Herkulessaal der Residenz statt neues Konzerthaus im Werksviertel. Simon Rattle, seit 2023 Chefdirigent des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks, dirigiert Beethoven und Elgar, wie es sich für einen geborenen Engländer geziemt. Dazwischen stellt er den 18-jährigen Komponisten Johannes Wiedenhofer mit einer Uraufführung vor.
Vom Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks schwärmte der neue Chefdirigent Simon Rattle bereits, als er gerade mal 15 Jahre alt war. Als er in Liverpool 1970 das Orchester mit Beethovens Neunter unter Rafael Kubelik hörte, war er hin und weg. "Da war eine so starke Verbindung zwischen Dirigent und Musikern zu erleben", so notierte der Komponist, "es schien, als würden hier alle gleichgesinnt und mit derselben Philosophie musizieren." Wenn er nun zusammen mit der Solistin Veronika Eberle Beethovens Violinkonzert in D-Dur zur Aufführung bringt, könnte sich im Herkulessaal Gleiches wiederholen.
Zusammen ist man 2022 bereits auf dem Münchner Odeonsplatz aufgetreten – und mit dem London Symphony Orchestra haben Rattle und Eberle, die er bei den Salzburger Osterfestspielen 2006 entdeckte, das Violinkonzert auch bereits als Soloalbum eingespielt. Der Münchner Komponist Jörg Widman schrieb neue Kadenzen für die Geigerin und reicherte die einstmals freie Interpretation des Soloinstruments mit Pauke und Kontrabass als eine Art Wettstreit an.
Eine besondere Überraschung hält die Aufzeichnung vom Januar auch mit dem Zwischenstück des 18-jährigen Johannes Wiedenhofer bereit. In dem kurzen Stück "Schnell. Traum-Skizze für großes Orchester" liegt womöglich für Wiedenhofer "die Chance seines Lebens", so der BR. Über Edward Elgars abschließende "Enigma-Variationen" und deren tiefere Bedeutung ("Enigma" heißt bekanntlich "Rätsel") haben sich Musikwissenschaftler immer wieder die Köpfe zerbrochen. Elgar selbst erklärte, seine Variationen seien ihm angesichts seiner ihn umgebenden Freunde und deren Charaktere zugefallen.
Simon Rattle und das Symphonieorchester des BR spielen Beethoven – Sa. 03.02. – 3sat: 20.15 Uhr