Konklave - das letzte Geheimnis
29.04.2025 • 23:06 - 23:59 Uhr
Info, Kirche + Religion
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 Moderator Paul Matic präsentiert das Papst-Kaiser Rotulus.
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Vatikankorrespondentin Gudrun Sailer.
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Moderator Paul Matic.
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 Paul Matic als Papst Gregor X und Moderator.
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Originaltitel
Konklave - das letzte Geheimnis
Produktionsland
A
Produktionsdatum
2025
Info, Kirche + Religion

Konklave - das letzte Geheimnis

Seit Gregor X., der 1271 nach einer Papstwahl, die sich über drei Jahre hingezogen hatte, zum Oberhaupt der römischen Kirche gewählt wurde, ist das Konklave als letztgültige Form der Papstwahl festgeschrieben. In der ORF/BR-Koproduktion "Konklave – Das letzte Geheimnis" wird dieser Papst in einem dramaturgischen Kunstgriff zum Zeitreisenden in Sachen Konklave erklärt bzw. zum Zeitzeugen über die Jahrhunderte hinweg bis in unsere Tage. Gregor X. und zugleich den Host, der durch den Film führt, gibt Josefstadt-Schauspieler Paul Matic. In der Stadt Viterbo, 80 Kilometer nördlich von Rom, wurde das Konklave als Modus der Papstwahl erfunden. Die Altstadt von Viterbo mit dem Palazzo dei Papi, dem Papstpalast, erinnert bis heute an die Zeit, als Viterbo das Machtzentrum der Christenheit war. Im Mittelalter flüchteten die Päpste vor allem im Sommer gerne aus dem malariaverseuchten Rom in kühlere Orte wie Viterbo. Papst Clemens IV. hatte aber einen weiteren Grund, Rom zu meiden: In der Stadt tobten Kämpfe zwischen den großen Adelsfamilien. Im 13. Jahrhundert wurde der Sitz des Papstes deswegen für ganze 24 Jahre sicherheitshalber nach Viterbo verlegt. Und so starb Papst Clemens IV. Ende November 1268 in Viterbo, ohne jemals in Rom, der Hauptstadt der Christenheit, residiert zu haben. "19 Kardinäle kommen Anfang September 1268 in Viterbo zusammen, um einen Papst zu wählen", erzählt Hubert Wolf: "Sie sind die elitären Papstwähler – wir machen den Papst, wir sind die Eminenzen – wenn nicht, dann gibt's keinen. Gleichzeitig ist diese Gruppe aber nicht homogen, sondern sie ist gespalten." Die Wahl des neuen Papstes droht zum Tauziehen zweier großer Mächte zu werden. Auf der einen Seite das Heilige Römische Reich, auf der anderen Seite Frankreich. Es geht um die Vorherrschaft in Europa – und dazu braucht man den Papst. Zugleich verfolgt vermutlich jeder einzelne Kardinal und Papstwähler auch seine eigenen Interessen. "Die großen Bruchlinien verlaufen innerhalb Roms. Es geht um verschiedene römische Familien, die sich bekriegt haben", erklärt Historiker Andreas Fischer, und Hubert Wolf ergänzt: "Diejenigen, die die politische Macht in Rom haben, die möchten auch einen der ihren auf dem Stuhl des Bischofs von Rom sitzen haben, um die damit verbundenen Einkünfte und politischen Einflüsse nützen zu können. Und deshalb kämpfen diese Familien nach Mafiamethoden mit wirklich harten Bandagen um den Papstthron." Hinzu kommt, dass in der Zeit der Sedisvakanz alle Einkünfte des Papstes an die Kardinäle fallen. "Warum sollen die schnell wählen?", fragt Hubert Wolf rhetorisch. Und was ist mit dem Heiligen Geist, der doch eigentlich im Konklave in besonderer Weise wirken soll? Vatikan-Journalistin Gudrun Sailer ist überzeugt, dass der Heilige Geist im Konklave wirkt, indem er für eine Atmosphäre sorgt, die es den Kardinälen ermöglicht, sich in angemessener Zeit auf einen geeigneten Kandidaten zu einigen. In Viterbo benötigten die Kardinäle dafür drei Jahre – und die Bürger von Viterbo mussten mit drastischen Mitteln nachhelfen. Sie schlossen die Kardinäle kurzerhand im Papstpalast ein. Als auch das nichts half, wurde das Dach abgedeckt. Nach 1.006 Tagen fiel die Wahl auf Tedaldo Visconti, den Archidiakon von Lüttich, der sich zu dieser Zeit gerade auf Kreuzzug befand. Er sollte sich als gute Wahl erweisen, denn er schrieb das Konklave als letztgültigen Modus der Papstwahl fest. Und dabei beließ er es nicht, wie Hubert Wolf zu erzählen weiß: "Er sagt, in der Zeit, in der sie im Konklave sind, kriegen sie nicht nur nicht die Einkünfte des Papstes. Sie kriegen auch nicht ihre eigenen Einkünfte – um sie zu motivieren, etwas zügiger zu wählen. Das heißt also, da lernt jemand aus dieser Situation und erfindet, was sich bis heute in der Papstwahl bewährt hat – das Konklave." Im Lauf der Jahrhunderte ist das Konklave von einer Beugehaft für renitente Kardinäle immer mehr zu einem spirituellen und gleichzeitig öffentlichen Ereignis geworden. Und es ist der Gegensatz aus Medienspektakel und strengster Geheimhaltung, aus vorgegebenem Ritus und offenem Ausgang, der das Konklave zu einer solch wirksamen Inszenierung macht. Zu Beginn jeder Papstwahl schwören die Kardinäle, Geheimhaltung zu wahren. Kardinal Christoph Schönborn hält dies für unabdingbar für die Freiheit der Wahl und damit die Freiheit der Kirche. Aber er sieht auch der Tatsache ins Gesicht, dass sich nicht immer alle Kardinäle an dieses Gebot der Geheimhaltung halten: "Ich finde das traurig und auch empörend", sagt er, "weil es sich dann im Grunde um einen Meineid handelt." Die Geschichte des Konklaves zeigt: Man hat immer wieder aus dem, was passiert ist, gelernt. Heute verlangen neue Fragen nach neuen Antworten: Was ist zu tun, wenn ein Papst zurücktritt, wie zuletzt Benedikt XVI.? Wenn es zwei Päpste gibt? Was geschieht, wenn ein Papst ins Koma fällt? Gibt es so etwas wie eine päpstliche Patientenverfügung? Sollen auch Laien an der Papstwahl beteiligt werden – darunter Frauen? Änderungen wird es auch weiterhin geben müssen. Das Geheimnis des Konklaves aber wird bestehen bleiben und auch in Zukunft seine Faszination ausüben.

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