Mariele Millowitsch im Interview

Auch Schutzengel müssen sich bewähren

13.04.2021, 11.18 Uhr
von Marcus Italiani
Im Einsatz: Klara Sonntag.
Im Einsatz: Klara Sonntag.  Fotoquelle: ARD, Degeto, Frank Dicks

Klara Sonntag ist nicht irgendeine Bewährungshelferin. Wenn sie sich eines Klienten annimmt, dann kann das für den schon mal in echter Arbeit ausarten. Aber am Ende gibt sie auch oft mehr von sich preis als ihr lieb sein kann. Die perfekte Rolle für Mariele Millowitsch?

Sie haben sehr viele TV-Fans als Tatort-Kommissarin Marie Brand. Wie verleihen Sie der Figur der Bewährungshelferin Klara Sonntag ihre Konturen, damit von Beginn an klar wird, dass hier jemand am Start ist, der gar nichts mit der Krimi-Figur zu tun hat?

Optisch ist da schon mal ein Unterschied. Zudem ist Marie Brand ja viel zurückhaltender. Da sorgt eher ihr Kollege für die Anekdoten. Klara Sonntag geht mehr aus sich heraus.

Waren Sie vom Drehbuch begeistert, weil Ihnen die burschikose Klara Sonntag auf Anhieb so gut gefiel?

Andersherum. Ich wurde von Produzent Ivo Beck angesprochen. Wir haben zusammen überlegt, was noch Spannendes außer Krimis im TV funktioniert? Anwälte? Ärzte? Und dann hatte Ivo die tolle Idee: Bewährungshilfe! Da haben wir viel mit Menschen und Schicksalen zu tun. Es war nur von vornherein klar, dass die Frau Sonntag ein Findelkind ist. Ich habe mich hingesetzt und eine ausführliche Vita entwickelt, mich gefragt, wie sie drauf ist und aussieht, inklusive Fingernägel und Tattoo. Das hat großen Spaß gemacht.

Haben Sie sich denn vorab mal mit Bewährungshelfern auseinandergesetzt?

Ja klar. Ich habe Leute in meinem Bekanntenkreis, die in dem Beruf arbeiten. Mit denen habe ich mich unterhalten und viel gelernt. Was die Emotionen betrifft, geht es da um Menschen. Die Zusammenhänge hat der Autor mit einem Mitarbeiter aus der Branche erarbeitet. Und das hat ziemlich gut geklappt.

Was war für Sie die große Herausforderung an der Rolle der Klara Sonntag?

Klara Sonntag ist sehr direkt und emotional extrem wackelig. Sie hatte eine ganz schlimme Kindheit, war in diversen Pflegefamilien, hat Drogen genommen und irgendwann mal überdosiert. Daher rührt ihr Leitspruch: Jeder hat eine zweite Chance verdient.

Ist das immer gesund?

Wahrscheinlich nicht. Denn sie vertraut niemandem. Wie ein Vogel, der sich nie traut, irgendwo zu landen, weil er denkt, dass der Ast dann auch abbricht. Andererseits braucht sie das Vertrauen der Leute und bekommt es auch.

Sie engagieren sich privat in vielerlei Hinsicht. Wäre Bewährungshelferin etwas, das Sie auch im wahren Leben mal ausprobieren würden?

Das kann ich nicht sagen. Ich mag Menschen, aber ich weiß nicht, ob ich für diesen Beruf die nötige Ruhe und Geduld hätte.

Was können wir von Klara Sonntag noch erwarten?

Ich habe das nächste Buch noch nicht gelesen. Ich möchte diese Figur auf jeden Fall spannend halten, Fehler machen und in Konflikte geraten lassen.

TV-TIPP

  • "Klara Sonntag"
  • "Kleine Fische, große Fische"
  • Freitag, 23. April, 20.15 Uhr
  • ARD

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