21.06.2022 Finanzen

Vermögen übertragen – aber richtig!

Von Patrick Peters
Wer Vermögen auf Familienmitglieder übertragen möchte, sollte ein paar Punkte rund um Steuern und die eigene Absicherung beachten.
Wer Vermögen auf Familienmitglieder übertragen möchte, sollte ein paar Punkte rund um Steuern und die eigene Absicherung beachten. Fotoquelle: GettyImages/Daisy-Daisy

Wer sein Vermögen für die kommende Generation schützen möchte, braucht eine professionelle Strategie in der Vermögensübertragung.

Es ist eine eindrucksvolle Zahl: Im Jahr 2020 haben die Finanzverwaltungen in Deutschland Vermögensübertragungen durch Erbschaften und Schenkungen in Höhe von 84,4 Milliarden Euro veranlagt. Das steuerlich berücksichtigte geerbte und geschenkte Vermögen stieg damit um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, erhöhte sich die festgesetzte Erbschaftsund Schenkungssteuer um 19,4 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. Dabei entfielen auf die Erbschaftsteuer 6,8 Milliarden Euro (+14 Prozent) und auf die Schenkungssteuer 1,8 Milliarden Euro (+45,8 Prozent).

"Diese Entwicklungen zeigen, dass bei immer mehr Vermögensübertragungen Schenkungs- oder Erbschaftsteuer fällig wird", sagt Dr. Stephanie Thomas, Rechtsanwältin und Fachanwältin für Steuerrecht bei der Wirtschaftskanzlei WWS-Gruppe aus Aachen, Mönchengladbach und Nettetal. "Das wird sich in den kommenden Jahren häufen und hat unter anderem mit den steigenden Bewertungen am Immobilien- und Aktienmarkt zu tun. Damit wachsen die Vermögen, und die steuerlichen Freibeträge bei Erbschaften und Schenkungen werden möglicherweise schnell aufgebraucht. Wer sein Vermögen für die kommende Generation schützen möchte, braucht also eine professionelle Strategie in der Vermögensübertragung."

Apropos steuerliche Freibeträge: Alle zehn Jahre können Ehepartner und Kinder 500 000 beziehungsweise 400 000 Euro steuerfrei erhalten. Das ist für Stephanie Thomas ein wichtiger Punkt. "Das bedeutet, dass sich diese relevanten Freibeträge regelmäßig nutzen lassen, eine Schenkungsstrategie zu Lebzeiten ist das Stichwort. So lassen sich auch größere Vermögenswerte steueroptimiert übertragen. Zudem haben Vermögensinhaber damit auch die Möglichkeit, die nachfolgenden Generationen sukzessive an die Verantwortung für das Vermögen heranzuführen oder die Kinder in bestimmten Situationen finanziell zu unterstützen." Das verringere bei der endgültigen Übertragung die Gefahr einer steuerlichen Belastung.

Hannes Fahrnberger, Vorstand der Vienna-Life Lebensversicherung AG aus Liechtenstein, stellt im Rahmen der Schenkung zu Lebzeiten heraus, dass es dabei auch darauf ankomme, den eigenen Ruhestand abzusichern. "Im ersten Schritt geht es um die Analyse des tatsächlichen Finanzbedarfs. Es bedarf einer professionellen Konsolidierung aller Vermögenswerte, um festzustellen, wie viel Geld der Vermögensinhaber zum Leben im Ruhestand braucht und welche Einkünfte zur Verfügung stehen. Das erleichtert die Entscheidung, wie das Vermögen übertragen werden kann." Daraus lasse sich auch eine entsprechende Strategie für das Vermögensmanagement mit Blick auf die nächste Generation ableiten.

Sinnvoll erscheint laut Hannes Fahrnberger eine Strategie, die Ausschüttungen für den Lebensunterhalt mit der Vermögenssicherung für die nächste Generation kombiniert. Das könne unter anderem durch eine Lebensversicherung gewährleistet werden. Wichtig sei, Vermögens- und Finanzplanung, Nachlassplanung und Vorsorgeplanung flexibel miteinander zu kombinieren und aus einem möglichst großen Anlageuniversum, entsprechend dem persönlichen Risikoprofil, die individuelle Anlagestrategie aufbauen zu können. "In Liechtenstein kommt noch hinzu, dass durch spezielle Strukturierungen der Policen die Auszahlung aus der Vermögensverwaltung steuerfrei und außerhalb eines eventuellen Testaments direkt an den im Versicherungsvertrag begünstigten Versicherungsnehmer und Erben erfolgt." Das schütze das Vermögen zusäztlich.

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