ZDF-Actionfigur Sarah Kohr (Lisa Maria Potthoff) löst ihren sechsten Fall. In dieser Wiederholung muss es die kickboxende Polizistin mit einem besessenen Killer aufnehmen, der einen chinesischen Geschäftsmann töten will.
In den 1990er-Jahren des deutschen Krimifernsehens wurde es als Innovation gefeiert, wenn weibliche Kommissare ermittelten. Meist kehrten Autoren, Produzenten und Darstellerinnen dann "weiche" Faktoren der Polizeiarbeit wie Intuition oder emotionale Intelligenz in den Vordergrund. Bei der ZDF-Figur Sarah Kohr (Lisa Maria Potthoff) ist die Sachlage anders. Die LKA-Polizistin erlaubt sich keinerlei Gefühlsduselei und löst zweifellos erlittene Traumata mit präzise ausgeführten Tritten und Faustkantenschlägen gegen oft männliche Widersacher. Die hart arbeitende Lara Croft mag ihr als explizites Vorbild dienen.
In "Schutzbefohlen" (2021, Regie: Bruno Grass), dem fünften Film der Reihe, verhindert Sarah Kohr gleich in der ersten Szene einen tödlichen Anschlag auf den chinesischen Geschäftsmann Mian Chen (Vu Dinh) und dessen kleine Tochter. Schon Chens Vater war in Hamburg unter mysteriösen Umständen zu Tode gekommen. Zwar lässt sich der ebenso gefährdete wie sensible Chen von einem privaten deutschen Sicherheitsteam rund um Ex-Polizist Olaf Stölzer (Max Simonischek) schützen, doch es konnten den Anschlag nicht verhindern. Bald kommt heraus, dass Sarahs ehemaliger Kollege Henning Lanz (Sebastian Blomberg) der perfide Killer ist.
Staatsanwalt Anton Mehringer (Herbert Knaup) stellt Sarah als weiteren Bodyguard ab, um Chens Villa und ihre Bewohner zu schützen. Die neue Mitarbeiterin stößt beim privaten Sicherheitsteam allerdings auf Argwohn – und auch der mysteröse Killer scheint ein eigenes Katz- und Maus-Spiel mit Ex-Kollegin Sarah Kohr zu treiben.
Wer auf realistische Krimiplots und lebensnahe Figuren steht, sollte die Kohr-Krimis des ZDF grundsätzlich meiden. Sämtliche Erzählstränge und Wendungen sind aus dem Thriller-Fundus der letzten Jahrzehnte zusammengeklaut – und dennoch kann man sich das Ganze anschauen. Letzteres liegt zum einen an der sehr Kino-mäßigen Regie von Bruno Grass (übrigens der Sohn von Schriftsteller-Gigant Günter Grass) sowie der liebevollen Überzeichnung der Figuren durch das starke Schauspielensemble: Lisa Maria Potthoff, die selbst ambitioniert Kampfsport betreibt und die zahlreichen Actionszenen in der Regel selbst meistert, scheint immer mehr mit ihrer Rolle zu verschmelzen und sie als echte Aufgabe zu betrachten.
Inzwischen sind zwei weitere Teile der "Sarah Kohr"-Reihe erschienen. Die Dreharbeiten zum achten Film unter dem Arbeitstitel "Staatsfeinde" sind bereits abgeschlossen. Ein Ausstrahlungstermin steht noch nicht fest.
Sarah Kohr: Schutzbefohlen – Mo. 18.07. – ZDF: 20.15 Uhr