10.07.2018 Arzt-Kolumne

Herzen können brechen

Von Dr. Klaus Kattenbeck
Dr. Klaus Kattenbeck ist Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Elektrophysiologie, Angiologie, Pulmologie und Schlafmedizin am St.-Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort
Dr. Klaus Kattenbeck ist Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Elektrophysiologie, Angiologie, Pulmologie und Schlafmedizin am St.-Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort Fotoquelle: privat

In Filmen wie auch im normalen Leben begegnen uns Situationen und Personen, die unsere "Herzen brechen lassen". Auch wenn es manchmal leichtfertig dahergesagt wird, so bedeutet die Metapher doch, dass die Umstände und Anlässe Betroffene sehr belasten.

Manchmal bleibt es aber nicht nur bei einer sprachlichen Umschreibung, sondern es folgen auch ernsthafte körperliche Auswirkungen: Wir Mediziner nennen es das "Broken-Heart- Syndrom" oder die "Tako-Tsubo- Kardio myopathie". Erst seit einigen Jahrzehnten ist es als eigenes Krankheitsbild beschrieben, früher galt es als Einbildung.

Das Herz bricht – zumindest beschreiben meine Patienten dieses Gefühl so. Sie empfinden einen starken Druck auf der Brust, leiden an größter Atemnot, ihr Puls rast. Gleich einem Herzinfarkt zeigen die Untersuchungsergebnisse von EKG und Labor beim "Broken-Heart-Syndrom" ähnliche Werte. Deutlich wird es erst bei der Herzkatheter-Untersuchung: Sind die Herzkranzgefäße frei, ist es "lediglich" das gebrochene Herz, eine vorübergehende Pumpschwäche des Herzens, das hier Probleme bereitet. Aber wie kommt es zu diesen Symptomen?

Extreme psychische Belastungen wie beispielsweise tiefe Trauer um einen geliebten Menschen, ausweglose finanzielle Probleme oder das Wissen um eine schwere Erkrankung – all dies kann eine mögliche Ursache sein und ein Herz brechen lassen.

Risiko des Herzinfarkts

Es gibt Annahmen, dass bei etwa drei bis fünf Prozent aller vermeintlichen Herzinfarkte das gebrochene Herz die Ursache ist. Gerade bei Frauen jenseits der Menopause tritt das "Broken-Heart-Syndrom" häufiger auf. Für uns Ärzte bedeutet es, dass wir immer auch die Lebensumstände des Patienten bei einer möglichen Infarkt-Diagnose berücksichtigen sollten.

Für den Patienten bedeutet eine solche Diagnose, dass er lernen muss, mit schlimmen Erlebnissen umzugehen und bewusster zu leben. Denn es ist eine gefährliche Erkrankung, auch wenn sich das gebrochene Herz wieder erholen kann. Patienten mit einem "Broken-Heart-Syndrom" sollten sich deshalb unbedingt regelmäßig bei einem Kardiologen vorstellen und ihr Herz kontrollieren lassen.

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