02.06.2015 Arzt-Kolumne

Schlechte Zähne fördern Rheuma

Prof. inv. (Universität Sevilla) Dr. Marcel Wainwright ist Zahnmediziner in Düsseldorf und Gastdozent an Universitäten in aller Welt.
Prof. inv. (Universität Sevilla) Dr. Marcel Wainwright ist Zahnmediziner in Düsseldorf und Gastdozent an Universitäten in aller Welt. Fotoquelle: Presse

Auch weiche Gewebe wie Muskeln, Bänder oder Sehnen können betroffen sein.

An Rheuma leiden Millionen Deutsche. Nicht nur Ältere sind von der Krankheit betroffen, sondern Menschen aller Altersklassen, auch jüngere Erwachsene und sogar Kinder. Die Entstehung entzündlich- rheumatischer Erkrankungen ist sehr komplex, viele Faktoren spielen als Auslöser eine Rolle. Tatsache ist: Hippokrates hatte nicht unrecht, als er bereits vor etwa 2000 Jahren einen Zusammenhang zwischen schlechten Zähnen und Rheuma vermutete.

Unter dem Begriff Rheuma – medizinisch korrekt heißt es "Krankheiten des rheumatischen Formenkreises" – fassen Ärzte über 100 verschiedene Erkrankungen zusammen, die durch Entzündungen hervorgerufen werden.

Der Begriff selbst kommt aus dem Griechischen und bedeutet einen ziehenden, reißenden Schmerz. Rheumatische Erkrankungen betreffen nicht nur Knochen, Gelenke oder Knorpel, sondern befallen auch weiche Gewebe wie Muskeln, Bänder oder Sehnen.

Etwa die Hälfte der Patienten leiden an einer Zahnbetterkrankung

Wenn eine bestimmte genetische Prädisposition, eine Störung des Immunsystems sowie bakterielle Erreger, zum Beispiel aus dem Mundraum, zusammentreffen, kann Rheuma entstehen. Etwa die Hälfte der Patienten mit rheumatoiden System erkrankungen leiden gleichzeitig an einer Zahnbetterkrankung, der Parodontitis. Studien an der Charité in Berlin belegen: Die eine Krankheit bedingt oder fördert die andere und umgekehrt. Darüber hinaus konnte nachgewiesen werden, dass nach einer gründlichen Zahnreinigung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis die Beschwerden deutlich verbessert werden konnten.

Die Konsequenz für Arzt und Patient: Beide Erkrankungen sollten nicht mehr einzeln betrachtet werden. Das heißt, ein rheumakranker Patient mit einer Entzündung im Mund sollte zuerst vom Zahnmediziner behandelt werden, bevor er zum Rheumatologen geht. Auch eine regelmäßige Kontrolle und gegebenenfalls Behandlung der Mundflora ist bei Rheumapatienten angezeigt.

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