Once Upon a Time in ... Hollywood
30.05.2022 • 22:15 - 00:45 Uhr
Spielfilm, Drama
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Originaltitel
Once Upon a Time in... Hollywood
Produktionsland
USA, GB, CHN
Produktionsdatum
2019
Altersfreigabe
16+
Spielfilm, Drama

Als die Traumfabrik aufhörte zu träumen

Von Maximilian Haase

In seinem neunten Film zelebriert Starregisseur Quentin Tarantino seine größte Leidenschaft: Die Free-TV-Premiere ist eine Hommage an die Kraft des Kinos, an die Freiheit der 60er-Jahre – und an die beiden Hauptdarsteller Brad Pitt und Leonardo DiCaprio.

Nachdem man "Once Upon a Time ... in Hollywood" (2019) gesehen hat, drängt sich eine Frage unweigerlich auf: Warum zur Hölle standen Brad Pitt und Leonardo DiCaprio vorher nie gemeinsam für einen Kinofilm vor der Kamera? Die beiden Schauspieler, gleichermaßen Sexsymbole und Sehnsuchtsfiguren, harmonieren in Quentin Tarantinos Milieufilm fantastisch.

Wahrscheinlich brauchte es dafür in der Tat erst einen Tarantino, jenen zum "Kultregisseur" erklärten Meister des Erzählens und Inszenierens, jenen vor Referenzen sprudelnden Quell des Kinos, der sich hier seiner größten Leidenschaft widmet: Tarantinos neunter Film ist nicht weniger als eine Hommage an das Filmemachen selbst, ein wilder Ritt durch jene Zeit in der kalifornischen Traumfabrik, die ihn selbst am meisten prägte. Der irre Drama-Comedy-Thriller-Mix wird nun im Rahmen des ZDF-"Montagskinos" als Free-TV-Premiere gezeigt.

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Keinerlei ausgeklügelte Handlung? Geschenkt!

Tarantino zeigt uns die von ihm verehrte Epoche aus der Sicht von Rick Dalton, einem langsam darnieder gehenden Stern am Schauspielhimmel, der einst als Westernheld große Erfolge feierte und nun nur noch Schurken spielen darf. Dem nach Ruhm gierenden Star verleiht Leonardo DiCaprio eine Aura irgendwo zwischen nachklingendem Stolz und purer Verzweiflung. Weil es in Hollywood nicht mehr klappt, schlägt ihm sein von Al Pacino verkörperter Produzent vor, er solle nun Spaghetti-Western in Italien drehen – wutschnaubend lehnt Dalton ab. Als treue Seele an seiner Seite sehen wir Brad Pitt als Cliff Booth, seines Zeichens Daltons Stuntdouble, Assistent, Fahrer und bester Freund.

Vor zehn Jahren revolutionierte Tarantino in seiner ersten Zusammenarbeit mit Brad Pitt in "Inglourious Basterds" das Weltkriegs-Genre, später gelang ihm selbiges im Westerngenre mit dem Sklavendrama "Django Unchained", für das er erstmals Leonardo DiCaprio gewinnen konnte. Dann gelang es Tarantino mit "Once Upon a Time ... in Hollywood", wieder mit genau jenen beiden Darstellern zu überraschen.

Denn der Film dreht sich keineswegs in erster Linie um die Morde der Manson-Family, die Kalifornien Ende der 60er-Jahre in Schrecken versetzten. Nein, Tarantino nutzt die Geschichte lediglich, um dem Hollywood jener Zeit ein Denkmal zu setzen – und dabei jenen Umbruchsmoment zu zeigen, in dem die Traumfabrik aufhörte, zu träumen. Diese Ehrerbietung, die zu jeder Sekunde auch selbstreferenzielle Nabelschau Tarantinos ist, erweist sich als absolut unaufgeregt – und ebenso humorvoll. Dass "Once Upon a Time in ... Hollywood" als Hommage an die (fragwürdige) Freiheit der Woodstock-Jahre im Grunde keinerlei ausgeklügelte Handlung liefert – geschenkt.

Zu grandios ist es, Pitt und DCaprio bei ihren lässigen Dialogen zuzuhören, zu genussvoll, sie bei zahlreichen Autofahrten durch ein beeindruckend detailliert inszeniertes Los Angeles der 60er-Jahre zu begleiten – unterlegt selbstverständlich von einem wie immer herausragenden Soundtrack. Schon immer baute Tarantino in seinen Filmen auch Verweise auf die Filmgeschichte ein; sein aktuelles Werk aber gerät zum wahren Referenzfeuerwerk.

Blutiges Finale statt Wohlfühlkino

Stuntman Cliff liefert sich am Set einen fremdschamverdächtigen und überaus unterhaltsamen Kampf mit der jungen Kampffilm-Ikone Bruce Lee (Mike Moh), bevor er sich in einer Nebenhandlung mit den Hippie-Bewohnern eines alten Filmsets anlegt. Überhaupt sind es jene Nebenschauplätze und Gastauftritte, die dem Film seinen Charme verleihen. Da sehen wir "Homeland"-Star Damian Lewis in der Rolle des jungen Steve McQueen – und Hollywood-Veteran Kurt Russell gibt nicht nur einen Stuntkoordinator namens Randy ("Death Proof" lässt grüßen), sondern in der englischen Version auch den Erzähler.

Tarantino, das merkt man "Once Upon a Time ... in Hollywood" in jeder Sekunde an, lebte sich in dieser Filmwelt im Film aus wie noch nie. Hoch anzurechnen ist ihm dabei, dass sich sein Werk wohltuend von der in der US-Filmbranche grassierenden Selbstbeweihräucherung abhebt. Mit einem furiosen Ende, in dem die zum Nebenstrang degradierten Manson-Morde dann doch noch blutig in den Mittelpunkt rücken, liefert Tarantino gar den Gegenentwurf zum korrekten Wohlfühlkino.

Once Upon a Time ... in Hollywood – Mo. 30.05. – ZDF: 22.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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