So empfand Jesus-Darsteller den Dreh der Kreuzigung
Der britische Schauspieler Greg Barnett spielt in dem Doku-Drama "Jesus – sein Leben" die Hauptrolle. Eine besondere Herausforderung, wie er zugibt.
Wie sieht er eigentlich aus, der Jesus Christus, von dem doch jeder sein eigenes Bild haben dürfte? Mary Donahue, Senior Vice President Development and Programming bei History, muss angesichts der Frage schmunzeln. Doch sie weiß beim Interview in London nicht so recht, was sie nun antworten soll. Das verwundert zunächst. Immerhin zeigt der in Deutschland unter anderem über Sky empangbare Pay-TV-Sender ziemlich passend zu Pfingsten eine neue und ziemlich gigantische Verfilmung des Schaffens Jesu Christi, und der britische Schauspieler Greg Barnett gibt "seinem" Jesus von Nazaret ein besonders klar geschliffenes Profil. Zu bestaunen ist das aufwendige achtteilige Doku-Drama Sonntag und Montag, 9. und 10. Juni, jeweils 20.15 Uhr, beim deutschsprachigen History-Sender. Vier Folgen am Stück laufen jeweils aufeinanderfolgend.
"Wir hatten keine spezielle Vorstellung, wie ein neuer Jesus aussehen solle", erklärt Donahue. "Wir wollten ihn in einem modernen Look. Vor allem sollte er Menschlichkeit ausstrahlen", so die Programm-Verantwortliche bei History. Trägt ein neu und frisch anzusehender Jesus Christus etwa – wie bislang so oft dargestellt – keinen Bart mehr? Und auch keine langen Haare?
Greg Barnett ist überzeugt: "Jeder, ob nun er nun an die christliche Überlieferung glaubt oder nicht, hat seine eigene Vorstellung von der historisch überlieferten Erscheinung Jesu Christi." Der britische Schauspieler (unter anderem "Undercover") wurde für die Hauptrolle des vermeintlichen Messias in einem weltweiten Casting ausgewählt. Dass die Wahl auf Barnett fiel, lag tatsächlich nicht an seinen langen Haaren oder einen mächtigen Bart. Das Auffälligste an dem attraktiven, aber im Grunde eher unauffälligen Schauspieler ist eine besondere Form der Ausstrahlung.
Alle, die bei der internationalen Präsentation der History-Serie in London über diese Produktion reden, sind sich in diesem Punkt einig. Greg Barnett hat etwas, für das kein Make-up-Artist sorgen kann. Offen und sehr neugierig entgegnet er beispielsweise einer einfachen Milchmädchenrechnung. Falls das Leben von Jesus die berühmteste aller jemals erzählten Geschichten sei, wie History über die eigene Serie behauptet, müsste die Rolle des Christus doch wohl die wichtigste für einen Schauspieler sein, oder? Barnett lächelt mit sehr offenem Blick und antwortet: "Nicht viele sind in ihrer Karriere jemals in der Rolle des Messias gewesen. Allein deswegen ist sie eine enorme Ehre. Schauspielerisch unterscheidet sie sich von anderen vor allem in einer Herausforderung: Ich musste meinen persönlichen Weg ausgerechnet zu der Menschlichkeit des Sohnes Gottes finden. Denn diese ist es doch, die Jesus ausmacht, wobei jeder Gläubige sie ganz unterschiedlich mit dem Heiland verbindet."
Ein Regenbogen und unvergessliche Momente
Zur Vorbereitung auf die womöglich wichtigste Rolle seiner Karriere nahm Barnett sich allerdings keine Vorbilder bei anderen Verfilmung etwa bei "Die größte Geschichte aller Zeiten" (1965) oder der sehr brutalen Version "Die Passion Christi" (2004) von Mel Gibson. "Ich wollte mich nicht beeinflussen lassen", sagt der Schauspieler. Seinen Zugang hingegen fand er tatsächlich in der Botschaft Christi. "Jesus hat mächtige Worte über die Nächstenliebe und des Vergebens gesprochen. An diese musste ich immer wieder denken. Ich wollte sie nicht nur für die Rolle verinnerlichen, sondern für mein ganzes, weiteres Leben."
Dass ihm das womöglich gelungen ist, deutet eine unglaubliche Geschichte an, die sich während der Dreharbeiten ereignete. "Jesus – sein Leben" wurde vor allem in Marokko gedreht. In einer Szene sollte Barnett, der sich nun mit einem Augenzwinkern an jenen Tag erinnert, mit weit ausgebreiteten Armen zu seinen Jüngern sprechen. Das ohnehin starke Bild bekam noch einmal zusätzliche Kraft. Barnett erinnert sich: "Die Kameras waren aufgebaut, alles war fertig zum Dreh, als es plötzlich zu regnen begann. Wir mussten warten. Als die Szene fortgesetzt werden konnte, erschien wirklich ein Regenbogen am Himmel. Das war unfassbar."
Als die mit Abstand intensivste Szene allerdings beschreibt der Schauspieler die Kreuzigung. Zunächst spricht er von einem eher sehr technischen, professionellen Vorgang – so wie beim Film eben viele schwierige Szenen entstehen. Aber als er auch an einem zweiten Tag immer wieder ans Kreuz "musste", seien die eigenen Gefühle immer intensiver geworden und sein ganzes Empfinden habe sich verändert.
"Ich hatte einen unglaublichen Blick auf die Berge des Atlas-Gebirges. An diesem sonnigen Tag lag auf diesen immer noch Schnee. Urplötzlich überkamen mich Gefühle, wie klein und unbedeutend der Mensch im Vergleich zur göttlichen Schöpfung doch ist", erinnert sich Barnett im Interview. Er versichert, dass er diesen Moment sowie den ganzen "Jesus"-Dreh niemals vergessen werde. Und fügt mit einem Lächeln hinzu: "Schließlich weiß ich schon auch, dass es nicht viele Menschen auf dieser Erde gibt, die eine Kreuzigung erleben."
Quelle: teleschau – der Mediendienst