Er war einer der herausragenden Charakterdarsteller Deutschlands, sein Rollenspektrum erschloss ihm gleichermaßen Theater, Fernsehen und das große Kino: Tilo Prückner. TV-Zuschauer kennen ihn besonders aus der beliebten Krimireihe "Adelheid und ihre Mörder" als hypochondrisch veranlagten Kriminalhauptmeister Schubert, den er von 1992 - 1998 an der Seite von Titelheldin "Adelheid" (Evelyn Hamann) und dem "Chef" (Heinz Baumann) spielte. Große Popularität erlangte er auch als Oberkommissar Eduard Holicek und Ermittler-Kollege von Robert Atzorn in den Hamburger "Tatort"-Folgen (2001-2008) und neben Ulrike Kriener in der ZDF-Krimi-Reihe "Kommissarin Lucas".
Prückners Karriere begann bereits in den Sechzigerjahren mit einem Engagement am Staatstheater St. Gallen (1966/67), danach zog es ihn ans Schauspielhaus Zürich (1968/69). Nach einer ersten kleinen Rolle in "Wilder Reiter GmbH" (1966) gelang Prückner aber erst in den 70er Jahren der Durchbruch. So sah man ihn etwa in Wolfgang Petersens Thriller "Einer von uns beiden" (1973) und in Reinhard Hauffs gelungenem Knastdrama "Die Verrohung des Franz Blum" (1974).
Ebenfalls 1974 entstand das Politdrama "Ermittlungen gegen Unbekannt", das Prückner an der Seite von Vadim Glowna zeigte. Sehenswert war auch das Zeitporträt "Berlinger" (1975). Klasse war auch Prückners Leistung als kleiner Gauner im Rollstuhl, der von seinem blinden Kumpel alias Mario Adorf in "Bomber & Paganini" (1976) durch die Gegend geschoben wird. 1978 drehte Prückner den "Der Schneider von Ulm", während er zur gleichen Zeit (bis 1980) zum Ensemble des Bayerischen Staatsschauspiels gehörte.
Von nun an ging es Schlag auf Schlag, Prückner drehte Film auf Film: "Der Mann im Schilf", "Gesche Gottfried", "Lena Rais", "Die Hamburger Krankheit" (alle 1978), "Der Willi-Busch-Report" (1979), "Die Kinder aus Nr. 67" (1980), "Der Jähzornige" (1980), "Grete Minde" (1980), Hans W. Geissendörfers "Der Zauberberg" (1981), "Der Schnüffler" (1983), "Die unendliche Geschichte" (1983), "Wenn ich mich fürchte" (1984), "Didi - Der Doppelgänger" (1983), "Unser Mann vom Südpol" (1984), Hark Bohms Tragikomödie "Der kleine Staatsanwalt" (1986), und "Wallers letzter Gang" (1988).
Doch nicht nur im Kino und TV-Filmen sah man Prückner, er tauchte auch immer öfter in Serien wie "Tatort", "Kottan ermittelt" (1976), "Der Fahnder" (1985), "Großstadtrevier" (1986), "Ein Fall für Zwei" (1986/87), "Abenteuer Airport" (1990), "Wie Pech und Schwefel" (1993), "Im Namen des Gesetzes" (1994), "Die Kommissarin" (1994), "Balko" (1995), "Der Clown" (1998), "Klemperer - Ein Leben in Deutschland" (1999), "HeliCops - Einsatz über Berlin" (2000), und "Der Ermittler" (2001) auf.
Die Hamburger "Tatort"-Folgen mit Tilo Prückner als Eduard Holicek: "Exil", "Tatort - Hasard!" (alle 2001), "Tatort - Der Passagier", "Undercover" (2002), "Tatort - Harte Hunde", "Mietsache" (beide 2003), "Tatort - Todesbande", "Verlorene Töchter" (beide 2004), "Ein Glücksgefühl" (2005), "Im Alleingang", "Feuerkämpfer". "Tatort - Schattenspiel" (alle 2006), "Tatort - Liebeshunger", "Tatort - Investigativ" (beide 2007), "Tatort - Und Tschüss" (2008).
Die "Kommissarin Lucas"-Krimis mit Tilo Prückner: "Kommissarin Lucas - Die blaue Blume" (2002), "Kommissarin Lucas - Vergangene Sünden", "Kommissarin Lucas - Vertrauen bis zuletzt" (beide 2004), "Kommissarin Lucas - Das Verhör" (2005), "Kommissarin Lucas - Skizze einer Toten", "Kommissarin Lucas - German Angst", "Kommissarin Lucas - Das Totenschiff" (alle 2006), "Kommissarin Lucas - Wut im Bauch", "Kommissarin Lucas - Der Schwarze Mann" (beide 2008), "Kommissarin Lucas - Vergessen und Vergeben", "Kommissarin Lucas - Aus der Bahn" (beide 2009), "Kommissarin Lucas - Spurlos", "Kommissarin Lucas - Wenn alles zerbricht" (2010), (beide 2010), "Kommissarin Lucas - Am Ende muss Glück sein", "Kommissarin Lucas - Gierig" (beide 2011), "Kommissarin Lucas - Bombenstimmung" (2012), "Kommissarin Lucas - Lovergirl" (2013).
Weitere Filme mit Tilo Prückner: "Kommissar Klefisch: Dienstvergehen" (1991), "Rotlicht", "Deutschfieber", "Ein Mann für jede Tonart" (alle 1992), "Glück im Grünen", "Ein Herz für Laura" (beide 1994), "Zu treuen Händen", "Theaterdonner", "Tödliche Wende", "King of Evergreen" (alle 1995), "Tödliches Geschäft - Nur Geld macht glücklich", "Alle für die Mafia" (beide 1996), "Walli, die Eisfrau", "Zum Sterben schön" (beide 1997), "Die Siebtelbauern", "Papa, ich hol' dich raus", "Wenn man sich traut" (alle 1998), "Ein Mann steht auf", "Ganz unten, ganz oben", "Comeback für Freddy Baker" (alle 1999), "Pinky und der Millionenmops", "Goebbels und Geduldig" (beide 2000), "Die Rückkehr", "Die Hunde sind schuld" (beide 2001), "Verhexte Hochzeit" (2002), "Donna Leon - Sanft entschlafen", "Feuer in der Nacht", "Der Boxer und die Friseuse", "Willenbrock" (alle 2004), "Der Untergang der Pamir" (2005), "Die Fälscher" (2006), "Mein Freund aus Faro", "Freiwild - Ein Würzburg-Krimi" (beide 2007), "Räuber Kneißl", "Marie und der Charme des Bösen" (beide 2008), "Whisky mit Wodka", "Krauses Kur" (beide 2009), "Scheidung für Fortgeschrittene", "Lutter - Rote Erde", "Tatort - Die Unmöglichkeit, sich den Tod vorzustellen", "Die Tochter des Mörders", "Tatort - Nie wieder frei sein" (alle 2010), "Bauernopfer", "Holger sacht nix", "Anduni - Fremde Heimat", "Krauses Braut", "Iron Sky" (alle 2011), "Milchgeld. Ein Kluftingerkrimi", "Bis zum Horizont, dann links!", "Tödliche Versuchung" (alle 2012), "Ostwind", "Kommissarin Lucas - Bittere Pillen", "Wer hat Angst vorm weißen Mann?", "Nebenwege" (alle 2013), "Ostwind 2" (2015).
Zwischen den arbeitsintensiven Fernsehprojekten stand Tilo Prückner 1999 außerdem im Berliner "Teatr Kreatur" unter der Regie von Andrzej Woron in der Hauptrolle seines eigenen Theaterstücks "Meier muss Suppe essen" auf der Bühne. Am 2. Juli 2020 verstarb der Schauspieler unerwartet plötzlich an Herzversagen.