31.05.2021 Besser leben

Die Geheimnisse der Kräuterfrau

Von Lara Hunt
Kräuterfrau Marianne Frielingsdorf.
Kräuterfrau Marianne Frielingsdorf. Fotoquelle: Mark Rosenfeld

Marianne Frielingsdorf hat einen Garten voller Kräuter und Heilpflanzen. Das Wissen darüber ist bei vielen verschwunden. Die Lindlarerin gibt es weiter.

Als Kind musste Marianne Frielingdorf regelmäßig auf dem Feld helfen. "Damals war das normal", sagt die 67-Jährige aus Lindlar im Bergischen Land. Standardaufgabe für die Kleinsten: Unkraut jäten. Frielingsdorf fand es immer schade, das Unkraut einfach rauszureißen. Sie nahm es mit nach Hause, blätterte in Büchern und fand heraus, dass einige der Pflanzen durchaus zu gebrauchen sind.

Mit Mitte 20 fing sie an, alles, was sie über Pflanzen und ihre Wirkung in die Finger bekommen konnte, zu lesen – und das, was sie las, in die Praxis umzusetzen. Mit Erfolg. Nur einmal ging etwas schief, als sie noch als Kind ihre ersten Versuche machte. "Mein Vater sagte, Holunder sei gesund", erinnert sie sich. Sie setzte sich in den Holunderstrauch und fing an, zu naschen. Allerdings ist roher Holunder giftig. Tagelang hatte sie Bauchkrämpfe. Bis heute hat sie Respekt vor der Pflanze. "Man muss die Pflanzen kennen, um sie zu schützen", sagt Frielingsdorf gerne. Das gilt wohl auch andersrum. Ihr Wissen um die Pflanzen gibt Frielingsdorf, in der Region als "Kräuterfrau" bekannt, weiter – bei Seminaren im Lindlarer Freilichtmuseum, in Büchern, manchmal auch im WDR. prisma hat sie einen Blick in ihren Garten gestattet, in dem so manches Wunderkraut wächst.

Expertenrat einholen

Gänsefingerkraut soll gegen Durchfall und bei Entzündungen helfen, die Aronia (Apfelbeere) soll das Immunsystem stärken. Der Meerrettich wurde kürzlich von einem Verein wegen seiner Bedeutung als natürliches Antibiotikum zur Heilpflanze des Jahres gekürt. Wer sich mehr mit Kräutern oder Pflanzen beschäftigen will, sollte zunächst eine Fachperson zurate ziehen oder ein entsprechendes Seminar besuchen. Denn die Verwechslungsgefahr ist bei einigen Heilkräutern groß.

Kleines Kräuter-Lexikon

Scharbockskraut Scharbockskraut darf, wenn es blüht, nicht gegessen werden. Das Hahnenfußgewächs enthält viel Vitamin C und wurde früher mit auf Schiffe genommen und dort gegessen, um Skorbut vorzubeugen.

Gundermann Ein Kraut so edel, dass es als "Herr Gundermann" angesprochen wurde. Die Pflanze wurde regelrecht verehrt und war früher immer in Hausnähe zu finden. Denn der Herr Gundermann ist ein wahrer Alleskönner. Bei Eiter, Furunkeln oder Geschwüren wurde er zu Pflanzenbrei verarbeitet und auf die Wunde gelegt. Auch heute setzt ihn Marianne Frielingsdorf bei Entzündungen an Finger oder Zeh an – mit Erfolg. Der Bodendecker wächst darüber hinaus beinahe überall, fühlt sich unter Himbeeren ebenso wohl wie im Blumenkasten.

Behaartes Schaumkraut Das Behaarte Schaumkraut ist bei vielen als Gartenunkraut verschrien. Dabei schmeckt es wie Radieschen und peppt jeden grünen Salat auf. Am besten aber, bevor es blüht, denn sonst ist der Stängel hart. Notfalls kann man ihn aber abtrennen. Das behaarte Schaumkraut enthält Senföle, die die Verdauung anregen und den Körper im Frühjahr fit machen.

Giersch Der Giersch wurde früher als Hausmittel gegen Rheuma und Gicht eingesetzt. Man kann ihn als Suppengrün-Ersatz verwenden. Getrocknet unter Salz gemischt hat man ein schmackhaftes Würzmittel für Gemüse mit wohltuender Wirkung. Bärlauch Bärlauch werden viele kennen. Aber was hat es mit dem Namen auf sich? "Der macht stark wie ein Bär", erklärt Frielingsdorf. Das gilt, sagt sie, für alle Pflanzen, die das "Bär" im Namen haben. Darüber hinaus wirkt Bärlauch, der sich zum Beispiel in Pesto verarbeiten lässt, verdauungsfördernd.

Spitzwegerich "Spitzwegerich muss im Garten sein", sagt Frielingsdorf. Die Pflanze bietet Erste Hilfe: Wer von einer Wespe oder Biene gestochen wurde, sollte die Blätter in der Hand zerreiben und dann auf den Stich geben. Der Spitzwegerich lindert den Schmerz. Übrigens hilft er auch, wenn man ihn als Paste bei Schwellungen durch Verletzungen aufträgt.

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