossen, Hilfe zu suchen. Beim ersten Gespräch mit dem Therapeuten, der selbst im Kosovo war, ist seine Frau Christiane dabei. Der Psychologe hat viele Jahre lang im Bundeswehrkrankenhaus in Berlin gearbeitet und ist spezialisiert auf die Behandlung von Soldaten. Nun endlich kann Martin die Bilder von den toten Schülerinnen in seinem Kopf zulassen. Die Geschichte, als bei einem Raketenwerfer-Angriff 26 Mädchen starben, die er schützen sollte. "Die Massengräber in den Jahren davor waren kein Problem. Aber als ich die Mädchen, die ich kannte, nach dem Angriff sah, da war irgendetwas mit mir passiert." Verena, 41, war 14 Monate lang in Afghanistan. Ihre Aufgabe: elektronische Kampfführung. Dazu gehört, den feindlichen Funkverkehr aufzuspüren, abzuhören und teilweise zu stören. Aber auch die Auswertung von Drohnen- oder Satellitenbildern, auf denen Hinterhalte entdeckt oder Attentate verhindert werden sollen. Die Bilder, die Verena unter Zeitdruck auswerten musste, zeigten häufig Tod und Verwüstung. Ihre Aufgabe: genau hinschauen, um das Leben ihrer Kameraden zu schützen. "Bis heute kann ich Leute in weißen sauberen Gewändern nicht gut ertragen. Selbstmordattentäter erkennt man daran. Die wollen 'sauber' gehen." Die Bundeswehr ermöglichte ihr innerhalb der vergangenen zwei Jahre als Zeitsoldatin eine Ausbildung zur Ergotherapeutin. 2018, nach dem Ausscheiden aus der Bundeswehr, machte sie sich selbstständig. Eine Wehrdienstbeschädigung wurde bestätigt, das heißt, Verena hat nachweislich eine gesundheitliche Schädigung durch die Einsätze. Das gibt ihr finanziellen Spielraum. 2019 erlebte sie einen Zusammenbruch. Die Fernsehbilder des Terroranschlages in Halle triggerten sie. Für drei Monate musste sie die Praxis schließen. Ihre Albträume nahmen zu. In Zukunft will sie sich im "Bund Deutscher EinsatzVeteranen e.V." engagieren. Mit ihrer Trauma-Zusatzausbildung, die sie als Ergotherapeutin gemacht hat, hofft sie, anderen Kameraden helfen zu können. Denen, die es noch nicht geschafft haben, sich ein neues Leben aufzubauen.

Top stars

Das beste aus dem magazin

Patrick Kalupa ist Dr. Neiss alias „Dr. Nice.
Star-News

"Dr. Nice" Patrick Kalupa im Gespräch mit prisma: „Ich habe ein Helfersyndrom“

Patrick Kalupa spielt Dr. Neiss, Frauenschwarm und Star-Chirurg, den alle nur „Dr. Nice“ nennen. prisma sprach mit dem Schauspieler über „Dr. Nice“.
Hat als Trainer und Spieler Bundesliga-Geschichte geschrieben: Winfried Schäfer.
HALLO!

"Die haben sich angeschaut und gedacht, der Schäfer spinnt"

Winfried Schäfer erzählt in seiner Autobiografie von unglaublichen Erfolgen, dem Wunder vom Wildpark und persönlichen Rückschlägen. Ein faszinierender Einblick in die Welt des Fußballs.
Prof. Dr. med. Christoph Kleinschnitz ist Direktor der Klinik für Neurologie am Universitätsklinikum Essen.
Gesundheit

Herz und Gehirn: Wie die beiden großen Organe zusammenhängen

Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern steigern nicht nur das Schlaganfall-Risiko, sondern erhöhen auch das Risiko für Demenzerkrankungen wie Alzheimer. Zudem kann ein Schlaganfall das Herz beeinträchtigen. Eine ganzheitliche Betrachtung des Körpers ist daher in der Medizin entscheidend.
Dr. Julia Fischer moderiert mittwochs um 20.15 Uhr die SWR-Gesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des „ARD Gesund“-YouTube-Kanals erklärt sie medizinische Themen.
Gesundheit

Lymphödem - Wenn der Körper Wasser staut

Eine harmlos wirkende Wunde entpuppte sich als Symptom eines chronischen Lymphödems. Ein Betroffener berichtet von den Herausforderungen und der entscheidenden Rolle von Bewegung in seinem Therapieplan.
Viele Pollenallergien äußern sich durch tränende, juckende Augen, verstopfte Nase und Niesattacken.
Gesundheit

Seltene Allergien: So ungewöhnlich sind die Auslöser

Seltene Allergien wie das Alpha-Gal-Syndrom oder die Ambrosia-Allergie stellen Betroffene oft vor große Herausforderungen. Dr. Frederik Krefting erklärt die Ursachen und mögliche Behandlungsansätze.
Joy Denalane und Max Herre: Ein musikalisches Traumpaar, das die Zuschauer in ihrer neuen Doku ganz nah an sich heranlässt.
HALLO!

Sängerin Joy Denalane über ihre neue Doku-Serie: "Es ist schon sehr spannend, sein jüngeres Ich zu sehen"

"Wir waren damals sehr verspielt, hatten aber trotzdem eine ganz klare Vorstellung von unserer Kunst.": Joy Denalane über ihre musikalische Reise mit ihrem Mann Max Herre. Hier das gesamte Gespräch.