Dass auf das Publikum im Capitol Theater ein Gag-Feuerwerk der besonderen Art wartet, wird gleich ganz zu Beginn des neuen Musicals deutlich. Die Zuschauer werden gebeten, ihre Smartphones lautlos zu schalten, bevor sich der Vorhang hebt. Nichts ungewöhnlich eigentlich, man kennt das Vorgehen mittlerweile aus anderen Theaterhäusern und Kinos. Doch als sich der Vorhang hebt, gibt es die Ansage nochmal – als Teil des Stücks, vorgetragen von Daniel Hillard, einem Schauspieler, der ein wenig zu eifrig bei der Sache ist und kurzerhand gekündigt wird. In dieser Einstiegsszene wird auch gleich das große Talent von Thomas Hohler, der Daniel und damit auch Kindermädchen und Kunstfigur Mrs. Doubtfire spielt, deutlich: Er kann unfassbar viele Stimmen nachmachen – von Gollum aus „Der Herr der Ringe“ bis hin zu Kult-Schwamm Spongebob.
Die Lacher hat er damit schon mal auf seiner Seite. Die Herzen der Zuschauer gewinnt er allerspätestens in der bald schon folgenden Szene vor Gericht, in der Daniel nach der Scheidung von seiner Frau das Sorgerecht für die drei gemeinsamen Kinder verliert. Um sie weiterhin sehen zu können, nimmt er alles in Kauf – und tritt deshalb eine Stelle als Kindermädchen im Haushalt seiner Exfrau Miranda an. Mit muffiger Strickjacke, biederem Karo-Rock und Perücke lässt er sich von seinem Bruder und dessen Ehemann, die praktischerweise beim Film arbeiten und sich mit Makeup und Co. auskennen, verwandeln. Fortan sieht man nicht mehr nur Daniel über die Bühne wirbeln, sondern auch das großmütterliche schottische Kindermädchen Euphegenia Doubtfire, die frischen Wind in den Haushalt der Hillards bringt.
Es ist wirklich der Wahnsinn, was einem da geboten wird. Und Wahnsinn, dass man das einem einzigen Schauspieler zumutet! Das findet auch Thomas Hohler, der die Rolle als die größte Herausforderung seiner bisherigen beachtlichen Karriere bezeichnet. „Das Spektrum deckt einfach alles ab, was man sich vorstellen kann und noch ein bisschen mehr. Wir wissen alle, dass man als Musicaldarsteller singen, tanzen, schauspielern und manchmal alle drei Sachen gleichzeitig machen muss. Aber hier kommt noch ein Tanz mit einem Staubsauger hinzu“, erzählt Hohler. Und als wäre das nicht allein schon genug, gibt es auch noch ständig Outfitwechsel – manchmal sogar vier- bis fünfmal innerhalb einer Szene. „Das ist die umfangreichste Rolle, die ich je gesehen habe. Ich hätte nicht gedacht, dass einem Darsteller so etwas auf einer Bühne zugemutet werden kann – im positiven Sinne“, meint Thomas Hohler, der unter anderem schon in „Anastasia“ und „Goethe!“ zu sehen war.
In „Mrs. Doubtfire“ brilliert der in Bottrop geborene Musical-Darsteller einmal mehr und liefert von Anfang an so eine starke, sympathische Performance ab, dass man gar nicht in die Versuchung kommt, ihn mit Robin Williams zu vergleichen. Was auch einfach gar nicht nötig ist. Wer sich das Stück im Capitol Theater anschaut, bekommt ein buntes Potpourri mitreißender Songnummern geboten – die Genre-Bandbreite reicht dabei von Pop, Jazz bis hin zu Rap und Flamenco. Das Stück ist bis in die Nebenrollen stark besetzt – vor allem das Bruder-Ehemann-Duo sorgen für einige Lacher. Beeindruckend ist ebenfalls, was die Kinderdarsteller abliefern.
Doch egal, wie laut und lustig das Stück ist, am Ende dreht es sich um das Thema Liebe und den Zusammenhalt innerhalb einer Familie, auch in schweren Zeiten. Und zum Glück haben sich auch die Macher des Musicals an die Filmvorlage gehalten, bei der schon damals Robin Williams darauf bestand, dass die Eltern zum Schluss nicht wieder zusammenkommen. Denn so sieht eben die Realität für die allermeisten Scheidungskinder aus. „Mrs. Doubtfire ist eins der besten Familien-Musicals seit Langem. Die Kinder finden es witzig, wenn Daniel sich als Kindermädchen verkleidet. Die Show hat eine Comedy-Dichte, wie ich sie selten erlebt habe. Im Sekundentakt muss man da einfach lachen. Auch die Kinder“, meint Thomas Hohler und ergänzt: „Gleichzeitig wird vermittelt, dass immer die Liebe im Mittelpunkt steht. Egal, wie eine Familie gebaut sein mag, es gibt immer jemanden, der auf die Kinder aufpasst.“
Mehr Infos und Tickets unter www.mrsdoubtfire.de