Eine Dokumentation, inszeniert wie ein Krimi: Der Filmemacher Carsten Frank rekonstruiert ein fürchterliches Unfallgeschehen auf einer Autobahn bei München. Dort verunglückte im Spätsommer 2019 ein Sportwagen mit extremer Geschwindigkeit. Lange blieb unklar, wer am Steuer saß.
Die fürchterlichsten Bilder zeichnete die Auto-Dashcam einer Urlaubs-Heimfahrerin auf: In der neuen Doku "ARD Story: Mit Vollgas in den Tod" ist zu sehen, wie in einer schicksalshaften Nacht auf der Autobahn Garmisch-München im Spätsommer 2019 der Wagen der Frau, die zusammen mit ihrem Mann aus dem Urlaub heimreiste, von einem regelrechten Geschoss überholt wird. An dem erschrockenen Fahrer peitschte ein hochmotorisierter Sportwagen, der offensichtlich viel zu schnell fuhr, vorbei. Weniger später sieht die Frau, wie eine riesige Feuersäule aufsteigt. Ein tödlicher Unfall, ein Horror-Crash.
Als die Rettungskräfte eintreffen, bietet sich ihnen ein Bild des Grauens – und der totalen Verwüstung. Trümmerteile des verunglückten Sportwagens liegen über 150 Meter hinweg versteuert. Mehr als 50 Rettungskräfte und Feuerwehrleute sind im Einsatz. Als sie zu den Insassen des 600-PS-Wracks vorstoßen, können sie nur noch wenig ausrichten. Einer der beiden jungen Männer, die sich im Fahrzeug befanden, stirbt noch an der Unglücksstelle.
Der überlebende Insasse, der mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wird, gibt gegenüber der Polizei zu Protokoll, dass angeblich sein Freund den Wagen gelenkt habe. Rasch leitet die Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren ein. Und schon kurze Zeit später melden sich Zeugen, die ein hochgefährliches illegales Autorennen auf der Autobahn beobachtet haben wollen.
In der Presse ist schnell vom "Todesraser" die Rede. Der Wagen soll mit 305 Stundenkilometern über die Piste gedonnert sein. Und so erhöht sich der Druck auf die Familie des Verunglückten noch einmal mehr. Der Bruder des angeblichen Fahrers kann nicht glauben, was er Fürchterliches von der Polizei erfährt. Er hat den Bruder als verantwortungsvollen jungen Mann in Erinnerung und kann sich überhaupt nicht vorstellen, dass er andere Menschen gefährdet haben könnte. Was, wenn die Schilderung der Unfallnacht gar nicht stimmt?
Die Dokumentation rekonstruiert ein aufwendiges Puzzle, das Kfz-Sachverständigen, Unfallexperten und Forensikern lange schlaflose Nächte bescherte. Immer wieder kreisen sie um die Frage: Hat sich der Crash wirklich so ereignet, wie es zunächst berichtet wurde? Wer saß tatsächlich am Steuer?
Doch dann kommt es zum Durchbruch: Wichtige Hinweise auf jene Nacht liefert das Handy des vermeintlichen Fahrers. Eine Datenauswertung sowie Fotos und Videos zeigen ein anderes Bild der Unfallnacht. Im Mai 2021 erfolgte dann die entscheidende Wende: Die Münchner Staatsanwaltschaft erhob damals Anklage gegen den wirklichen Fahrer. Ihm wird eine Falschaussage vorgeworfen und angelastet, an einem verbotenen Rennen mit Todesfolge teilgenommen zu haben. Der Bruder des zunächst beschuldigten Mannes, der im Gerichtsprozess als Nebenkläger auftritt, hofft, den Namen des Verstorbenen zu rehabilitieren und die Stigmatisierung seiner gesamten Familie aufheben zu können.
ARD Story: Mit Vollgas in den Tod – Di. 12.12. – ARD: 22.50 Uhr