Schauspielerin im Interview

Gudrun Landgrebe und die Schauspieler aus der Youtube-Ecke

von Anja von Fraunberg

In der ZDF-Serie "In bester Verfassung" überrascht Gudrun Landgrebe als Verfassungsschützerin Mechthild, die mal eben eine islamistische Terrorzelle erfindet. Von ihren Schauspielkollegen war sie begeistert.

Derb, beleidigend, ungepflegt – eigentlich sind das so ziemlich die letzten Attribute, die man mit Gudrun Landgrebe in Verbindung bringen würde. Schließlich galt die schöne Schauspielerin mit den dunklen Haaren, den feinen Gesichtszügen und den leuchtend blauen Augen jahrzehntelang als die Erotik-Königin des deutschen Film und Fernsehens. Umso mehr überrascht die bald 69-Jährige, die auch im Alter nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt hat, mit ihrem Auftreten in der ZDF-Produktion "In bester Verfassung" (Montag, 17. Juni, 23.55 Uhr, im ZDF, ab Donnerstag, 6. Juni, 16 Uhr, schon in der Mediathek): In der bissig-bösen Polit-Satire spielt sie die Verfassungsschützerin Mechthild, die – um die drohende Versetzung zu verhindern – ohne groß nachzudenken eine islamistische Terrorzelle erfindet und dadurch aber eine fatale Kettenreaktion auslöst.

prisma: Frau Landgrebe, was hat Sie bewogen, bei "In bester Verfassung" mitzuspielen?

Gudrun Landgrebe: Mir hat sehr gefallen, dass hier ein brisantes politisches Thema behandelt wird, das uns zunehmend auch beängstigt, wenn man beispielsweise an die Ereignisse in Chemnitz und so weiter denkt. Ich fand auch gut, dass das Thema hier als eine Polit-Satire verarbeitet ist: Manchmal ist man von der Geschichte amüsiert, auch von den Figuren, und manchmal blieb mir aber schon beim Lesen des Buches das Lachen im Halse stecken.

prisma: Sehen Sie es als Ihre Aufgabe an, vor dieser Gefahr von rechts zu warnen und da ein Zeichen zu setzen?

Landgrebe: Ja, für uns Schauspieler und Filmemacher ist es natürlich eine Aufgabe, grundsätzlich auf Missstände aufmerksam zu machen. Das sollten die Fernsehanstalten durchaus öfter mal tun.

prisma: War die Rolle der Mechthild für Sie außergewöhnlich?

Landgrebe: Ja, absolut ungewöhnlich, weil ich noch nie zuvor eine Polit-Satire angeboten bekommen hatte. Ungewöhnlich auch, weil die Serie für mich viel zu spielen bot mit sehr, sehr guten Leuten, die keine ausgebildeten Schauspieler sind, sondern eben aus der Youtube-Ecke kommen. Uke Bosse und Fabian Siegismund waren aber auf den Punkt so vorbereitet und so intensiv in ihrer Darstellungskraft, dass mir das ganz großen Spaß gemacht hat.

prisma: War es für Sie auch eine neue Erfahrung, so eine raubeinige, harsche Person wie die Mechthild zu spielen?

Landgrebe: Ja, eine völlig andere Facette mit unbekannten Spielmöglichkeiten, in die ich mich allerdings mit Begeisterung gestürzt habe! Mechtild Dombrowski weiß ganz genau, was sie will – aber auch, was sie nicht will; sie widersetzt sich Obrigkeiten und scheut keinen Konflikt, um ihre Ziele durchzusetzen. Aber durch die Tränen ihres Kollegen kann sie sich auch erweichen lassen, um ihn zu schützen und alle Verantwortung auf sich zu nehmen.

prisma: Hatten Sie die Möglichkeit, an der Figur zu arbeiten, sie weiter zu entwickeln?

Landgrebe: Natürlich entwickelt ein Schauspieler eine Figur mit. Weil sehr viel aus einem selbst herauskommt, aus der Beobachtung, aus der Leidenschaft für eine Figur. Man entwickelt auch im Laufe der Arbeit Visionen, wie könnte sie jetzt agieren, in ihrer Art, ihrer Haltung. Dann habe ich natürlich auf meine Partner reagiert, von denen ich wirklich begeistert bin, immer noch.

prisma: Sie sagen, das war Ihre erste Polit-Satire. Erstaunlich eigentlich, denn Sie sind ja schon sehr lange im Geschäft und Ihre Filmografie ist eine beeindruckende Liste von über 100 Kino- und TV-Produktionen. Wie schafft man es, so lange dabei zu bleiben?

Landgrebe: Indem man sehr selektiv die Rollen aussucht. Ich mache nur das, was mich wirklich überzeugt. Das sind meistens Independent-Produktionen oder Low-Budget-Filme, wie in diesem Fall auch.

prisma: Wenn Sie zurückblicken, gibt es irgendwelche Entscheidungen, die Sie heute anders treffen würden?

Landgrebe: Massenweise. Man soll sich zum Beispiel die Regisseure und Regisseurinnen, mit denen man zum ersten Mal arbeitet, sich vorher möglichst genau anschauen. Denn man kennt sich ja nicht, es ist immer ein aufeinander Zugehen. Ich weiß ja nicht, welche Befähigung ein Regisseur hat, mit Menschen umzugehen.

prisma: Können Sie das genauer erklären?

Landgrebe: Es gibt ganz großartige Regisseure, die wunderbare Filme hingelegt haben, aber sie verstehen den Umgang mit Schauspielern, mit Menschen nicht. Da es ein Miteinander von menschlichen Beziehungen ist, sollte eine Basis bestehen, die bedeutet, gegenseitiger Respekt ist notwendig. Das finde ich sehr wesentlich, das ist aber leider nicht immer der Fall.

prisma: Wann haben Sie mal so schlechte Erfahrungen gemacht?

Landgrebe: Am Anfang. Aber ziemlich bald habe ich die wunderbarsten Regisseure und Regisseurinnen kennenlernen können, die die Freude an der Arbeit mit ihren Schauspielern geteilt haben.

prisma: Und wie lief es bei den Dreharbeiten zu "In bester Verfassung"?

Landgrebe: In diesem Fall war es auch ein sehr, sehr schönes Miteinander. Wir hatten eine anstrengende Arbeit, wie immer heute, es ist wenig Zeit. Dann hatten wir über 40 Grad, es war ja der heiße Sommer, noch dazu haben vier oder fünf Scheinwerfer von außen in unser Büro geleuchtet. In solchen Situationen ist natürlich von allen Disziplin angesagt. Aber das lief alles toll.

prisma: Gibt es noch etwas, das Sie im Nachhinein anders machen würden?

Landgrebe: Ich weiß, dass meine richtigen Entscheidungen durchaus die überwiegenden sind – im Ergebnis habe ich also nur Grund zur Zufriedenheit!


Quelle: teleschau – der Mediendienst

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