03.11.2025 Geheimnisvolle Tengger

Freitags trägt man Batik

von Martina Katz
Java ist die bevölkerungsreichste Insel Indonesiens und ein Paradies traditioneller Kultur. Wer über das Tempeldach des gigantischen Borobudur spaziert oder zum Sonnenaufgang am Vulkan Bromo steht, wird viel über das ganze Land erfahren.

Agung Prastiyo sitzt auf einer Bank vor seinem gelb getünchten Haus. Der Chef des ostjavanischen Tenggerdorfes Tlogosari blickt auf die Bergwelt des Nationalparks Bromo-Tengger-Semeru und auf den berühmtesten Vulkan Indonesiens, den Gunung Bromo, der sich am frühen Morgen mystisch durch einen Wolkenschleier schiebt. „Heute gibt es viel zu tun. Ich muss mich um die Formalitäten einer Hochzeit kümmern, für einen Dorfbewohner einen neuen Pass beantragen und eine Familie beraten, die in unseren Ort ziehen will“, sagt der 34-Jährige.

Die Tengger leben seit acht Jahrhunderten auf Java, der Großteil als Hindu-Buddhisten rund um den aktiven Vulkan Bromo. Obwohl sie als Nachfahren des Majapahit-Königreichs gelten, das Ostjava bis zum 15. Jahrhundert regierte, sind sie in dem Vielvölkerstaat kaum bekannt. „Weil wir weder Politiker noch bekannte Schauspieler oder erfolgreiche Sportler hervorgebracht haben“, sagt Prastiyo. Dabei zählt die javanische Ethnie mehr als eine halbe Million Menschen und folgt uralten Traditionen: Man spricht mit Tenggerisch eine eigene Sprache, verehrt den Bromo als heilige Stätte und glaubt an einen Berggott, dem man Opfer bringt.

Auf der nahen Aussichtsplattform Panajakan 1 in 2770 Metern Höhe haben sich inzwischen Dutzende Naturliebhaber versammelt. Es ist kalt. Wer eine Kapuze hat, stülpt sie über den Kopf. Wer heißen Tee mitgebracht hat, nimmt einen Schluck. Schon morgens um vier Uhr quetschen sie sich mit ihren Jeeps die schmale Bergstraße empor, wandern die restlichen Kilometer strammen Schrittes, um den besten Vogelperspektiven-Blick auf das Naturschauspiel zu erhaschen. Eine Sonne, die sich langsam wie ein Feuerball erhebt, wabernder Morgendunst über dem Bromo und daneben ein gewaltiger Vulkan Semeru, der Rauchschwaden in den blauen Himmel speit. Manche werfen anschließend Sträuße des seltenen Java-Edelweiß vom Kraterrand in den Bromoschlund, damit Wünsche in Erfüllung gehen.

Götterverehrung ist auch in Zentraljava üblich. In Borobudur, dem ehemals geistlichen Zentrum des Buddhismus auf Java, zeigen mehr als 1400 Reliefs Buddhas Leben. Drei Kilometer würden die kunstvollen Steinarbeiten auf dem gigantischen Tempel messen, wären sie aneinandergereiht. Warum die wundervolle Anlage einst verlassen wurde, weiß niemand. Als der Forscher Thomas Stamford Raffles sie während der kurzen britischen Kolonialzeit vor rund 200 Jahren entdeckte, staunte er nicht schlecht. Ein Teil eines Schreins ragte aus dem Erdboden. Sofort ließ er den Dschungelbewuchs entfernen und den gesamten Tempel ausgraben. Doch das Interesse währte nicht lang, auch weil holländische Besatzer Java übernahmen. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde das Kulturgut schließlich generalüberholt, Stein für Stein abgetragen und in 15-jähriger Bauzeit wieder zusammengesetzt.

Das Tor in den Norden ist die Provinzhauptstadt Yogyakarta. Mehr als 300 Werkstätten stellen in Indonesiens Batik-Zentrum die edlen Stoffe her. Eine davon ist die Raradjonggrang Batik Factory. „Seit 44 Jahren zeichne ich mit einem Bleistift typisch javanische Motive auf Baumwollstoffe und Seide“, sagt Maler Surti Asmara. Seine Kollegen ziehen die Linien anschließend mit dem Canting, einem Wachsmalgerät aus Holz und Kupfer, nach. Das Tuch wird in Farbe getaucht, Stellen mit weiterem Wachs abgedeckt, wieder eingetaucht. „Wenn am Ende alle Farben auf dem Stoff sind, entfernen wir das Wachs in kochend heißem Wasser. Mindestens zwei Monate dauert so die Herstellung eines traditionellen Batiktuchs“, ergänzt der 64-jährige Asmara. Ein krisensicherer Job, denn die Regierung versucht, ihre 1000-jährige Batikkultur zu erhalten, und hält deshalb die Bevölkerung an, am Freitag Batikkleidung zu tragen. Im Büro, in der Schule, in der Freizeit. Und die Indonesier halten sich daran.

Auch im Sultanspalast von Yogyakarta wird der Batikkult großgeschrieben. Die klassische javanische Hofarchitektur besteht aus Wohnhäusern, einer Moschee und Museumsgebäuden. Jeder der Bediensteten trägt Batik-Udeng, Batik-Sarong und einen Kris, den traditionellen Dolch. Den allerdings versteckt auf dem Rücken, das sieht freundlicher aus.

INFO
Veranstalter:
Tischler Reisen bietet eine siebentägige deutschsprachige Minigruppen-Überlandreise ab Yogyakarta bis Südbali an. Preis ab 1260 Euro bei zwei Personen. Inklusive sind Unterkunft und Transfers. www.tischler-reisen.de
Bei Gebeco ist die 17-Tage-Erlebnisreise „Indonesische Inselträume“ ab 2695 Euro inklusive Flug buchbar: www.gebeco.de.
Studiosus hat eine 21-tägige Studienreise ab 5250 Euro inklusive Flug im Angebot, die die Inseln verbindet: www.studiosus.com.
Ikarus Tours bietet eine elftägige Java-Bali-Überlandreise ab 2925 Euro (mit Flug): www.ikarus.com