09.11.2022 Finanzen

Sparen: Finger weg von diesen Geldanlagen

Von Anja Kühner
Eine Geldanlage kann sich auch zum Schaden der Anleger entwickeln. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte von so manchem Finanzprodukt die Finger lassen.
Eine Geldanlage kann sich auch zum Schaden der Anleger entwickeln. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte von so manchem Finanzprodukt die Finger lassen. Fotoquelle: GettyImages/ seksan Mongkhonkhamsao

Sicherheitsorientierte Sparer haben es nicht leicht, ihr Geld anzulegen. Angesichts der riesigen Auswahl an Investmentprodukten braucht es Orientierung.

Sparbuch und Tagesgeld sind in Zeiten niedriger Zinsen gut für die Notreserve. Als Parkplätze für darüber hinausgehendes Erspartes empfehlen sie sich jedoch nicht. Durch die gestiegene Inflation ist dort ein realer Wertverlust garantiert. Doch Geldanlagen wollen wohl überlegt sein. "Jedem muss klar sein, dass mit der Rendite auch das Risiko steigt", erklärt Stephanie Heise. Die Finanzexpertin der Verbraucherzentrale NRW warnt insbesondere davor, Produkte mit Totalverlust-Risiko zu erwerben. Mit hohen Renditeversprechen stechen vor allem Produkte des sogenannten grauen Finanzmarkts hervor. Dieser Markt ist wenig reguliert und beaufsichtigt, weshalb längst nicht alle Anbieter seriös sind. Und selbst wenn keine kriminelle Absicht hinter verlockenden Angeboten steht, ist Vorsicht geboten.

Geschlossene Fonds, etwa Immobilienfonds, klingen im Prospekt nach einem sicheren und lukrativen Investment. Doch weisen sie meist hohe Kosten bei geringer Transparenz auf. So erfährt der Anleger mitunter den genauen Stand des Projektes nicht. Geht es schief, droht ein Totalverlust des investierten Geldes. "Das gilt auch für Projekte mit grünem Anstrich, beispielsweise Waldfonds in Lateinamerika", erläutert Heise. Je nach der vertraglichen Konstruktion kann es sogar eine Nachschusspflicht geben. Dabei ist dann nicht nur das Geld weg, sondern der Anleger ist zur Einzahlung weiteren Geldes verpflichtet. Auch von Genussrechten raten Experten ab. Denn dabei handelt es sich um nachrangiges Eigenkapital, dessen Gläubiger im Falle einer Insolvenz ihr Geld erst dann zurückerhalten, wenn alle vorrangigen Gläubiger bedient sind. Die Finger verbrannt haben sich daran zum Beispiel rund 75.000 Anleger mit der Insolvenz des Windkraftspezialisten Prokon im Jahr 2014. Die Firma hatte 1,4 Milliarden Euro bei Privatanlegern eingesammelt.

Angesichts extrem hoher Kursschwankungen sind auch Kryptowährungen wie Bitcoin nichts für sicherheitsbewusste Anleger. 68 Prozent der Investmentmanager glauben laut einer Umfrage des Vermögensverwalters Natixis, dass Privatkunden keine Kryptos besitzen sollten. Sie sehen Probleme in Sachen Transparenz, Regulierung und Wertschwankung. Einen Hype erleben NFTs. Diese "Non Fungible Tokens" – was übersetzt in etwa "nicht berührbare Wertmarke" heißt – sind digital abgebildete und damit handelbare Besitzverhältnisse. "Den tatsächlichen Wert von NFTs kann aktuell niemand seriös beurteilen", warnt Heise.

Bei Immobilien hingegen kommt es auf den Einzelfall und das jeweilige Objekt an. Auch hier gilt, dass "nicht alle Eier in einen Korb" gelegt werden sollten. Will heißen: Je nach individueller Finanz- und Wohnsituation kann ein Immobilienerwerb zur Eigennutzung oder für eine Vermietung sinnvoll sein. Von dem oft als riskant angesehenen Investment in Aktien ist hingegen nicht grundsätzlich abzuraten. Vorausgesetzt, der Anleger bringt mindestens zehn Jahre Zeit mit und setzt auf eine breite Streuung. "Ein weltweit aufgestellter ETF-Sparplan ist eine gute Basis für einen langfristigen Vermögensaufbau", meint Heise. Noch ein Rat von ihr: "Nehmen Sie sich für Anlageentscheidungen mindestens so viel Zeit wie für die Anschaffung eines Smartphones."

WARNLISTE GELDANLAGE

Die Warnliste Geldanlage verschafft Ihnen einen Überblick über dubiose, unseriöse oder sehr riskante Geldanlageangebote. Die Liste wird monatlich aktualisiert. In ihr sind schwarze Schafe unter den Firmen und Produkten aufgeführt, die in den vergangenen zwei Jahren negativ aufgefallen sind. www.test.de/Warnliste-Geldanlage

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