28.11.2023 Drei Sendungen in drei Wochen

Jenke im Dreierpack: KI, Zucker und Verbrechen

Von Julian Lorenz
Journalist Jenke von Wilmsdorf ist bald mit drei neuen Sendungen auf ProSieben zu sehen.
Journalist Jenke von Wilmsdorf ist bald mit drei neuen Sendungen auf ProSieben zu sehen. Fotoquelle: picture alliance / Flashpic | Jens Krick

Im November und Dezember wird Jenke auf ProSieben mit drei unterschiedlichen Sendungen zu drei aktuellen Themen zu sehen sein. Wir haben mit dem TV-Journalisten über seine Sendungen gesprochen.

Du bist bald mit gleich drei neuen Folgen deiner Sendungen auf ProSieben zu sehen. War das eine stressige Zeit für dich?

Das war auf jeden Fall anstrengend, denn alle drei Sendungen wurden parallel produziert. Mal abgesehen von den vielen Drehtagen, die drei Produktionen verlangen, war auch der ständige Wechsel zwischen den Themen sehr fordernd. Aber wir haben uns gemeinsam mit dem Sender entschieden, im November noch einmal drei Themen, die uns besonders wichtig und dringlich sind, gebündelt zu senden. In diesem Fall hat es also Sinn gemacht. Aber es wird keine Dauerlösung sein, mehrere Filme gleichzeitig zu produzieren.

In deinem neuen Selbstexperiment konsumierst du große Mengen an Zucker. Was hat das mit dir gemacht?

Man muss allem voran schicken, dass jedes Experiment eine gesellschaftliche Relevanz erfordert. Es ist nicht so, dass ich sage: Jetzt erstmal viel Zucker essen, weil das irgendwie spannend oder lustig ist oder gar provoziert. Unser Thema muss zu dem jeweiligen Zeitpunkt, wenn wir uns mit dem Experiment auseinandersetzen, ein großes Thema sein oder in absehbarer Zeit werden. Unser Zuckerkonsum ist ein riesiges Problem. Jeder zweite Deutsche ist mittlerweile übergewichtig, jeder Fünfte sogar adipös. Jeder zehnte Deutsche leidet an Diabetes Typ 2. Natürlich stecken hinter diesen Entwicklungen gleich mehrere Gründe, aber Zucker spielt da eine entscheidende Rolle. Aktuelle Recherchen haben ergeben, dass wir Deutschen weltweit Spitzenreiter beim Zuckerkonsum sind. Die WHO empfiehlt 50 Gramm Zucker am Tag, der Deutsche konsumiert das Doppelte. Was macht das mit unserer Gesundheit? Und sind wir schon alle zuckersüchtig, weil Zucker abhängig macht? Diese und weitere Fragen wollten wir klären und so habe ich ein Experiment gestartet und mich auf die Reise gemacht.

Ich habe meinen Zuckerkonsum für zehn Tage lang völlig übertrieben und das Zehnfache dessen zu mir genommen, was der Durchschnittsdeutsche täglich an Zucker konsumiert, so aß und trank ich jeden Tag etwa 1 Kilo zuckerhaltige Lebensmittel. Das Experiment hatte unterschiedliche gesundheitliche Auswirkungen. Es ging los mit Magenschmerzen, Übersäuerung, mit Sodbrennen, Kopfschmerzen, mit Aggression und Schlafstörungen. Doch schnell kamen ernsthafte körperliche Veränderungen hinzu, was selbst den Ärzten Sorgen bereitete. Zucker kann sehr schädlich sein, wenn man die Dosis überschreitet.

Mit solchen Experimenten schadest du deiner Gesundheit. Warum bist du bereit, dieses Risiko einzugehen?

Ich kalkuliere immer das Risiko, bereite mich gründlich vor und lasse mich vor jedem Experiment medizinisch gründlich durchchecken. Natürlich ist das nichts, worüber sich mein Körper freut. Ob ich jetzt Alkohol konsumiere, zu viel Zucker esse oder wochenlang intensiv faste – immer ist es eine große Herausforderung für meinen Körper und meine Psyche; das ist bei jedem Experiment so. Da ich mich aber immer nur über einen bestimmten Zeitraum quäle, hat sich mein Körper, nach mittlerweile 27 Experimenten, daran gewöhnt, er weiß, dass er kurzzeitig stark gefordert wird, sich danach aber wieder gründlich erholen kann.

Bei JENKE. CRIME beschäftigst du dich mit Verbrechen, die wirklich passiert sind und sprichst mit Personen, die involviert waren. Interessiert dich so etwas auch persönlich?

Ich habe den großen Luxus, dass ich mich hauptsächlich um Themen kümmere, die mich persönlich interessieren. Bei einer klassischen Reportage muss einen das Thema nicht zwingend besonders interessieren. Da recherchiert man gründlichst, überlegt sich seine Erzählform, seine Dramaturgie und macht dann den Film. Meine Formate leben ja immer auch von meiner persönlichen Sicht auf das Thema, meinen Erfahrungen und Erkenntnissen; das ist eine völlig andere Erzählform.

Kriminalgeschichten finde ich sehr spannend, wie die meisten Menschen wohl. Am meisten interessiert mich die Psychologie hinter einem Verbrechen, das Warum und vor allem die Vermeidbarkeit.

Mit welchem Thema setzt du dich in der nächsten Sendung auseinander?

Da geht es um die Mafia in Deutschland. Diese nebulöse Organisation ist ja genau genommen nur ein Überbegriff für verschiedene Gruppierungen der organisierten Kriminalität. Bei uns werden solche Gruppen oft immer noch romantisiert, seltsamerweise ausschließlich die italienischen. Wir alle kennen Filme, wie „Der Pate“ und „Goodfellas“, die für eine Mafiafolklore gesorgt haben. Doch in Wahrheit sind dies keine ehrenwerten Männer, sondern Verbrecher, die weltweit im großen Stil organisierte Kriminalität betreiben; sie sind zu Global Playern geworden, die vom Jahresumsatz mit führenden Konzernen mithalten können. Mich interessiert das Phänomen der organisierten Kriminalität, ihre Struktur, ihre Regeln. Wie wird man zum Mafiosi und wie zum Kronzeugen? Wie gehen wir als Gesellschaft mit der organisierten Kriminalität um? Warum haben wir nicht bemerkt, wie sehr sie unser System infiltriert hat? Warum erkennen nur wenige Politiker die große Bedrohung, die von der Mafia in Deutschland ausgeht? All diesen Fragen bin ich nachgegangen.

True Crime ist ja kein neues Phänomen. Was unterscheidet euch von anderen Formaten?

Was uns unterscheidet ist ein wirklich sehr hochwertiger filmischer Look. Das ist ganz großes Kino, was die Kameraleute und der Cutter da wieder geschaffen haben. Zudem widmen wir uns besonders intensiv der Suche nach extrem starken Gesprächspartnern, die mehr als nur die üblichen Fragen beantworten. Wir bohren tiefer, konfrontieren Menschen mit ihrer Vergangenheit, wie den Mafiakiller, den ich traf, der an über 70 Morden beteiligt war. Auf unserer Spurensuche reisen wir an die Orte der Verbrechen, bis hin zur Wiege der Mafia. Aber man muss fair bleiben: all diese Möglichkeiten haben wir nur, weil wir für die Primetime, also die beste Sendezeit produzieren.

Deine dritte Sendung beschäftigt sich mit einem der großen Themen der Gegenwart, nämlich KI. Welchen konkreten Fragen gehst du in der Sendung auf den Grund?

Die dringlichste Frage ist ja die: Wie gefährlich ist KI? Sollen wir Angst vor ihr haben? Sollen wir erwartungsvoll sein? Wie ist denn das erste Gefühl, das jeder von uns spürt, wenn er von künstlicher Intelligenz hört? Das ist die Grundfrage, der ich nachgehe. Dabei zeige ich auch: KI ist kein neues Phänomen, sondern steckt in unserer Technologie, unseren Autos und Computern, von den meisten unbemerkt seit langer Zeit. Es gibt so viele KI-gesteuerte Anwendungen, die wir nutzen, ohne es zu wissen. Erst durch ChatGPT haben wir alle eine Ahnung bekommen, zu was die KI fähig ist und wo die Gefahren lauern.

Ganz plakativ gefragt: KI – Chance oder Risko?

Beides. Aber damit die Risiken nicht überwiegen, müssen dringend Regularien geschaffen werden. Wir müssen regeln, was die KI darf und was sie nicht darf. Wir müssen Ethik und Moral berücksichtigen und internationale Gesetze verabschieden. Aber ich zweifle sehr daran, dass sich Letzteres umsetzen lässt, weil jeder Staat seine ureigenen Interessen hat und gerade das Militär besonders an der KI-Forschung interessiert ist. Wir müssen die Grenzen der KI festlegen. Wir müssen darüber offen diskutieren. Jetzt.

Man merkt schon, dass KI ein vielfältiges Thema ist. Wohin haben dich denn deine Recherchen geführt?

Wir in Deutschland sind beim Thema „künstliche Intelligenz“ gar nicht mal so schlecht aufgestellt. Das kriegt man gar nicht so mit, weil die meisten immer nach Amerika oder China schielen. Dabei findet bei uns seit längerem eine intensive Forschung statt; in der Medizin zum Beispiel, Ich habe mit KI erfahrenen Mediziner und Entwicklern gesprochen, die KI einsetzen, um Krankheiten früher erkennen und erfolgreicher behandeln zu können. Da liegt sehr ein großes Potential. Krankheiten, an denen wir heute oft scheitern, wie zum Beispiel Alzheimer Demenz oder Krebs, bekommen durch KI einen sehr ernstzunehmenden Gegner. Das wird ein großer Schritt in der Medizin werden.

Aber wir haben auch das Gespräch mit Skeptikern gesucht. In New York traf ich einen Aktivisten, der vor der grenzenlosen Überwachung warnt. Gerade in seinem New Yorker Stadtteil, in dem hauptsächlich Afro-Amerikaner leben, gibt es die meisten Überwachungskameras in ganz Amerika. Und die Verantwortlichen, die die KI mit Daten füttern, sind meist weißer Hautfarbe. So entsteht ein erschreckendes Ungleichgewicht, weil diese KI dort häufig mit rassistischen Vorurteilen gefüttert wird und Unschuldige anderer Hautfarbe unter Generalverdacht stellt. Außerdem habe ich mir die Entwicklung im militärischen Bereich angesehen, einen Drohnenhersteller in Texas besucht und mit ihm über die Zukunft der Militärtechnik gesprochen.

Auch mit der deutschen Bildungsministerin haben wir uns über wichtige Fragen zum Thema KI ausgetauscht. Was müssen wir in Deutschland beachten? Wo können wir KI einsetzen? Sind wir überhaupt schon so weit? Die Bundesregierung schläft ja seit Jahren bei der Digitalisierung, doch die brauchen wir für eine ernstzunehmende KI Forschung und Entwicklung.

Das Internet hat mir verraten, dass du nicht immer Reporter warst, sondern eigentlich eine Schauspielausbildung gemacht hast.

Ja, das ist aber so lange her. Ich habe ich in den 80er Jahren eine Schauspielausbildung gemacht und dann 15 Jahre lang Theater gespielt. Parallel dazu war ich in den meisten Fernsehserien der damaligen Zeit dabei. Doch wie gesagt: das ist verdammt lang her. Meinen letzten Auftritt als Schauspieler hatte ich vor 23 Jahren.

Warum hast du dich entschieden, TV-Journalist zu werden?

Dieser Beruf hat MICH gefunden. Ich habe damals am Theater gespielt und hatte zunehmend Probleme mit dem Fließbandbetrieb, der schon damals am Theater herrschte. Alle vier Wochen gab es eine Premiere; abends habe ich das eine Stück gespielt und vormittags für ein neues Stück geprobt. Das entsprach mit der Zeit immer weniger meinem künstlerischen Anspruch, den ich hatte, als ich diesen Beruf ergriff. Ich habe mir ein Jahr Auszeit genommen, habe Drehbücher geschrieben, als Regieassistent gearbeitet und über 300 Radiosendungen moderiert. Eines Tages bekam ich – manche nennen es Zufall, ich nenne es Schicksal – das Angebot, als Quereinsteiger in der Redaktion des RTL Reportage-Magazins „Extra“ anzufangen. Das war damals eine Sendung mit einem hohen journalistischen Anspruch und meine Anfänge dort waren sehr holprig. Ich musste verdammt viel lernen, hatte aber das große Glück, von sehr erfahrenen Kollegen und einem mich fordernden und fördernden Chef Frank Hoffmann unterstützt worden zu sein. Diese Menschen haben mich ausgebildet und mir meine weitere Entwicklung erst ermöglicht. Mittlerweile arbeite ich seit 22 Jahren als Fernsehjournalist und Extremreporter und habe wohl über 150 Reportagen gedreht. Mein Traumberuf hat mich also gefunden und dafür bin ich jeden Tag dankbar.

Und hast du den Wechsel jemals bereut?

Nein. Nicht eine Sekunde.

 Sendehinweise

  • 27. November, 20.15 Uhr: "JENKE. Das Zucker-Experiment": Wie krank macht Zucker?" auf ProSieben
  • 4. Dezember, 20.15 Uhr: "JENKE. CRIME. Der Kampf gegen die Mafia" auf ProSieben
  • 11. Dezember, 20.15 Uhr: "JENKE. REPORT." - "Künstliche Intelligenz: Viel Hoffnung, viel Gefahr und das ganz große Geld" auf ProSieben

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