Jahrelang war Bettina Böttinger das Gesicht des Freitagabends im WDR. Ab dem 27. Mai startet sie ihren neuen Podcast „Zwischen den Zeilen“. Im prisma-Interview verrät die Talkmasterin, was es mit dem Namen auf sich hat.
prisma: Sie haben Ende Oktober 2023 nach langer Zeit beim „Kölner Treff“ aufgehört. Vermissen Sie das Format manchmal?
Bettina Böttinger: Nein, gar nicht. Das klingt jetzt vielleicht seltsam, aber ich war 30 Jahre für den Freitagabend im WDR verantwortlich. Man fragt sich ja immer, wann der beste Zeitpunkt ist, um aufzuhören. Ich fand das super, dass ich mit einer Riesen-Sondersendung gegangen bin. Für mich war das der beste Abschied. Und jetzt habe ich sogar auch mal die Zeit, freitags selbst die Sendung zu gucken.
Was hat Sie dazu veranlasst, Ihren eigenen Podcast zu starten?
Ich habe ja parallel zum „Kölner Treff“ mit WDR2 bereits den Podcast „Böttinger. Wohnung 17“ gemacht und wöchentlich zum Gespräch in meine Wohnung eingeladen. Das war insofern eine tolle Aufgabe, weil ich endlich mal gut eine Stunde Zeit hatte, mich intensiv nur mit einem Gast zu befassen. Beim „Kölner Treff“ habe ich ja meist sechs bis sieben Leute im Studio gehabt. Jedenfalls wuchs in mir der Wunsch, etwas zu machen, bei dem ich meine jahrelange Gesprächserfahrung miteinbringen und interessante Menschen interviewen könnte. Um mit ihnen über die Zeit zu sprechen, in der wir leben. Dafür ist das – nach wie vor recht neue – Medium Podcast bestens geeignet.
Wie schnell ist Ihnen der Name „Zwischen den Zeilen“ eingefallen?
Das dauerte schon ein wenig. Ich will mich aber auch nicht mit fremden Federn schmücken – der Name ist der mitwirkenden Podcastfirma eingefallen, nachdem ich das Konzept genauer vorgestellt hatte. Manche denken, ein Podcast-Name muss wahnsinnig originell oder sehr lustig sein… In diesem Fall passt er einfach zu einem Merkmal, das sich wie ein roter Faden durch die Folgen ziehen wird. Denn gerade über Menschen in der Öffentlichkeit gibt es ja ganz verschiedene Meinungen, Schlagzeilen und auch Zitate, die teils von ihnen selbst stammen. Über diese möchte ich mit meinem jeweiligen Gast sprechen und schauen, was denn so zwischen den Zeilen steht.
Wie wird sich das in der Struktur der einzelnen Folgen widerspiegeln?
Es gibt kein strenges Gerüst, die Schlagzeilen beziehungsweise Zitate dienen lediglich als roter Faden. Ich stelle grundsätzlich die Fragen, die mich an einer Person interessieren. Inhaltlich dreht sich der Podcast um die Zeit, in der wir gerade leben. Es gibt so viele fundamentale Änderungen, die unser aller Alltag betreffen. Die Welt befindet sich in einem Schleuderkurs. Die Menschen müssen sich neu zurechtfinden. Ich möchte mit Menschen mit Haltung sprechen. Dabei meine ich nicht nur eine politische Haltung, auch wenn eine demokratische Einstellung aktuell wichtiger denn je ist.
Auf welche Gäste dürfen sich die Zuhörer freuen?
In der allerersten Folge ist Annette Frier zu Gast. Das freut mich total, denn ich finde sie sowohl künstlerisch als auch abseits davon einfach toll. Sie hat einen sehr tollen Humor und setzt sich beispielsweise für die Initiative „#DuUndIchFürDemokratie“ ein. Annette war auch zu Gast in meiner letzten „Kölner Treff“-Sendung – auf meinen Wunsch hin. Mit der ersten Podcast-Folge schließt sich jetzt quasi der Kreis. Im weiteren Verlauf werde ich unter anderem Leon Windscheid, Laura Karasek und Guido Maria Kretschmer begrüßen.
Das sind sehr bekannte Namen.
Wir werden nicht nur auf Prominente setzen. Aber im Talkshow-Geschäft gibt es die Regel, dass man Namen braucht, um sich selbst einen Namen zu machen. Das ist bei einem Podcast ähnlich. Mir geht es bei meinen Gesprächspartnerinnen und -partnern jedoch in erster Linie darum, dass sie eine besonders reflektierte Sicht auf die Welt haben.
Wer ist die Zielgruppe von „Zwischen den Zeilen“? Wen möchten Sie erreichen?
So viele Menschen, wie möglich! Beim „Kölner Treff“ haben wir Rückmeldungen von Zuschauern aus ganz verschiedenen Altersklassen, regionalen und sozialen Räumen bekommen – von der Hausfrau in Wanne-Eickel bis hin zum Künstler aus der Alpenregion. Als Journalistin möchte ich eine möglichst breite Masse ansprechen.
Welchen Podcast hören Sie privat gerne?
Ich bin sehr angetan von Anne Wills Podcast, der sehr sachzentriert ist. Ich habe aber auch eine Leidenschaft für „Aufsturz“, ein Männergespräch von Drehbuchautor Lasse Nolte und Weinhändler Holger Schwarz, die beide zu viel getrunken haben und in ihrem Podcast sehr offen mit der Thematik umgehen. Mich interessiert weniger der Alkoholkonsum, sondern wie die beiden über ihre Probleme und Gefühle sprechen. „Alles gesagt?“ höre ich auch gerne. Ich bin weniger der „True Crime“-Fan, sondern interessiere mich mehr für politische oder personenzentrierte Formate.
„Zwischen den Zeilen“: neuer Podcast ab Dienstag, dem 27. Mai.