02.02.2016 Gesundheit

Arzt-Kolumne: Multiple Sklerose und ihre vielen Gesichter

Von Dr. Andrej Krücken
Dr. Andrej Krücken, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie von der Praxisgemeinschaft Neurologie am Zoo in Krefeld.
Dr. Andrej Krücken, Facharzt für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie von der Praxisgemeinschaft Neurologie am Zoo in Krefeld. Fotoquelle: privat

Weltweit sind mehr als 2,5 Millionen Menschen an multipler Sklerose (MS) erkrankt – einer chronischen neurologischen Erkrankung, die von Patient zu Patient sehr unterschiedlich verläuft.

Sie kann verschiedene Symptome wie Sehstörungen, Gleichgewichts- und Koordinationsstörungen, Schmerzen oder Blasenschwäche aufweisen. Aus diesem Grund wird sie auch "Krankheit der 1000 Gesichter" genannt.

Wesentliches Merkmal der Erkrankung sind Entzündungsherde im Gehirn und zum Teil auch im Rückenmark, wobei körpereigene Immunzellen die Schutzschicht der Nervenzellen angreifen.

Ein weitgehend normales Leben

Die Befürchtung, dass MS-Patienten ein Leben im Rollstuhl verbringen müssen, ist weit verbreitet. Dank moderner Therapien können viele Betroffene aber ein weitgehend normales Leben führen – wenn das Leiden früh erkannt und behandelt wird.

Dazu gilt es einige Risikofaktoren zu beachten: Zunächst spielt die familiäre Vorgeschichte eine Rolle, auch Übergewicht ist ungünstig. Männer haben generell ein geringeres Erkrankungsrisiko als Frauen. In der Fachwelt wird zudem Vitamin-D-Mangel als weiteres Risiko angesehen. Inwiefern im Gegenzug eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D zur Verbesserung des Immunsystems führt, wird noch untersucht.

Neue Therapieoption

Die Therapieentscheidung richtet sich nach der Krankheitsaktivität. Bei mildem bis moderatem Verlauf wird meist auf Interferon-beta oder Glatirameracetat zurückgegriffen. Viele Patienten haben vor den mehrfach wöchent lichen Spritzen Angst. Eine neue Therapieoption sind daher die Wirkstoffe Teriflunomid und Fumarsäure, die ein- bzw. zweimal täglich als Tabletten eingenommen werden.

Bei aktiver multipler Sklerose kann direkt mit hocheffektiven Wirkstoffen wie Alemtuzumab behandelt werden, die gezielt in die gestörten immunologischen Prozesse eingreifen. Das Medikament wird als Infusion in zwei Phasen verabreicht. In der ersten Phase an fünf aufeinanderfolgenden Tagen, zwölf Monate später an nur drei Tagen. Weitere Therapeutika in dieser Krankheitsphase: Fingolimod, Mitoxantron sowie Natalizumab.

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