Drogen, Motorräder und ein Ex-Knacki

"Sons of Anarchy"-Spin-off "Mayans MC" startet

von Julian Weinberger

Mit "Mayans MC" wagt sich Kurt Sutter an ein Spin-off seiner Erfolgsserie "Sons of Anarchy". Zwar greift er gekonnt einige Erfolgsbausteine der Biker-Saga auf, am Ende erweisen sich die eigenen Fußstapfen aber als recht groß.

Das Knattern der Motoren, die ledernen Kutten, das Klubhaus und mittendrin testosterongesteuerte Helden, die für das Wohl und Wehe ihres Motorradclubs ihr Leben geben würden: Diese Erfolgskomponenten machten "Sons of Anarchy" zu einer der besten Serien der 2000er-Jahre und verhalfen Hauptdarsteller Charlie Hunnam zum internationalen Durchbruch. Nach dem dramatischen Finale der Mutterserie 2014 griff Serienschöpfer Kurt Sutter vier Jahre später die Verstrickungen rivalisierender Motorradgangs wieder auf – allerdings aus der Sicht der mexikanischen Mayans, die auch in der Originalserie ab und an eine Rolle spielten. Die erste Staffel des "SoA"-Ablegers "Mayans MC" gibt es dank Sky ab 8. Mai nun auch hierzulande zu sehen.

Im Mittelpunkt des Spin-offs steht EZ (J.D. Pardo), der nach seiner Haftentlassung Halt bei den Mayans sucht. Sein Leben als Prospect, also als Anwärter auf die heißbegehrte Kutte eines Vollmitglieds, ist dabei alles andere als einfach. Motorräder putzen, Leichen entsorgen und Gräber schaufeln – EZ ist im wahrsten Sinne des Wortes für die Drecksarbeit verantwortlich. Dabei hat der clevere Ex-Knacki einiges auf dem Kasten, wie sein Bruder Angel (Clayton Cardenas) nicht müde wird, zu betonen.

Davon will Club-Präsident Obispo "Bishop" Losa (Michael Irby) aber nichts hören – und das, obwohl guter Rat teuer wäre. Denn der MC schlittert immer tiefer in eine Abhängigkeit vom mexikanischen Galindo-Kartell und dessen machthungrigen Boss Miguel (Danny Pino). Was bei allen Zwistigkeiten jedoch keiner ahnt: EZ arbeitet gezwungenermaßen mit dem DEA-Agenten Kevin Jimenez (Maurice Compte) zusammen.

"Sons of Anarchy"-Fans werden sich mit "Mayans MC" schnell anfreunden. Das liegt nicht nur an den zahlreichen Gaststars aus dem bekannten Universum, wie Emilio Rivera als Marcus Alvarez oder Katey Sagal als Gemma Teller in Form eines Rückblicks. Serienschöpfer Sutter transferierte überdies viele bekannte Motive der Originalserie in den Ableger – von den strengen Hierarchien über die etwas aus der Zeit gefallenen Männlichkeitsideale bis zur Regelhörigkeit, die im Zweifel mit Faustschlägen durchgesetzt wird. In Sachen Gewalt setzt "Mayans MC" sogar noch einen drauf und mutet dem Zuschauer einiges zu.

Eines jedoch lässt die neue Serie zum Auftakt im Gegensatz zu "Sons of Anarchy" vermissen. Neben den ganginternen Machtkämpfen und den Auseinandersetzungen mit Gegnern außerhalb der eigenen Reihen spielten Familienstrukturen und die damit einhergehenden Konflikte in "Sons of Anarchy" eine zentrale Rolle. Das Verhältnis von Jackson Teller zu Ziehvater Clay und Mutter Gemma gab der Serie die emotionale Basis. Nicht umsonst wurde Katey Sagal für ihre Rolle als Gemma 2011 mit dem Golden Globe ausgezeichnet. Bei "Mayans MC" sucht man starke Frauenfiguren hingegen vergebens, und auch die emotionale Bindung zu den Figuren fällt deutlich schwerer.

Trotz der Schwächen in der Charakterzeichnung und einer recht konfusen Handlung war der Serienableger bei seinem TV-Debüt in den USA sehr erfolgreich und gehörte 2018 zu den meistgesehenen Serien im Kabelfernsehen. Weniger harmonisch ging es dagegen hinter den Kulissen zu. Nach einem dauerhaft schwelenden Streit zwischen Serienschöpfer Sutter und dem produzierenden Sender FX kam es zum endgültigen Bruch. An der dritten Staffel, die in den USA für Ende des Jahres erwartet wird, ist Sutter deshalb nicht mehr beteiligt. Stattdessen stellte er "SoA"-Fans kürzlich zwei weitere Spin-off-Projekte in Aussicht, die sowohl die Gründungsgeschichte von SAMCRO als auch das Schicksal von Jax' Kindern behandeln sollen.


Quelle: teleschau – der mediendienst GmbH

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