"Jeder Spieler ist eine Aktie": In einer neuen "sportstudio reportage" blicken Insider und (ehemalige) Spieler auf das harte "Geschäft mit dem Fußballnachwuchs".
130 Millionen Euro, so hoch wird der aktuelle Marktwert von Jamal Musiala beziffert. Würde ein Verein versuchen, den Superdribbler von jetzt auf gleich vom FC Bayern wegzukaufen, müsste er vielleicht sogar noch tiefer in die Tasche greifen. Und das bei einem 21-Jährigen. Da muss man sich schon immer wieder mal kurz schütteln, aber es ist eben doch ein Teil des Geschäfts und inzwischen irgendwie normal im Spitzenfußball. Wie junge, meist noch nicht einmal volljährige Spieler zu "Aktien" werden und was das mit den Menschen macht, darum geht es nun in einer neuen "sportstudio reportage". "Menschen mit Preisschild", so werden in einer Ankündigung des Films "Kicker als Ware – Das Geschäft mit dem Fußballnachwuchs" diejenigen Ausnahmetalente bezeichnet, die den Sprung aus den Leistungszentren in den Profisport schaffen.
Musiala ist so einer, andere prominente Beispiele wären Daniel Wirtz, Jude Bellingham oder Spaniens Lamine Yamal, der erst kürzlich als 17-Jähriger zum EM-Helden wurde (sein aktueller Markwert liegt bei etwa 120 Millionen Euro). Von diesen Jetzt-schon-Superstars wird man in Zukunft sicher noch viel hören. Aber demgegenüber, das ist die Kehrseite der Medaille, stehen unzählige mehr, die auf der Strecke bleiben.
In dem 45-minütigen Film von Steven Melzer und Udo Ludwig kommen Scouts, Jugendtrainer und weitere Business-Insider (unter anderem von Eintracht Frankfurt, Hertha BSC und dem FC St. Pauli) zu Wort, die mit möglichst sanften Worten zu erklären versuchen, wie hart das "Geschäft mit dem Fußballnachwuchs" manchmal ist. Die Rede ist von großen Träumen und vom Spaß, den der Sport machen soll, aber auch von sozialer Entwurzelung, dem nackten "wirtschaftlichen Wert" so eines Spielers und von den Interessen der Vereine, die viele Millionen in ihre Nachwuchsarbeit stecken und dann irgendwann auch "Ergebnisse" erzielen wollen.
Einer, bei dem die Rechnung aufging, ist Lazar Samardžić, der im Film seine persönlichen Erfahrungen teilt. Schon als Siebenjähriger wurde er in die Jugendschmiede von Hertha BSC aufgenommen, nach späteren Stationen bei RB Leipzig und Udinese Calcio steht der 22-Jährige seit Kurzem beim italienischen Serie-A-Club Atalanta Bergamo unter Vertrag. "Jeder Spieler ist eine Aktie – man hat seinen Marktwert, der steigt und sinkt", erklärt der Mittelfeldspieler. Sein Wert stieg innerhalb der letzten vier Jahre von 1,5 Millionen auf zuletzt 20 Millionen Euro. Ganz anders lief es für Marius von Cysewski. Er trug in der Jugend mal das Trikot von Borussia Dortmund und lief für DFB-Jugendmannschaften auf. Trotzdem hat er seine Karriere schon am Ende der U19 beendet.
sportstudio reportage: Kicker als Waren – Das Geschäft mit dem Fußballnachwuchs – So. 20.10. – ZDF: 17.15 Uhr