"Ich liege fast jede Nacht wach und bin dann tagsüber erschöpft. Haben Sie etwas Pflanzliches, das auch ich gut vertrage?“, fragte mich eine Patientin vor kurzem. Sie ist in den Vierzigern und braucht seit einiger Zeit regelmäßig mehrere Arzneimittel. Ich bat sie, mir ihre Beschwerden genauer zu schildern. „Einschlafen klappt noch ganz gut, aber nachts gegen zwei, drei Uhr wache ich oft auf und wälze mich dann stundenlang hin und her. Erst im Morgengrauen fallen mir die Augen zu – aber mein Wecker klingelt immer früh.“
„Ihre Durchschlafstörungen können verschiedene Ursachen haben. Ich habe verschiedene rezeptfreie Medikamente gegen Schlafstörungen. Da finden wir sicherlich etwas Passendes. Auf die möglichen Wechselwirkungen mit Ihren Dauermedikamenten achte ich natürlich“, versprach ich ihr. „Bitte sprechen Sie auch mit Ihrer Frauenärztin. Denn Schlafstörungen können ein Symptom für Wechseljahresbeschwerden sein.“
Verschiedene Heilpflanzen helfen bei Schlafstörungen. Dazu zählen Baldrianwurzel, Hopfenzapfen, Passionsblumenkraut oder Melissenblätter. „Tees mit Heilpflanzen werden seit Jahrhunderten genutzt. Ich empfehle Ihnen aber industriell hergestellte Extrakte in Tropfen oder Tablettenform, da sie deutlich höher dosiert sind“, erklärte ich ihr. Je nach Präparat sind eine oder mehrere Heilpflanzen enthalten. „Die Wirkung setzt erst nach einigen Tagen ein, während synthetische Schlafmittel sofort wirken. Sie können die pflanzlichen Schlafmittel andererseits aber auch dauerhaft einnehmen. Denn es besteht außerdem keine Suchtgefahr und am Morgen danach sind Sie fit genug zum Autofahren.“
Meine Patientin fragte mich nach Johanniskraut. Nach einem Blick in ihren Medikationsplan auf meinem Computer riet ich ihr ab. „Johanniskraut-Extrakte helfen zwar gegen Depressionen, die eine Ursache für Unruhe oder Schlafstörungen sein können. Andererseits kann Johanniskraut die Wirkung vieler anderer Medikamente stören", erläuterte ich.
Keine Gefahr von Wechselwirkungen besteht bei Medikamenten mit Lavendelöl, die gegen Unruhe wirken. Meine Patientin entschied sich dann für ein Kombinationspräparat. Ich gab ihr noch einen Flyer mit Tipps zur Schlafhygiene mit und bat sie, mir beim nächsten Apothekenbesuch zu berichten, ob sie besser schlafen könne.