Planet Finance
18.04.2023 • 20:15 - 21:05 Uhr
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Produktionsland
NL
Produktionsdatum
2022
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Aus der Parallelwelt der Broker, Banker und Zocker

Von Hans Czerny

Dass Kriege und andere Katastrophen manche glücklich machen, weil sie daran verdienen, haben schon die Großeltern erzählt. Die holländische Dokuserie "Planet Finance" führt erstaunlich anschaulich in die Welt der Banken, Broker und Zocker, in der das Unglück vieler für manche Glück bedeutet.

Die dreiteilige Dokuserie "Planet Finance", eine holländische Produktion mit ZDF und ARTE (2023), verspricht "eine Reise in eine Parallelwelt, eine Welt mit sehr schlechtem Ruf". Nicht zu viel versprochen. Die aufwendige Produktion geht – gar nicht mal hyperkritisch – ganz nah ran an Banker, Broker und private Börsenmakler, die inzwischen per Computertaste ihrerseits Aktiengeschäfte tätigen. Ganz aktuell ist die Serie nicht, die jüngsten Bankenkräche in der Schweiz und in USA kommen noch nicht vor, doch die Beispiele aus der Vergangenheit, insbesondere die Corona-Pandemie und ihre Folgen bieten genug Hintergrund für Abstürze und Momente des Glücks.

"Es gibt eine Welt aus Zahlen, eine Welt, in der man der Klügste oder der Schnellste sein muss. Eine Welt, in der man reich werden kann, wenn man glaubt zu wissen, was die Zukunft bringt." – Was mit einem etwas pathetisch geratenen Kommentar beginnt, löst sich später anschaulich in persönlichen Berichten und Erfahrungen auf. Niedrig kaufen, teuer verkaufen, das ist die Devise, die nicht nur für Warentermingeschäfte gilt.

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Wie man Geld aus Papierfetzen schafft

Da ist der Broker, der vom 11. September 2001 schwärmt und sich ein wenig schämt dabei: "Es war so viel los – mein bestes Jahr überhaupt", so sagt er. Auf steigende oder fallende Zahlen setzen, das ist das ganze Geheimnis, so suggeriert vor allem die erste Folge, "Gier nach Rohstoffen – Wie Corona die Ölmärkte crashte". Sie zeigt einen Ex-Händler, der seine Schäfchen im Trockenen hat und jetzt über Aktiengeschäfte referiert. "Wir schaffen Geld aus Papierfetzen", sagt er und wundert sich aufrichtig wie ein Kind, dass das möglich ist. Dabei ist doch das Öl, mit dem er gehandelt hat, flüssiges Material.

Der Serie der Amsterdamer Regisseurin Marije Meerman erbringt das wertvolle Nass ziemliche Lebendigkeit. Gezeigt werden nicht nur schlaue Broker, sondern auch der Drohnenlenker, der in einem trostlosen Nest namens Cushing in Oklahoma mit der Wärmebildkamera die rostigen Öltanks beobachtet, um seinen Kunden von London bis New York rechtzeitig vor einem Verkaufstermin den Füllstand zu vermitteln. Die Geisterstadt, heute maßgeblich für die weltweiten Lieferpreise, war Anfang des 20. Jahrhunderts mal ein Öl-Hotspot. Eine Pipeline ist noch geblieben und die seltsame Tradition. Vor Rotterdam dümpeln inzwischen prall gefüllte Tanker auf hoher See, um auf die Freigabe ihres Öls zu warten. Aber auch das monatelange Warten zu Zeiten weltweiter Lockdowns kostet Geld, vor allem den Reedereien. Ein aus dem Rotterdamer Hafen herbeigeholter Priester betet dann und wann mit der philippinischen Besatzung – offensichtlich die einzige Abwechslung weit und breit.

Katastophenbonds erfreuen sich großer Beleiebtheit

Dass Cat Bonds nichts mit Katzen zu tun haben, sondern Katastrophenpapiere sind, erfährt man in der zweiten Folge, "Katastrophe zu verkaufen", um 21.05 Uhr. Das Modell erfreut sich seit etwa zehn Jahren steigender Beliebtheit: Versicherungen und Behörden geben das Katastrophenrisiko – mögliche Waldbrände, Überschwemmungen oder Stürme – weiter an die Anleger, die zu wissen glauben, was die Zukunft bringt. Sogenannte Cat Bonds (catastrophe bonds) spekulieren, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass es zu einer Katastrophe kommt und wie viel Schaden sie anrichten könnte. Zu Zeiten des Klimawandels und seiner Auswirkungen fällt die Einschätzung nicht eben leicht.

Um sogenannte Leerverkäufer geht es in der dritten Folge, "Die Aktienzocker". Leerverkäufer wetten mit den Einlagen ihrer Anleger auf fallende Kurse. Der Film stellt Unternehmen vor, die nach dem Börsenhype tief gefallen sind und dabei viele Anleger ruinierten, unter ihnen die Kunden des deutschen Finanzdienstleisters Wirecard.

ARTE sendet drei Teile der insgesamt sechsteiligen holländischen Serie. Sämtliche Teile sind online abzurufen.

Planet Finance – Di. 18.04. – ARTE: 20.15 Uhr


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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