Der Münsteraner Krimi-Motor ist ein schreckliches Chaos, aber er schnurrt trotzdem wie ein Kätzchen. Herrlich weltentrückte Unterhaltung von den Lieblingen der "Tatort"-Gemeinde in einer Feiertagswiederholung.
Jägerlatein und Haarwuchsmittel, verstrahltes ukrainisches Gemüse und ein belgischer Auftragskiller aus dem Darknet: Im April 2017 war wieder einmal allerhand geboten in Deutschlands Schmunzelrevier Nummer eins. Und wieder einmal wurde diese augenzwinkernde Form der Krimi-Unterhaltung vom Publikum in überragender Vielzahl goutiert: 14,56 Millionen Menschen schalteten den "Tatort: Fangschuss" im Ersten ein, der nun, gut zwei Jahre später, zu Wiederholungsehren kommt. Mit dieser Fabelreichweite pulverisierten die Münsteraner Ermittler Kommissar Thiel (Axel Prahl) und Professor Boerne (Jan Josef Liefers) ihre eigene Quoten-Bestmarke.
Ein schlumpfblau gefärbtes Gör (Janina Fautz), das behauptet, Kommissar Thiels Tochter zu sein, hängt mitten drin in einem Doppelmordfall, in dem die Stammautoren Stefan Cantz und Jan Hinter gewohnheitsgemäß alles mit allem verquicken. Kaum möglich, sich da als Zuschauer zurechtzufinden. Viel wichtiger aber: Man fühlt sich pudelwohl.
"Das Timing und die Chemie zwischen den beiden, der Rhythmus in ihren Dialogen, sind zu einem Ballett geworden", schwärmte der amerikanische Regisseur der Folge, Buddy Giovinazzo, der 14 Jahre zuvor schon einmal die Antipoden Boerne und Thiel in Szene gesetzt hatte ("Tatort: Dreimal schwarzer Kater"). Ihre Schlagabtausche wirken auch hier wie Schmiermittel im Getriebe eines chaotisch gebauten und doch ganz schnurrig laufenden Krimimotors.
Auftakt der gefürchteten "Tatort"-Sommerpause ist diese Krimiwiederholung indes nicht. Schon am Pfingstmontag folgt mit der Kölner Episode "Kaputt" eine Feiertags-Erstsendung. Am Sonntag darauf (16. Juni) sind die Luzerner Ermittler Flückiger (Stefan Gubser) und Ritschard (Delia Mayer) in ihrem vorletzten Fall mit dem Titel "Ausgezählt" zu sehen.