24.02.2025 Natur und Tiere

Alles über Spinnen

Die faszinierende Welt der Spinnen.
Die faszinierende Welt der Spinnen. Fotoquelle: Gettyimages/ Marc Lievre

Eklige Gesellen mit langen, haarigen Beinen. Giftige Angstmacher, die sich am liebsten in dunklen Ecken aufhalten. Mütter, die ihre Gatten und ihre Kinder fressen. Die Liste der Abscheulichkeiten, die jedem von uns zu Spinnen einfallen, ist ebenso lang wie falsch. Zumindest in großen Teilen.

Über 40.000 Spinnenarten gibt es auf der Welt – nur gut ein Dutzend kann dem Menschen gefährlich werden. Und dennoch haben wir über die Jahrtausende eine obskure Abneigung gegen diese faszinierenden Tiere entwickelt. Dennoch lebt so ziemlich jeder von uns in einer WG mit einem oder mehreren der Achtbeiner. Unser Ekel mag etwas mit dem Jagdverhalten der Krabbler zu tun haben. Spinnen fangen ihre Beute per Netz oder Überfall und injizieren ihr dann mit ihren Kieferwerkzeugen ein mal stärkeres, mal schwächeres Gift, das die Opfer zunächst lähmt. Anschließend verabreichen sie den Beutetieren den Verdauungssaft, der die Opfer innerlich auflöst, damit die Spinne sie aussaugen kann. Schon vor 350 Millionen Jahren, während des Karbons, krabbelten ihre Vorfahren über die Erde – das belegen Fossilienfunde. 

Letztlich ist die Art ihrer Nahrungsbeschaffung also ein Erfolgsmodell. Und überhaupt: Wer mal gesehen hat, wie ein Löwe ein Zebra erlegt, sollte sich auch nur schwer mit dem Titel „König der Tiere“ anfreunden können. In unseren Breitengraden sind es Kreuzspinnen, Zitterspinnen, Winkelspinnen, Wespenspinnen, Wolfsspinnen oder Kugelspinnen, mit denen wir es am häufigsten zu tun haben. Keine davon kann uns wirklich gefährlich werden. Doch woher kommt der Ekel? Denn mal ehrlich: Sind wir von der Kreuzspinne im Garten, die in der Mitte ihres kunstvollen Netzes sitzt und mit ihrem beeindruckenden Rückentattoo wie eine Skulptur wirkt, noch beeindruckt, so herrscht beim Anblick der teils zehn Zentimeter großen und mit ihren langen behaarten Beinen hinter Garagentoren oder unter Sofas hockenden Winkelspinne oftmals akuter Kreischalarm. 

Die Zitterspinne hingegen sieht zwar fragil und durch ihre Zitterbewegungen irgendwie ulkig aus, ist aber der Winkelspinne nicht selten überlegen. Eher im Garten findet sich die Wespenspinne, die nicht nur wegen ihrer Maserung so genannt wird, sondern auch, weil sie die geflügelten Räuber mit der prägnanten Taille gerne verspeist. Die Wolfsspinne mit ihren acht unheimlichen Augen baut kein Netz, sondern lauert ihrer Beute aus Erdlöchern oder Spalten heraus auf. Menschen wird ein Spinnenbiss nur selten gefährlich, da die meisten Tiere gar nicht in der Lage sind, unsere Haut zu durchbeißen. Zudem ist die Giftkonzentration zu schwach, um uns größeren Schaden zuzufügen. Ausnahmen sind erstens Allergiker und zweitens Menschen, die vom hierzulande manchmal anzutreffend Ammen-Dornfinger gebissen wurden. Dessen Biss ist extrem schmerzhaft, wenn auch nicht sonderlich folgenreich. Selbst die seit einigen Jahren auch in Deutschland häufiger auftauchende Nosferatu-Spinne ist nicht wirklich gefährlich für den Menschen, obwohl sie zubeißt, wenn sie in die Enge getrieben wird.

Die meisten Spinnen sind Einzelgänger. Manchmal kommt es sogar vor, dass die Weibchen die Männchen nach der Paarung töten. Das macht sie allerdings nicht zu abgrundtief bösen Bestien – die Natur hat für die Männchen schlicht keinen weiteren Lebenssinn mehr gesehen. Ohnehin liegt die Lebenserwartung der meisten Spinnen lediglich bei ein bis drei Jahren. Nicht gerade üppig, wenn auch nicht ungewöhnlich. Und bei aller natürlicher Rohheit hat es schon etwas Herzerweichendes, wenn man sieht, wie die Wolfsspinnenmama ihren Nachwuchs oft tagelang mit sich herumschleppt, bis die Kleinen flügge werden. Spinnenforscher haben sogar nachgewiesen, dass sich einige Arten zu Herdentieren entwickeln können, wenn man sie daran gewöhnt. So waren die Forscher verblüfft, als sie feststellten, dass die Spinnen Netze zusammen bauten, gemeinsam für den Nachwuchs sorgten und die Kolonie strategisch verteidigten.

In Deutschland kommen mehr als 1000 Spinnenarten vor. Wenn es draußen kalt ist, suchen sich viele der geschickten Räuber ein warmes Plätzchen im Haus und beschützen ihre Gastgeber unter anderem vor größeren Mengen solcher Plagegeister wie Mücken, Bremsen oder Schnaken. Deshalb sollte man die nützlichen Tiere auch nicht umbringen oder verscheuchen