27.01.2025 Tier-Filmemacher im Interview

Wenn Wale einschlafen

Von Tina Muffert und Felix Förster

Der auf Mauritius gedrehte Film nimmt die Zuschauer mit in die faszinierende Welt der Pottwale. Als Apnoetaucher gleiten Andrés und Spescha mit nur einem Atemzug hinab zu den majestätischen Pott- und Buckelwalen und werden Teil einer Welt, die den meisten Menschen verborgen bleibt. Ihr Ziel ist es dabei, die Verhaltensweise der Tiere zu dokumentieren. Während der Dreharbeiten geschieht dann etwas sehr Seltenes: Die Wale schlafen ein! prisma hat mit den Filmemachern über ihre Arbeit gesprochen.

Die Tiere sind eingeschlafen?  

Manuel Spescha: Es ist surreal, dass die Tiere einen so nah an sich heranlassen und sich nicht stören lassen. Dass sie uns das Privileg gegeben haben, vor unseren Augen einzuschlafen, ist ein Moment, von dem du den Rest deines Lebens zehren wirst.

Welchen Vorteil hat das Apnoetauchen?

Martina Andrés: Wenn ich frei tauche, fühle ich mich immer, als ob ich noch ein bisschen mehr ins Meer gehöre, man ist Teil dieser Welt. Die Tiere sind entspannter, wenn man ohne Flasche taucht, da man leiser ist und weniger stört. Außerdem bewegt man sich natürlicher und kommt mit speziellen Apnoeflossen, welche länger und flexibler sind, schneller und effizienter voran. Der große Nachteil ist natürlich das Luftanhalten, durch welches man zeitlich limitiert ist, und je mehr man sich bewegt und schwimmt, desto schneller ist man aus der Puste. Meistens sind die Tauchgänge nicht länger als eine oder zwei Minuten. Apnoetauchen ermöglichte uns oft einmalige Einblicke in das Leben zahlreicher Meeresbewohner, die wir sonst so nie hätten erleben können.

Manuel Spescha: Es ist die ursprünglichste Form des Tauchens. Im Gegensatz zum normalen Gerätetauchen hat man kein schweres Equipment auf dem Rücken und ist unglaublich beweglich. Zudem gibt es keine Blasen und dadurch auch keinen Lärm. Dieses Gefühl der Freiheit macht süchtig. Es ist, als ob man selbst Teil des Meeres wird, sozusagen ein weiterer Fisch im Ozean.

Was fasziniert Sie am Meer?

Martina Andrés: Das Meer hat mich schon immer fasziniert. All diese wunderbaren Tiere, die da leben, insbesondere Wale und Delfine, hatten es mir schon von klein auf angetan. Für mich war es lange eine unerreichbare, mystische Welt, über die wir nicht wirklich viel wissen. Und obwohl ich mittlerweile sehr viel Zeit unter Wasser verbringen darf, ist es noch jedes Mal unglaublich aufregend, denn ich weiß nie, was ich sehen oder entdecken werde.

Manuel Specha: Das Meer birgt es so viele Geheimnisse wie kein anderes Ökosystem. Es ist eine völlig fremde Welt, in die wir eigentlich nicht gehören und doch irgendwie perfekt reinpassen.

Ihr ganz besonderes Meer-Erlebnis?

Manuel Specha: Es ist schwer, mich auf ein Erlebnis festzulegen. Ein ganz besonderer Moment war sicherlich der Dreh mit den Manta-Rochen auf den Malediven. In einer kleinen Bucht kommen regelmäßig zwischen 50 und 200 dieser Giganten zum Fressen zusammen. Apnoe zu tauchen und zu filmen war der Hammer. Ich war teilweise von so vielen Mantas umgeben, dass ich beim Auftauchen stoppen und umherschauen musste, um nicht in die Tiere zu schwimmen. Da hatte ich oft Momente, in denen ich innerlich jubelte.

Martina Andrés: Keine einfache Frage für mich. Obwohl ich erst seit 2016 tauche, durfte ich bereits ganz viele großartige Erfahrungen machen, nicht zuletzt auch durch unsere Dreharbeiten. Ich denke aber, mein bedeutendstes Erlebnis war tatsächlich mein allererster Tauchgang in Indonesien. Vom ersten Moment an, als mein Kopf unter Wasser war, fühlte ich mich unglaublich wohl und ganz wie zuhause. Nach dem vierten Tauchgang bekam ich dann die Fotokamera meines Tauchlehrers geborgt und mir war gleich klar, dass ich das nun für den Rest meines Lebens machen wollte.

Was müssen wir für den Schutz der Meere tun?

Martina Andrés: Dieses Thema ist unglaublich komplex. Klimawandel, Verschmutzung, Ausbeutung und Übersäuerung sind die größten Probleme, mit denen wir heute zu kämpfen haben. Oftmals scheinen diese Probleme überwältigend und unlösbar. Allerdings kann jeder einzelne Mensch viele Dinge zum Schutz der Meere beitragen: Verzicht auf Meeresfisch, egal ob Wildfang oder Zucht, weniger Plastik verbrauchen, auf seinen CO2-Verbrauch achten – denn CO2 übersäuert die Meere und führt zu einem vermehrten Korallensterben. Wenn sich alle Menschen im Alltag ein wenig einschränken und auf diese Dinge achten würden, kann das bereits einen großen Beitrag zum Schutz der Meere leisten. Ein Thema ist aber noch wichtiger und liegt mir persönlich sehr am Herzen: Die Umweltbildung. Unsere zukünftigen Generationen werden mit den heutigen Problemen und ihren Konsequenzen leben müssen. Und sie werden deswegen einmal bedeutende Entscheidungen zum Thema Natur- und Umweltschutz treffen.

Manuel Specha: Die Probleme der Meere sind vielfältig und eine einfache Lösung gibt es leider nicht. Trotzdem kann jeder von uns etwas tun. Das Einfachste ist, den Fischkonsum zu reduzieren, denn die Meere sind stark überfischt. Weiter kann man versuchen, weniger Plastik zu verwenden. Wiederverwendbare Flaschen, Tüten et cetera helfen dabei. Ein weiterer wichtiger Punkt ist, zu versuchen, den Klimawandel zu bremsen. Dazu hilft es schon, Stromgeräte nicht unnötig laufen zu lassen oder wenn möglich, mal auf das Auto zu verzichten und auf die Herkunft der Lebensmittel zu achten. Wichtig dabei ist folgendes: Man muss nicht auf alles verzichten und CO2-neutral leben. Wir brauchen nicht ein paar Leute, die das perfekte ökologische Leben leben, sondern viele, die alle ihren kleinen Teil beitragen. Wenn 7,8 Milliarden Menschen einen kleinen Schritt machen, machen wir einen gewaltigen Sprung in die richtige Richtung.

Sie sind Apnoetaucher. Inwiefern unterscheidet sich das vom herkömmlichen Tauchen?

Martina Andrés: Wenn ich mich zwischen Apnoe- und Sporttauchen entscheiden müsste, würde mir das unheimlich schwerfallen. Beide Sportarten haben ihre Vor- und Nachteile. Das Schöne beim Sporttauchen ist, dass man sich gerade in warmen Gewässern einen dünnen Anzug schnappen und mit leichtem Equipment eine lange Zeit Unterwasser verbringen kann. Tauchen mit einer Flasche ist für mich richtig entspannend und man hat die Gelegenheit, die Unterwasserwelt so richtig zu genießen. Allerdings fühle ich mich als Sporttaucherin immer ein wenig wie ein Eindringling. Viele Tiere sind oft skeptisch, denn man sieht komisch aus, macht laute Geräusche und viele Luftblasen. Als Apnoetaucherin fühle ich mich mehr wie ein Teil des Meeres, besser gesagt wie ein Fisch im Wasser. Apnoetauchen ist auch eigentlich eine Extremsportart. Nicht unbedingt bei den Dreharbeiten, da sind die Tauchgänge kurz und meistens eher flach. Aber wenn man richtig Apnoe taucht, dann ist das richtige und regelmäßige Training sehr wichtig. Profis können sogar über 100 Meter tief tauchen! Es ist die ursprünglichste Form des Tauchens. Im Gegensatz zum normalen Gerätetauchen hat man kein schweres Equipment auf dem Rücken und ist unglaublich beweglich. Zudem gibt es keine Blasen und dadurch auch keinen Lärm. Dieses Gefühl der Freiheit macht süchtig. Es ist, als ob man selbst Teil des Meeres wird, sozusagen ein weiterer Fisch im Ozean.

Manuel Specha: Es ist die ursprünglichste Form des Tauchens. Im Gegensatz zum normalen Gerätetauchen hat man kein schweres Equipment auf dem Rücken und ist unglaublich beweglich. Zudem gibt es keine Blasen und dadurch auch keinen Lärm. Dieses Gefühl der Freiheit macht süchtig. Es ist, als ob man selbst Teil des Meeres wird, sozusagen ein weiterer Fisch im Ozean.