20.11.2023 100 Jahre Revuen im Admiralspalast

Jessica Ginkel: Diese Vielschichtigkeit macht BERLIN BERLIN ganz besonders

Von Julian Lorenz
Schauspielerin Jessica Ginkel (re.) mit „Marlene“ (Lena Müller).
Schauspielerin Jessica Ginkel (re.) mit „Marlene“ (Lena Müller). Fotoquelle: Eric Münch

Im Berliner Admiralspalast können Zuschauer ab dem 19.12. die Show BERLIN BERLIN genießen. Botschafterin Jessica Ginkel hat mit uns über die Aufführung gesprochen und unter anderem verraten, was die Show für sie so besonders macht.

Du bist Botschafterin der Show BERLIN BERLIN, die im Berliner Admiralspalast zum 100-jährigen Jubiläum der Revuen im Veranstaltungsort aufgeführt wird. Was kann man sich darunter vorstellen, Botschafterin für eine Aufführung zu sein?

Das war auch meine Frage, als ich mit den Verantwortlichen zusammenkam. Wie du richtig gesagt hast, ist dieses Jahr das 100-jährige Jubiläum der Revuen im Admiralspalast und die Revue „Berlin, Berlin“ wird in dieser Saison ausschließlich im Admiralspalast zu sehen sein. Als Botschafterin fungiere ich als Brückenbauerin zwischen dem Stück und dem Publikum. Warum wurde ich ausgesucht? Zum einen bin ich Berlinerin, dort geboren und aufgewachsen, zum anderen bin ich ein Fan der Show Ich habe das Stück in der Dresdener Semperoper gesehen und war total begeistert. Das Stück, die Darsteller, die Musik, die Geschichte hat mich sehr beeindruckt.

Berlin ist eine Stadt ist, mit der sich viele Menschen sehr verbunden fühlen. Ist das bei dir auch so?

Ich bin groß geworden in Berlin. Ich habe den ganzen Wechsel in den letzten Jahrzehnten miterlebt, bin im damaligen Westteil aufgewachsen und kann mich noch gut an die Zeit des geteilten Deutschlands und der Mauer erinnern. Und ich habe als Kind die Trabis beklatscht als die Mauer endlich fiel. Für mich ist Berlin mein Zuhause. Hier leben meine Eltern, meine Schwiegereltern, mein Bruder mit Familie und ganz viele Freunde.

Weißt du noch, wo du warst oder was du gemacht hast, als du davon erfahren hast, dass die Mauer gefallen ist?

Ja, ich war neun Jahre alt, als die Mauer gefallen ist bzw. geöffnet wurde. Damals war ich zuhause und habe die Ereignisse am Fernseher verfolgt. Wir haben Verwandtschaft in Thüringen, die wir mindestens einmal im Jahr besucht haben. Diese haben sich direkt gemeldet und konnten endlich auch mal uns besuchen. Es war eine große Aufregung in der Familie und mit großer Freude verbunden.

Jetzt spielt BERLIN BERLIN natürlich noch eine ganze Zeit vor der Mauer, nämlich im Berlin der 20er Jahre. Was macht diese Zeit so spannend?

Ich denke die Zeit ist so faszinierend, weil es ein Jahrzehnt des großen Umbruchs und Aufbruchs war. Der verlorene Krieg, eine große Armut, die Arbeitslosigkeit steht dem Feiern des Lebens, der Kreativität und der Lebensfreude gegenüber. Ein „Ja“ zum Leben, zur Liebe, zum Ausleben. Die 20er Jahren müssen, künstlerisch gesehen, eine irre Zeit mit mitreißender Energie gewesen sein. Die Musik von damals hören wir heute immer noch. Von den Comedian Harmonists fällt einem wahrscheinlich sofort ein Song ein, bei dem man mitsingen kann. Und bei Marlene Dietrich hat auch jeder sofort ein Bild vor Augen. Durch Serien wie „Babylon Berlin“ wurde diese Zeit noch mal in den Fokus gerückt. Ich habe bei meiner Recherche festgestellt, dass es heute noch unglaublich viele Dinge gibt, die sich um die Zwanzigerjahre drehen. Es gibt Boheme Sauvage Parties, Tanzkurse für Charlston und Lindy Hop, Stadtführungen Kostümverleihe und vieles mehr. Diese Zeit scheint uns zu faszinieren.

Auf der Website von BERLIN BERLIN wird das Berlin der Zwanziger als spannendste Stadt der Welt beschrieben. Würdest du das heute auch noch so unterschreiben?

Ob es die spannendste Stadt der Welt ist kann ich nicht sagen. Viele Tatsachen deuten darauf hin. Berlin war zum Beispiel die erste Stadt, die komplett mit Elektrizität versorgt wurde. Plötzlich war alles hell und die Nacht wurde zum Tag. Und das zog viele Menschen an.

Berlin war schon damals für seine Schwulen- und Lesben-Szene bekannt – in den meisten anderen Städten zu dieser Zeit völlig undenkbar.

Ich denke, dass macht diese Stadt aus, heute wie damals. Die Freiheit und die Möglichkeiten, alles auszuleben. Sich zu entdecken und erfahren. Sein zu können was man möchte, was man fühlt. Das Berlin der 20er Jahre war ein Sehnsuchtsort für Schwule und Lesben, es gab viele Clubs für Homosexuelle, es wurde aber nicht nur gefeiert, sondern es entstanden auch politische Vereinigungen die sich für die Gleichberechtigung einsetzten.

Du bist heute als Filmschauspielerin tätig, hast früher aber auch im Theater auf der Bühne gestanden. Wo ist er Unterschied für dich als Darstellerin?

Im Theater bekommst du sofort eine Resonanz für deine Darstellung auf der Bühne, die du bei der Arbeit am Filmset, vor der Kamera, nur eingeschränkt bis gar nicht hast. Da hast du zwar auch ein Team am Set, bei dem du merkst, ob etwas funktioniert oder nicht. Aber das direkte Feedback, ist nur auf der Bühne gegeben.

Stehst du lieber auf der Bühne oder vor der Kamera?

Ich habe schon sehr, sehr lange nicht mehr auf der Bühne gestanden. Damals habe ich es leidenschaftlich gerne gemacht. Dann kam das Fernsehen und die Arbeit vor der Kamera in mein Leben und auch diese Arbeit mache ich sehr gerne. Ein Wunsch ist es, beides zu vereinen.

Was würdest du aufführen, wenn du jetzt ein Theaterstück spielen könntest?

Ganz spontan würde ich ein komödiantisches Stück wählen. Mein Mädchen-Traum war es immer, in einem Musical aufzutreten.

Du besuchst auch in deiner Freizeit gerne Shows und Aufführungen.

Als ich noch ein Teenie war, habe ich so ziemlich alles verschlungen, was es so gab an Musicals gab. Das Stück „Shakespeare & Rock’n'Roll“ (das wird heute gar nicht mehr gespielt), habe ich 40 Mal gesehen. Mittlerweile ist es weniger geworden, aber ich gehe trotzdem gerne in Musicals, Shows, Revuen.

Warum ist BERLIN BERLIN deiner Meinung nach besonders?

BERLIN BERLIN ist einfach großartig. Es ist ein tolles Spektakel und wirklich gute Unterhaltung.

Es ist ein Mix aus großartigen Songs, talentierten Darstellern und einer guten Geschichte, die versucht die damalige Wirklichkeit einzufangen.

Es ist eine Zeitreise in das Berlin der 20er Jahre, die auch vor der Machtergreifung der Nazis nicht Halt macht. Sie regt zum Nachdenken an und schafft es zugleich, die Zuschauer mit einem guten Gefühl nach Hause zu entlassen. Diese Vielschichtigkeit macht BERLIN BERLIN für mich ganz besonders.

Wo können dich Fans in der nächsten Zeit im TV sehen?

Anfang des Jahres startet eine neue Staffel der ARD-Krimiserie „Morden im Norden“. In einer Folge bin ich dabei. Dann erscheinen zwei neue Filme von „Die Eifelpraxis“ (Freitags, ARD), in denen ich erneut die Versorgungsassistentin Vicky spielen darf. Und momentan stehe ich für die neue RTL-Krimireihe „Behringer und die Toten“ mit Antoine Monot vor der Kamera. Ich freue mich sehr auf die Ausstrahlungen.

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