Wer früher sparen wollte, legte sein Geld aufs Sparbuch. Auch heute ist das Sparbuch noch eine Option. Langfristig sinnvoller sind jedoch Aktien.
Knapp 100 Jahre ist es her, dass der Weltspartag das erste Mal gefeiert wurde. Damals wie heute ging es darum, die Menschen daran zu erinnern, dass Sparen enorm wichtig ist. Bleibt die Frage, wie man am besten spart? Das Sparbuch als klassisches Sparkonto mit variablen Zinsen und ohne feste Laufzeit ist nach wie vor beliebt – vor allem für diejenigen, die jedes Risiko scheuen. Philip Gisdakis, Chefanlagestratege bei der HypoVereinsbank, sieht das kritisch: „Es ist häufig ein Fehler, beim Sparen nicht auch auf Aktien zu setzen“, sagt der langjährige Kenner der Finanz- und Kapitalmärkte und erteilt diesen Ratschlag praktisch unabhängig von der Lebensphase: „Man ist eigentlich nie zu alt, um nicht auch einen gewissen Anteil seines Geldes in diese viel lukrativere Anlageform zu stecken“, betont der Experte und ruft ins Gedächtnis, dass die durchschnittliche Lebenserwartung in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen ist. Die Faustregel, wonach der Anteil an Aktien im Depot maximal bei 100 minus Lebensalter liegen sollte, sei daher nicht mehr zeitgemäß. Zumal viele Menschen auch für ihre Erben sparen: „Diese könnten dann mögliche Verluste durch Kursschwankungen oder Crash-Phasen langfristig auch wieder ausgleichen.“
Denn generell gelte, dass sich Aktienkurse den Konjunkturzyklen anpassen. „Eine neuere Faustregel besagt daher, dass man Aktien etwas länger als einen Konjunkturzyklus halten sollte.“ Dieser Zyklus dauere in der Regel fünf bis sieben Jahre an. In dieser Zeit kühle sich die Wirtschaft ab, um dann erneut zu erstarken: „Im Zuge dieses Aufschwungs machen die Unternehmen dann auch wieder Gewinne. Und dann steigen üblicherweise auch die Aktienkurse.“ Clevere Aktiensparer könnten jedoch auch von konjunkturellen Schwächephasen profitieren. „Das geschieht etwa über regelmäßige monatliche Einzahlungen in Aktienfonds.“ Dabei kaufe der Fondsmanager in der Phase der fallenden Kurse Aktien günstig nach. „Zieht die Konjunktur dann wieder an und steigen damit auch die Kurse, jagt an der Börse oft ein Allzeithoch schnell das nächste.“ Anleger, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Aktien investiert haben, sollten sich davon nicht abschrecken lassen: „Es ist in Zeiten konjunktureller Hochphasen ganz normal, dass Aktienindizes wie der DAX ständig neue Höchststände erreichen.“ Das heiße noch nicht, dass die Aktien überbewertet sind und sich ein Einstieg nicht mehr lohnt. „Erst wenn der Aktienkurs im Verhältnis zum Gewinn des Unternehmens viel zu hoch ist, sollte man vorsichtig sein.“ Erfahrene Fondsmanager wüssten das und würden dieses sogenannte Kurs-Gewinn-Verhältnis bei der Zusammenstellung der Aktien auch berücksichtigen. Weshalb sich Fondssparer weitgehend zurücklehnen könnten.
Wer trotzdem nicht auf aktiv gemanagte Fonds mit einer festen Anlagestrategie setzen möchte, sondern lieber auf Aktienindizes, dem rät Gisdakis zu monatlichen Einzahlungen in börsengehandelte Indexfonds (Exchange Traded Funds, kurz ETFs). Und auch das Sparbuch sei nicht grundsätzlich falsch, ebenso wenig wie festverzinsliche Wertpapiere mit einer Laufzeit von bis zu fünf Jahren: „Das macht Sinn, wenn Sparer ihr Geld nur kurz- bis mittelfristig investieren können.“ Generell sei der Zeithorizont entscheidend, vor allem in Kombination mit der Inflation, erklärt der Experte und gibt ein Beispiel: „Wenn die Teuerungsrate wie im letzten Jahr bei zeitweilig zehn Prozent liegt, macht eine Geldanlage mit einem Zins von zwei oder drei Prozent natürlich keinen Sinn.“ Zumindest könne dann von Sparen keine Rede mehr sein. Im Gegenteil: „Der Sparer wird in diesem Fall nicht reicher, sondern ärmer. Etwas, was ihm mit Aktien möglicherweise nicht passiert wäre.