The Dry - Lügen der Vergangenheit

"Luke hat gelogen. Du auch. Komm zur Beerdigung." Eine Karte mit diesen Worten ruft den Bundespolizisten Aaron Falk (Eric Bana) aus Melbourne zurück in seine Heimat, das Nest Kiewarra, wo Aaron seit 20 Jahren nicht mehr war. Luke war Aarons Jugendfreund. Er scheint seine Frau und seinen Sohn erschossen und sich dann selbst gerichtet zu haben. Der Empfang für Aaron ist auch deswegen frostig, weil er selbst vor zwei Jahrzehnten in den Tod eines Mädchen verwickelt gewesen sein soll. Anstatt gleich am nächsten wie geplant wieder abzureisen, verlängert der Bundespolizist seinen Aufenthalt. Lukes Eltern bitten ihn, die Umstände der Tragödie um seinen Jugendfreund unter die Lupe zu nehmen. Tatsächlich treten bei genauerer Betrachtung Ungereimtheiten zutage. Eine verheerende Dürre hat Australien im Griff, seit dem letzten Regen in Kiewarra sind 324 Tage vergangen. Ein kleiner Funke würde nun zum Entfachen der Buschfeuersaison ausreichen. Aarons Ermittlung zu Lukes Familientragödie einerseits und seine Rückkehr an die Stätte seiner eigenen suspekten Geschichte andererseits könnte dieser verheerende Funke sein. Der Krimi "The Dry" ist nicht nur für seine Hauptfigur, sondern auch für deren Darsteller Eric Bana eine Heimkehr. In Hollywood ist Bana mit Rollen in Kinohits wie "Hulk" (2003), Steven Spielbergs "Munich" (2005) und "Star Trek" (2009) zum Star geworden, nun drehte er erstmals wieder "down under", in der Verfilmung des gleichnamigen Krimi-Bestsellers einer Australierin noch dazu, Jane Harper. Und doch ist es ein Film geworden mit Weltformat, ein klassischer Krimi, der elegant zwei spannende Kriminalfälle auf verschiedenen Zeitebenen miteinander verknüpft. Wenn Aaron Falk am Ufer eines ausgetrockneten Sees und in einem trockenen Flussbett ermittelt und ihn Rückblenden mit seinen Freunden beim Rumplanschen zeigen, zeigt der Film unmissverständlich die Auswirkungen des Klimawandels, die Bilder der Dürre erinnern dabei an die verheerenden Brände in jüngster Vergangenheit. Das Outback Australiens dient damit nicht mehr nur als blosse Kulisse, und die Angst vor einer Katastrophe trägt zur Atmosphäre dieses beklemmenden Krimis bei, der bis zuletzt in Flammen aufzugehen droht.