Trinkgeld, klar, da kennen wir uns aus. Man kommt ja rum in der Welt und weiß: Der Kofferträger erhält einen Euro pro Gepäckstück; dem Wirt dagegen gewährt man kein Trinkgeld, ebenso wenig dem Bootsverleiher. Dem Stadtführer aber vielleicht doch? In jeder Besuchergruppe wird früher oder später angefangen zu sammeln.
In der Trinkgeldgabe offenbart sich der Egoist
In Skandinavien reichen zehn Prozent Trinkgeld dicke. Im Süden dürfen es auch 15 Prozent sein. Aber warum überhaupt?
Wofür erhalten Kellner, Barkeeper, Frisöre einen Geldbetrag, den man ihnen nicht schuldet? Oder im Hotelzimmer: Das Trinkgeld erfolgt im Nachhinein, bei der Abreise, wenn die Leistung erbracht ist und das Zimmermädchen sich nicht mehr beeinflussen lässt.
Robert H. Frank, Business-Ethiker aus New York, behauptet: In der Trinkgeldgabe offenbare sich der Egoist, der seinem
Ich schmeichle, indem er sich anderen gegenüber zu einer kleinen Anerkennung herablasse ...
Das ignoriert zwar aufrichtige Dankbarkeitsgefühle, trotzdem steckt in Franks These das Prinzip des Trinkgelds: Als Relikt alten Standesdenkens wird immer von oben nach unten gegeben. Undenkbar, dass ein Fahrer seinem Chef, den er chauffiert, ein Trinkgeld gibt.