06.07.2022 Finanzen

Gut verteilt: So sichern Sie Ihr Vermögen

Von Jürgen Grosche
Tipp: Nie alle Eier in einen Korb legen.
Tipp: Nie alle Eier in einen Korb legen. Fotoquelle: GettyImages / Victor Cardoner

Eine vielseitige und ausgewogene Ernährung ist am gesündesten. In der Geldanlage gilt eigentlich das Gleiche: Das Vermögen sollte breit, aber sinnvoll gestreut investiert werden.

Eine alte Börsenweisheit rät, nie alle Eier in einen Korb zu legen. Der kann umkippen, und alle Eier gehen kaputt. Besser ist es, sie auf mehrere Körbe zu verteilen. Für die Geldanlage meint das Bild: Anleger sollten ihr Vermögen nicht in eine einzige Anlageklasse oder ein Anlageobjekt investieren. Klingt logisch, aber wie viele Menschen haben ihr gesamtes Vermögen in Immobilien gesteckt? Beim selbst genutzten Haus ist das vielleicht verständlich, aber so manch ein vermögender Anleger hat darüber hinaus noch weitere Mietimmobilien gekauft. Sollte in diesem Markt doch einmal eine Blase platzen, hätten die Immobilienbesitzer ein Problem.

Vielseitig und ausgewogen – was für den Körper gut ist, gilt auch fürs Vermögen. Anleger haben hier viele Möglichkeiten, vor allem Aktien, Anleihen, Immobilien, Rohstoffe und Edelmetalle (Gold, Silber). Und innerhalb der einzelnen Anlageklassen können die Sparer ihre Investments ebenfalls streuen und zum Beispiel Aktien-, Anleihen- oder Immobilienfonds kaufen. Fonds zeichnen sich dadurch aus, dass sie das Geld der Anleger auf viele Objekte verteilen. In der Aufzählung der Anlageklassen fehlen welche, die den meisten Sparern vertraut sind: Festgeld und Sparbuch. Sie gelten als sehr sicher und einfach verständlich. Aber sie haben derzeit ein Problem: Sie bringen so gut wie keine Erträge. Die Zinsen gehen gegen Null. Bei der derzeit hohen Inflation verliert das Vermögen schnell seine Kaufkraft (siehe Beispiel weiter unten). Eine solche Geldanlage ist also nur scheinbar sicher.

Nach wie vor gehen Finanzspezialisten davon aus, dass zu einem ausgewogen angelegten Vermögen Aktien dazugehören. Die Kurse haben zwar hohe Niveaus erreicht und schwanken stark, sobald die Finanzwelt verunsichert wird. Dennoch haben Aktien große Vorteile. Man nennt sie auch Anteilsscheine, denn sie verbriefen Anteile an Unternehmen, also an Sachwerten. Unternehmen erwirtschaften Gewinne, an denen die Aktionäre beteiligt werden. "Auf mittel- und langfristige Sicht sind Beteiligungen an qualitativ hochwertigen Unternehmen, wie sie durch Aktien verbrieft werden, der bei Weitem beste Schutz vor Inflation", sagt Stephan Albrech, Vorstand der Albrech & Cie Vermögensverwaltung AG in Köln. Anleger können sich an Erträgen der Unternehmen auch über Anleihen beteiligen. Zwar sind die Papiere großer Konzerne niedrig verzinst, aber im Mittelstand kann man noch Ertragsperlen finden. "Mittelständler zahlen höhere Zinsen, die Risiken kann man wiederum durch ein Investment in einen Fonds verteilen", sagt Hans-Jürgen Friedrich, Vorstandsvorsitzender der KFM Deutsche Mittelstand AG, die den Deutschen Mittelstandsanleihen Fonds initiiert hat.

In Krisenzeiten bringt eine Anlageklasse Stabilität: Edelmetalle, speziell Gold. "Gold funktioniert aus Portfoliogesichtspunkten in Zeiten negativer Realzinsen und bei steigender Inflation", sagt Petra Ahrens, Vorstand der Maiestas Vermögensmanagement AG in Köln. "Der Goldpreis hat sich stets in wirtschaftlich schwierigen Zeiten bewährt und nicht nur bei den meisten Zusammenbrüchen die Wirtschaft überstanden." Dies sind nur ein paar Beispiele für die Gestaltung einer Vermögensanlage. Ein Tipp zum Schluss: Anleger sollten kompetente Experten konsultieren. Dann steigen die Chancen, das Vermögen sturmfest zu machen.

Beispiel: Wie die Kaufkraft verschwindet

Die Beispielrechnung zeigt, wie unverzinstes Kapital seinen Wert verliert. Eine durchschnittliche Inflationsrate von 4 Prozent sehen viele Experten derzeit als wahrscheinlich an.

Kapital 10.000 Euro; Inflationsrate: 4 Prozent

  • Kaufkraft in 5 Jahren: 8.219,27 Euro
  • Kaufkraft in 10 Jahren: 6.755,64 Euro

Quelle: Inflationsrechner auf www.zinsen-berechnen.de

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