15.05.2023 Interview mit Darstellerin

Kleine Eheverbrechen: Kann man eine Liebe retten?

Von Sarah Hegemann
Lisa und ihr Mann Gilles haben eine schwierige Ehe.
Lisa und ihr Mann Gilles haben eine schwierige Ehe. Fotoquelle: ZDF & Stefan Erhard

„Sieht man ein Paar vor einem Standesbeamten stehen, sollte man sich fragen, wer den Mord begehen wird. Den Mord an ihrer Liebe.“ Wie stehen Sie zu dem Zitat, das am Anfang des Films eingeblendet wird?

Also für mich ist Liebe immer dann schön, wenn zwei Menschen zusammenfinden, die sich gemeinsam entwickeln und durch die Verbindung oder durch die Ehe auf eine Art bessere Menschen werden. Zwanghaft an einer Beziehung festzuhalten, wenn das eben nicht mehr gegeben ist und man merkt, dass man sich in eine unterschiedliche Richtung entwickelt – davon halte ich persönlich nicht viel. Das liegt aber auch an meiner Geschichte. Meine Eltern sind beide Musiker, und wir sind so ein bisschen eine Hippie-Familie.  Als ich vier war, haben sie sich getrennt, und ich bin bei beiden aufgewachsen. Sie sind aber bis heute sehr gut befreundet, und wir feiern alle zusammen Weihnachten.

Würden Sie denn sagen, dass „Kleine Eheverbrechen“ ein Liebesfilm ist?

Das Spannende an Filmen ist für mich, wenn wahre Themen aus dem Leben verhandelt werden. Ich denke, dieser Film setzt dort an, wo zum Beispiel Disney-Filme aufhören: An dem Punkt, an dem sich zwei Menschen verliebt haben und alles wunderbar war.

Er stellt die Frage, was ist eigentlich später? Kann man Liebe festhalten? Wenn sie doch kaputtgeht – woran geht sie eigentlich kaputt? Und: Kann man sie wieder kitten?

Das ist eine sehr gute Frage. In dem Film greift Ihre Figur Lisa zu sehr drastischen Mitteln, um die Ehe zu retten, und formt ihren Mann nach ihren Vorstellungen. Geht das nicht zu weit?

Klar (lacht). Ich persönlich würde das wohl nicht machen, aber für den Film und dessen Komik ist das natürlich großartig. Die Frage ist auch so ein bisschen: Braucht Liebe das, dass zwei Menschen komplett gleich sind? Oder ist es nicht vielleicht noch spannender, wenn sich zwei unterschiedliche Leute lieben und sich in dieser Unterschiedlichkeit begegnen? Das wäre so ein bisschen mein Ideal: Dass man den anderen nicht verändern will, sondern ihn so annimmt, wie er ist. Das tut Lisa eben nicht. Der Film spielt mit der Frage, was passiert, wenn du dein Gegenüber modellieren willst. Du liebst dann eher deine Version von einem Menschen als den Menschen selbst.

Gibt es so etwas wie einen idealen Partner?

Ich glaube nicht. Es geht immer darum, ob man sich gemeinsam entwickeln will oder als Paar der Welt etwas gibt. Wenn man Gutes zusammen schafft – das wäre für mich eine ideale Beziehung. Wer nach einem perfekten Partner sucht, kann nur scheitern, denn es gibt keine perfekten Menschen. Es gibt vielleicht Menschen, die bereit sind, an sich zu arbeiten und sich weiterzuentwickeln. Begegnen sich zwei solche Menschen, kann viel Positives entstehen.

Was hat Sie an dem Drehbuch gereizt, diese Rolle zu übernehmen?

Ich mag gerne Tragikomödien. „Crazy Stupid Love“ ist beispielsweise ein Film, den ich sehr gerne mag. Auf eine gewisse Art ist auch „Kleine Eheverbrechen“ eine Dramedy – also eine Mischung aus Kömödie und Tragödie.

Auf solche Filme stehe ich total. Die Grundsituation fand ich spannend: Was passiert, wenn sich ein Mensch in einer nicht mehr funktionierenden Beziehung plötzlich an nichts mehr erinnern kann?

Der Film heißt „Kleine Eheverbrechen“. Was meinen Sie – wie viel ist erlaubt?

Ich habe irgendwann mal gelesen, dass, wenn eine schlechte Sache passiert, es dann fünf positive Erlebnisse braucht, um das wieder gut zu machen. Verletzungen passieren immer, aber man sollte sich darauf konzentrieren, dass danach viele gute Dinge passieren und man dem anderen etwas geben möchte. Es ist utopisch zu glauben, dass man in einer Beziehung den anderen nicht verletzt. Das ist eben so. Ich denke, dass der Erfolg einer Beziehung von der Fähigkeit, zu verzeihen, abhängt. Gerade in einer langen Beziehung ist Verzeihen sehr wichtig. 

Finden Sie, dass das Konzept der Ehe überhaupt noch zeitgemäß ist?

Ich würde da niemand anderem etwas vorschreiben wollen. Alles, was Leute froh macht, ist toll. Wenn eine Heirat Leuten ein gutes Gefühl gibt und sie glücklich macht, ist das großartig. Ich finde es aber heutzutage nicht mehr zwingend nötig. Jede und jeder sollte das für sich entscheiden. Ob man heiratet oder nicht – das hat nicht unbedingt einen Einfluss darauf, ob es klappt. Nochmal zu dem Zitat am Anfang des Films: Ich glaube nicht, dass jeder, der heiratet, zwangsläufig irgendwann die Liebe verliert. Aber umgekehrt denke ich auch nicht, dass sich alle Verheirateten für immer zutiefst lieben werden.

 

Kleine Eheverbrechen – 21. Mai, 20.15 Uhr im ZDF – ab 13. Mai in der ZDF-Mediathek

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