29.07.2024 Arzt-Kolumne

Restless Legs Syndrom: Das kann helfen

Von Dr. Julia Fischer
Dr. Julia Fischer moderiert mittwochs um 
20.15 Uhr die SWR-Gesundheitssendung 
„Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der 
Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host 
des neuen ARD Gesund YouTube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen
Dr. Julia Fischer moderiert mittwochs um 20.15 Uhr die SWR-Gesundheitssendung „Doc Fischer“, ist Buchautorin („Medizin der Gefühle“) und medizinische Expertin in Talkshows wie „hart aber fair“ (ARD). Als Host des neuen ARD Gesund YouTube-Kanals erklärt sie anschaulich medizinische Themen Fotoquelle: SWR

Vor 20 Jahren fing es plötzlich an: Der Betroffene aus meiner Sendung spürte damals zum ersten Mal ein Gefühl von Unruhe in seinen Beinen und einen immensen Bewegungsdrang. Der Schmerz wurde über die Jahre immer schlimmer. 

„Zuletzt waren die Schmerzen so stark, dass ich wirklich dachte, mir zieht jemand den Knochen am Knie nach unten, die Knochen aus dem Körper raus. Das ist wie eine Folter”, erzählt der 69-Jährige. Ein Neurologe diagnostiziert schließlich das sogenannte Restless Legs Syndrom. Das Restless Legs Syndrom, kurz RLS, ist eine chronische Erkrankung des Nervensystems, bei der es zu Bewegungsunruhe und Missempfindungen in den Beinen kommt, vorwiegend abends und nachts. Die Ursachen sind bislang ungeklärt. Drei Faktoren tauchen in diesem Zusammenhang aber häufiger auf: genetische Veranlagung, Eisenmangel und eine Störung im Dopamin-Haushalt. Zudem können Begleiterkrankungen wie Niereninsuffizienz, Parkinson oder Multiple Sklerose das Restless Legs Syndrom mitverursachen.

Betroffene kommen insbesondere nachts nicht zur Ruhe, sind tagsüber erschöpft. Vielen hilft nur eines: ständig in Bewegung bleiben. „Man läuft dann im Haus Treppe rauf, Treppe runter. Ich bin im Kreis gelaufen, bis ich 1000 Schritte hinter mir hatte. Das hat dann etwas Milderung geschaffen, aber es war nie weg.”

Zwar gibt es verschiedene Medikamente, die haben dem Patienten aus unserer Sendung aber langfristig nicht geholfen. Eine Erfahrung, die viele machen, weiß der Neurologe Dr. Christian Dresel vom Universitätsklinikum Mainz: „Viele RLS-Patienten machen leider den Fehler: Sie denken, wenn sie mehr Beschwerden haben, müssten sie einfach mehr Medikamente nehmen, um ihre Beschwerden zu behandeln. Das führt aber beim RLS in vielen Fällen dazu, dass es zur sogenannten Augmentation kommt, also dass die Beschwerden nicht mehr so gut auf die Medikamente ansprechen.”

Der 69-Jährige wurde stationär aufgenommen. Alle seine Medikamente wurden erstmal abgesetzt und er wurde medikamentös komplett neu eingestellt. Seitdem geht es ihm viel besser. „Ich bin ruhiger, ich bin ausgeglichener. Das Leben hat sich verbessert.“ Neben Medikamenten helfen laut ärztlicher Leitlinie Bewegungstraining wie Fahrradfahren oder Yoga sowie Gleichstromstimulation mit Elektroden oder Infrarot-Therapie. Maßnahmen wie Akupunktur oder Therapien in Kältekammern können aufgrund der derzeitigen Datenlage nicht generell empfohlen werden.