Den letzten Pilcher 2024 sahen knapp fünf Millionen Zuschauer – und am 12. Januar geht es im ZDF um 20.15 Uhr schon weiter: In „Jahrestag“ spielt June Ellys Mach Pam, deren Eltern sich ausgerechnet anlässlich ihrer Silbernen Hochzeit trennen möchten. prisma hat mit der jungen Schauspielerin gesprochen.
„Jahrestag” ist Ihr erster Fernsehfilm. Wie haben Sie die Dreharbeiten erlebt?
June Ellys Mach: Ich konnte jeden Morgen mit einem Blick aufs Meer beginnen, bevor ich zu den Drehorten gebracht wurde. Das hat mich so glücklich gemacht, dass ich mit viel guter Laune und Energie am Set ankam und bereit für die intensive Arbeit war. Dazu kam, dass ich mich mit meinen Kolleginnen und Kollegen und dem Team sehr wohl fühlte. Und abends gab es zum Tagesausklang wieder die wunderschöne Küstenlandschaft von Cornwall vor meinen Augen – also unterm Strich harte Arbeit, aber unter sehr guten Bedingungen.
Die Pilcher-Filme sind ja bekannt für ihre professionelle Produktion. Wie sind Sie denn damit in Berührung gekommen?
June Ellys Mach: Meine Agentin Maria Schwarz schickte mir die Casting-Anfrage von Phillis Dayanir für eine Hauptrolle weiter und kurz darauf bekam ich das Drehbuch – ich wurde völlig überraschend und ohne Casting einfach so besetzt.
Herzlichen Glückwunsch dazu! Wie war Ihr bisheriger Werdegang?
June Ellys Mach: Noch vor ein paar Jahren war die Vorstellung, in einer Hauptrolle vor der Kamera zu stehen, ein weit entfernter Traum für mich. Ich habe nach dem Abitur Medizin studiert, mich hat der menschliche Körper schon immer fasziniert und ich wollte alles darüber lernen. Ich habe dann auch unglaublich viel gelernt und das Physikum gemacht, mit 1,0, worauf ich sehr stolz bin, aber auch realisiert, dass ich den Beruf gar nicht ergreifen will, sondern Schauspiel machen muss. Das habe ich dann verfolgt, in Wien und Zürich studiert und dieses Jahr abgeschlossen. Parallel habe ich angefangen zu arbeiten, vor der Kamera und auf der Bühne.
Und nun ein „Pilcher“ als erste große Rolle im TV. Hatten Sie vorher schon Berührungspunkte mit Rosamunde Pilchers Büchern?
June Ellys Mach: Gar nicht! Ich kenne Rosamunde Pilcher durch meine Oma, die die Filme sehr gern mag, hatte aber sonst vor diesem Projekt noch gar keine Berührungspunkte mit den Romanen oder Filmen.
Wie sind Sie am Set vom Team aufgenommen worden?
June Ellys Mach: Mit offenen Armen. Ich hatte das Gefühl, dass man sich auf die Arbeit mit mir in der Hauptrolle gefreut hat und mir ging es ganz genauso. Auch mit meinem Spielpartner Rojan Juan Barani lief es sehr gut.
Die Dreharbeiten fanden in England statt. Wie war das für Sie?
June Ellys Mach: Ich liebe es, im Ausland zu sein. Tatsächlich war ich vorher noch nie in England gewesen. Ich konnte es gar nicht erwarten, etwas von diesem Land und den Menschen zu erfahren. Im Team waren auch einige Menschen aus England, mit denen ich versucht habe, so viel Englisch wie möglich zu sprechen, weil ich hoffe, auch im englischsprachigen Raum vor der Kamera stehen zu können. Und die Landschaft war traumhaft, das hatte ich wirklich nicht erwartet.
Die Pilcher-Filme sind im ZDF ein Dauerläufer und haben regelmäßig hohe Einschaltquoten. Was macht diese Filme Ihrer Meinung nach so populär?
June Ellys Mach: Da muss ich wieder auf meine Oma zurückkommen, die etwas gesagt hat, das ich sehr treffend finde. Bei den Pilcher-Filmen liegt der Fokus auf dem Schönen, Friedlichen, dem Happy End. Das ist ganz anders als bei vielen anderen Geschichten, in denen es um Krieg, Gewalt und Mord geht – ehrlich gesagt ist das ja die Realität an vielen Orten in der Welt. Daher kann ich sehr gut verstehen, dass ein Bedürfnis besteht, Filme zu sehen, die schön und friedlich enden.
Eine heile Welt, in der aber auch mitunter kleinere oder größere Unwägbarkeiten lauern. Im neuen Film spielen Sie Pam, deren Eltern sich zum 25. Hochzeitstag scheiden lassen möchten. Nehmen Sie uns ein wenig mit in die Rolle. Wie ist Pam angelegt?
June Ellys Mach: Pam ist wirklich hoffnungslos romantisch. Nein, stimmt nicht, sie ist eigentlich voller Hoffnung! Sie glaubt daran, dass man als Paar eine verbindliche und langfristige Beziehung eingehen kann, so wie sie das von ihren Eltern kennt. Sie leidet unter der Schnelllebigkeit und Unverbindlichkeit von Beziehungen in Zeiten von Dating Apps, sie ist nämlich eine sehr loyale Partnerin und Freundin, auf die man immer zählen kann. Und dass dann die Ehe ihrer Eltern zerbricht, bringt natürlich alles ins Wanken, worum sich Pam bemüht.
War es für Sie denn schwierig, sich in Pam hineinzufühlen? Sind Sie selbst eher der Typ „hoffnungslos romantisch” oder betrachten Sie Beziehungen rational?
June Ellys Mach: Ich denke, ich bin schon sehr anders als Pam, was unsere Lebensweise betrifft. Das finde ich an meinem Beruf grundsätzlich das Tollste, dass ich mich in ein mir unbekanntes Leben hineinversetzen kann. In unserer Romantik haben wir auf jeden Fall Überschneidungspunkte, aber ich glaube, der größte Unterschied ist, dass Pams romantische Vorstellungen auf jeden Fall Realität werden müssen, und um das zu erreichen, kennt sie keine Grenzen. Ich bin wirklich sehr romantisch, aber meine Grundeinstellung ist, dass sich alles immer verändern kann und sowieso anders eintrifft, als ich mir das vorstellen kann. Aber ich meine das auf eine ganz positive Art und Weise. Ich lasse mich gern von der Realität überraschen und sehe in jeder Veränderung, auch in etwas Traurigem wie einer Trennung, die Möglichkeit zu wachsen.
Wie wichtig ist es, dass neben dem klassischen Familienmodell in „Jahrestag“ auch andere Beziehungsmodelle gezeigt werden? Pams Halbbruder ist beispielsweise mit einem Mann verheiratet und hat einen Adoptivsohn.
June Ellys Mach: Ich finde das total wichtig, immerhin entspricht es ja unserer Realität, dass es viele verschiedene Familien- und Beziehungsmodelle gibt. Und egal welches „Modell“ es auch sein mag, dahinter stehen immer Menschen, die in erster Linie genauso Träume, Hoffnungen, Ängste und Konflikte haben, wie alle anderen Menschen auch. Wenn das in Filmen so gezeigt wird, hat das Publikum dann auch die Möglichkeit, Empathie aufzubauen, und das endet nicht automatisch mit dem Ende des Films, sondern wird mit ins eigene Leben getragen und sei es auch nur ganz wenig. Gerade in Zeiten von Hass und Spaltung finde ich das so wichtig. Ich selbst bin queer, aber ja in erster Linie Mensch, und es spielt für mich eine große Rolle, wenn alternative Beziehungsmodelle gleichwertig zu traditionellen gezeigt werden – kompliziert sind sie ja sowieso alle, das sehen wir in „Jahrestag“.
Welche Rolle spielt bei dem Film die Tatsache, dass die Protagonisten wohlhabend sind und in wunderschöner Kulisse wohnen?
June Ellys Mach: Sie leben damit natürlich ein Leben, das sich die meisten Menschen nur erträumen können. Für Pams Freund Tate ist das zum Beispiel auch gar nicht selbstverständlich. Es geht dann aber auch um die Verantwortung, die man tragen muss, wenn man dieses Anwesen behalten will und ich denke gerade für die Eltern ist der Wunsch da, sich davon zu befreien. Aber das sind natürlich Fragen, die sich in dieser Größe nur für sehr privilegierte Menschen auftun. Es ist natürlich auch spannend, einen Blick in ein solches Leben in solcher Kulisse werfen zu dürfen.
An welchen weiteren Projekten arbeiten Sie gerade? Wann und wo werden wir Sie das nächste Mal sehen?
June Ellys Mach: Ich werde demnächst in einer Hauptrolle in „RAVE“ auf der großen Leinwand zu sehen sein. Und aktuell spiele ich am Schauspielhaus Zürich in „Die Frauen von Trachis“. Mehr kann ich gerade noch nicht verraten.