In "Frühstück bei Tiffany" spielte die 1993 verstorbene Audrey Hepburn die Rolle ihres Lebens. Der Film über das wilde Partygirl Holly Golightly ist gleichermaßen elegant und inhaltslos und gerade deshalb faszinierend.
Diese Holly Golightly gleicht uns, wie sie da vor den einladenden Auslagen des Juweliers steht, die Nase dicht an der Scheibe. Denn auch wir bleiben zumeist außen vor, schauen und seufzen. Auch wir setzen uns ständig der Gefahr aus, auf der Suche nach dem Glück vom rechten Weg abzukommen. Und auch uns nimmt Regisseur Blake Edwards dezent an die Hand und zeigt uns mit seinem wunderbaren Klassiker "Frühstück bei Tiffany" (1961), den 3sat nun im Rahmen eines Thementags wiederholt, die Schönheit des Lebens – so, wie es sein sollte und doch nie ist.
Noch einmal lauschen wir also Hollys (Audrey Hepburn) "Moon River", versenken uns in ihre Augen und wünschen, ihr Lächeln gehöre uns. Freuen uns über Mr. Yunioshis (Mickey Rooney) Wutausbrüche, tauchen ein in die schönste Party, die in New York je gefeiert wurde. Blake Edwards bringt es fertig, um ein großes inhaltliches Nichts, für das Truman Capote die literarische Vorlage lieferte, einen ganzen Film zu drapieren, unfassbar elegant und schwerelos.
Nachts geht Holly Golightly auf Männerfang, tagsüber trifft sie sich mit ihrem Nachbarn Paul Varjak (George Peppard), und den Rest der Zeit träumt sie von einem unbeschwerten Leben an der Seite eines Millionärs. Es folgen ein brasilianischer Geschäftsmann, ein explodierender Kochtopf, ein handfester Skandal, ein verschwundener Kater und ein leidenschaftlicher Kuss im Regen New Yorks.
Danach versteht man besser, wie Hollywoods Zensoren die Welt im Film sehen wollen. Nichts trübt den Blick: keine nackte Haut, keine Obszönitäten, nur edles Interieur und dezente Andeutungen – Audrey Hepburn ist auch als social butterfly nichts Verruchtes eigen. So geben wir uns geschlagen, von der ersten Minute an, in der Holly aus dem Haus tritt und mit zwei Fingern nach einem Taxi pfeift. Wir lassen uns fallen und wollen es glauben, 115 wunderbare Minuten lang: Das Leben ist schön.
"Herzflimmern" lautet der Titel des 3sat-Thementages an diesem Pfingstmontag. Neben "Frühstück bei Tiffany" stehen dabei weitere romantische Filme wie "Zweimal zweites Leben" (2015) mit Heike Makatsch und Benno Fürmann um 22.05 Uhr und "Nicht ohne deine Liebe" (2002) mit Robert Atzorn und Suzanne von Borsody um 23.30 Uhr auf dem Programm.
Frühstück bei Tiffany – Mo. 24.05. – 3sat: 20.15 Uhr