prisma hat Tarja Turunen, ehemalige Sängerin der Band "Nightwish", zu einem interessanten Gespräch getroffen.
Tarja, Du gehst knapp zwei Dekaden nach Deiner Trennung von Nightwish mit dem Gesangspartner aus dieser Band, Marko Hietala, auf Tour. Bist Du mit ihm über die vielen Jahre in Kontakt geblieben?
Ich habe tatsächlich für mehr als ein Jahrzehnt gar keinen Kontakt zu Marko gehabt, nachdem ich 2005 aus der Band geworfen worden bin. Viel Jahre habe ich nichts von ihm gehört, bis ich eines Tages eine Einladung zu einem finnischen Weihnachtsprojekt bekam, an dem er ebenfalls mitwirkte. Wir haben Avé Maria zusammen gesungen. Er erschien nicht zur Probe, weil er wohl seinen Zug verpasst hatte. Und ich dachte nur: Oh je, das kann ja was werden! Kurz vor der Show klopfte er schließlich an meine Garderobe, ich öffnete, wir umarmten uns kurz, und er meinte nur: ‚Bis gleich auf der Bühne“, das war unser erstes Treffen nach zwölf Jahren (lacht).
Anscheinend ist damals alles gutgegangen.
Oh ja. Das war ein wirklich berührendes Erlebnis. Die Tour fand in großen Arenen statt. Und eines Abends stand er nach der Show vor mir und entschuldigte sich für das, was mir die Band damals angetan hatte. Ich weinte wie ein kleines Mädchen. Seitdem stehen wir in Kontakt.
Wie ging es dann weiter?
Eines Tages sah ich, dass wir auf dasselbe Festival in der Schweiz gebucht worden waren und schrieb ihm eine Nachricht mit der Bitte, „Phantom Of The Opera“ gemeinsam zu performen. Er lies sich mit der Antwort einige Monate Zeit (lacht), aber schließlich willigte er ein, und es wurde ein wunderbares Erlebnis.
Wird es ein gemeinsames Album von euch beiden geben?
Haha, wir werden sehen. Aktuell genießen wir erstmal die gemeinsame Tour und schauen, was noch weiter passieren kann.
Im Grunde könnten die ehemaligen Nightwish-Mitglieder doch schon beinahe eine eigene gemeinsame Band gründen, oder?
Na ja, wir sind ja alle nicht stehengeblieben. Das, was ich momentan mache, genieße ich total. Die Zeit mit Nightwish war sicherlich wichtig für mich, aber ich lebe nicht in der Vergangenheit, sondern schaue nach vorne. Ich bin immer meinem Herzen gefolgt, denn das ist der einzige Weg für einen Künstler, vor allem für eine Sängerin: Singe das, was du singen willst, denn dann wird es auch gut.
Dennoch hat Dein Stil, Dein ganzes Auftreten und Image so viele Türen für Frauen in der Rockmusik geöffnet. Gab es viele Anfängerinnen, die Dich um einen Rat gebeten haben?
Ich hatte damals einfach Glück. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich meine Stimme in so jungen Jahren trainieren und die Erfahrung machen durfte, mit einer Band auf Tour zu gehen. Als ich in Argentinien gelebt habe, hatte ich einige Gesangsschüler, die mich gefragt haben, wie ich zu diesem oder jenem Aspekt stehe. Aber es waren eher erfahrene Sänger, die mich auf Tour gefragt haben, was ich für meine Stimme tue.
Ein wenig stiltreuer war die Rock Meets Classic Tour.
Das war eine der wunderbarsten Touren, die ich in meiner Karriere machen durfte. Dass ich mit Leuten von Supertramp auf der Bühne stehen konnte, war so eine Art Kindheitstraum. Ich kann nur positive Dinge darüber berichten.