19.08.2024 Finanz-Tipps Folge 8

Greenwashing: Etikettenschwindel vermeiden

Von Patrick Peters
Nicht immer ist Nachhaltigkeit 
drin, wenn sie drauf steht. So gibt 
es als nachhaltig gekennzeichnete 
Investitionen in fossile Energien. 
Anleger müssen genau hinschauen.
Nicht immer ist Nachhaltigkeit drin, wenn sie drauf steht. So gibt es als nachhaltig gekennzeichnete Investitionen in fossile Energien. Anleger müssen genau hinschauen. Fotoquelle: GettyImages Andriy Onufriyenko

Es ist nicht alles grün, was glänzt. Wer wirklich nachhaltige Finanzprodukte sucht, die zu ihm passen, kommt an eigener Recherche nicht vorbei.

Nachhaltigkeit boomt, auch bei der Geldanlage. Die Menschen wollen mit ihrem Geld etwas Gutes tun, indem sie zum Beispiel in Unternehmen und Projekte investieren, die den Kampf gegen den Klimawandel, soziale Ungleichheiten oder den globalen Hunger unterstützen. Aber es ist nicht alles grün, was glänzt, wie beispielsweise eine Studie von Finanzwende Recherche bereits vor einigen Jahren herausgefunden hat: Vermeintlich nachhaltiges Geld wird tatsächlich kaum anders angelegt als konventionelles. So lagen beispielsweise mehr als 70 Prozent der untersuchten nachhaltigen Investitionen in Energie in fossilen Energien, darunter fast 100 Millionen Euro in Kohle. 

Daher bedarf es sorgfältiger Recherche und kritischer Analyse, um nicht darauf hereinzufallen. Ein wesentlicher Schritt bei der Suche nach wirklich nachhaltigen Geldanlagen besteht darin, sich über die verschiedenen Ansätze und Kriterien zu informieren. Schließlich kann Nachhaltigkeit auf unterschiedliche Weise definiert und umgesetzt werden“, sagt Steffen Pörner, Geschäftsführer des Bankenverbands Nordrhein-Westfalen. Einerseits könnten sich Anleger an der Berücksichtigung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG-Kriterien) orientieren, um somit die Nachhaltigkeitsstrategie eines Unternehmens oder eines Fonds zu bewerten. Andererseits bieten laut Steffen Pörner auch die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals) eine sehr gute Basis für die Analyse eines Investments. „Unternehmen sollten konkret nachweisen, welche Ziele sie durch welche Maßnahmen erreichen wollen. Das hilft Anlegern bei der Entscheidung, ob das Investment wirklich zu ihnen passt. Denn jeder Anleger hat andere Ansprüche an das Thema Nachhaltigkeit und sollte zunächst entscheiden, was er eigentlich möchte.

Wer sich nicht auf die Angaben von Unternehmen verlassen möchte, kann Ratings und Zertifizierungen durch unabhängige Dritte nutzen, die Unternehmen und Fonds hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeit objektiv bewerten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Transparenz der Anlageprodukte. Fonds und ETFs, die als nachhaltig beworben werden, sollten klar und nachvollziehbar darlegen, nach welchen Kriterien sie investieren und welche Unternehmen in ihrem Portfolio enthalten sind. Eine detaillierte Offenlegung der Investments ermöglicht es Anlegern, die tatsächliche Nachhaltigkeit der Anlagen zu überprüfen. Ein wichtiges Merkmal dabei sind laut Steffen Pörner vor allem die Kennzeichnungen als sogenannte Artikel 8- und Artikel 9-Fonds nach der Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR). Artikel 8-Fonds (sogenannte „hellgrüne“ Fonds) fördern ökologische oder soziale Merkmale ohne ein spezifisches nachhaltiges Ziel. Artikel 9-Fonds, auch als „dunkelgrüne“ Fonds bezeichnet, verfolgen explizit nachhaltige Ziele und müssen diese klar nachweisen.

Der Banken- und Finanzexperte betont daher: „Die Suche nach wirklich nachhaltigen Geldanlagen erfordert somit Zeit, Geduld und kritisches Denken. Durch umfassende Recherche, unabhängige Bewertungen und eine klare Definition der eigenen Werte und Ziele lässt sich jedoch eine Anlagestrategie entwickeln, die nicht nur finanziellen, sondern auch ethischen und ökologischen Ansprüchen gerecht wird.