"Wir mussten über Leichen steigen"
Massenmord durch Amokläufe: Das geschah in den USA zuletzt in immer kürzeren Abständen. Mitverantwortlich für die blutigen Schockmomente ist nach Ansicht vieler der Waffenwahn der Amerikaner. Auch die US-Jugend fordert nun schärfere Waffengesetze.
Parkland in Florida in den USA: "Die größten Probleme, die wir bis dahin hatten, waren ein, zwei Raser, oder ob der Sperrmüll auch rechtzeitig abgeholt werden würde", beschreibt Bürgermeisterin Chrstine Hunshofsky ein vermeintliches Idyll unter Palmen. Doch der 14. Februar 2018 – Valentinstag, der Tag der Liebe – veränderte alles. Nur sechs Minuten und 20 Sekunden benötigte der Attentäter Nikolas Jacob Cruz, um an der Marjory Stoneman Douglas Highschool das Leben von 17 Menschen, darunter 14 Jugendliche, auszulöschen. Das Perfide: Er hatte die Tat angekündigt. Die Polizei hatte sogar Hinweise darauf, dass er womöglich einen Überfall auf eine Schule plane.
In "Never Again – Amerikas Jugend gegen den Waffenwahn", einem Film von Sebastian Bellwinkel, schildern Überlebende aber auch die Mutter einer getöteten Schülerin, wie sie unter den schlimmsten Momenten ihres Lebens noch immer leiden. Aussagen wie: "um herauszukommen, mussten wir über die Leichen steigen", schockieren. Wenn der Autor vereinzelte Original-Privatvideos dazu einspielt, erscheint der Schrecken jenes 14. Februar beinahe wahrhaftig.
Bellwinkel lässt auch den Täter zu Wort kommen. Und er zeigt ihn. Zu sehen ist ein harmlos wirkender 19-jähriger Teenager auf einem Selfie-Video. Vor tropischen Pflanzen im Hintergrund erscheint er wie ein Urlauber. Cruz' Worte aber sind nur grausam: "Ich heiße Nick. Ich werde der nächste Highschool-Attentäter 2018 sein. Mein Ziel: mindestens 20 Leute. Mit meiner AR-15 krieg ich das bestimmt gut hin. Ihr werdet alle sterben. Peng, Peng, Peng!"
Jenes halbautomatische Sturmgewehr vom Typ AR-15, das auch beim Militär zum Einsatz kommt, konnte ein verhaltensauffälliger Junge wie Cruz in den USA problemlos kaufen. Bellwinkel führt über diesen unglaublichen Missstand die Proteste der sogenannten Parkland-Kids auf. Diese überlebenden Schüler des Massakers hatten die größten Demonstrationen gegen Waffengewalt seit den Protesten gegen den Vietnamkrieg organisiert. In mehr als 700 Städten der USA waren Millionen Menschen auf die Straße. Ihre Ziele: schärfere Waffengesetze und das Verbot von Sturmgewehren für Privatpersonen.
Konnten sie in einem Amerika Donald Trumps, der zeitgleich zum Parkland-Attentat die Bewaffnung von Lehrern gefordert hatte, und einer mächtigen Waffenlobby durchgesetzt werden? Das bis heute ungebremste Engagement Hunderttausender Schülerinnen und Schüler macht zumindest Hoffnung. Diesem entgegen stehen jedoch die dramatischen Zahlen. Noch immer beklagen die USA etwa 35.000 Tote nur durch Waffengewalt – und das in jedem Jahr,
Quelle: teleschau – der Mediendienst