10.03.2025 Arzt-Kolumne

Was tun, wenn das Kind plötzlich stottert?

Von Dr. Melanie Ahaus
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen in Sachsen.
Dr. Melanie Ahaus ist niedergelassene Kinder- und Jugendärztin in Leipzig und Sprecherin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzt*innen in Sachsen. Fotoquelle: privat

Vor einigen Tagen kam eine besorgte Mutter mit ihrem vierjährigen Sohn in meine Sprechstunde. Ihr Sohn stottere, berichtete sie mir. Besonders wenn er etwas Aufregendes erzählen wolle, beginne er zu stottern. Er wiederhole Silben und je mehr er sich anstrenge, flüssig zu sprechen, desto mehr verkrampfe er sich und die Wörter.

Manche Kinder in der Kita lachen ihn dann aus. Das macht die Sache noch schlimmer für ihn. Auch die Erzieherinnen reagieren seltsam. Sehr oft ergänzen sie seine Sätze, weil es ihnen zu langsam geht“, erklärte mir die Mutter die Reaktionen im Alltag auf das Stottern des Kindes. „Kürzlich habe ich beispielsweise eine der Erzieherinnen zu meinem Vierjährigen sagen hören: Hol erst mal Luft! Als wenn ihm das helfen könnte. Was können wir Eltern nur tun, damit sein Stottern aufhört?“, fragte mich die Mutter sichtlich bewegt.

Ich kann die Sorgen der Mutter gut verstehen. Auch weil ich viele stotternde Kita-Kinder in meiner Praxis habe. Je nach Art des Stotterns verschwindet es bei den meisten Kindern nach einiger Zeit von selbst. Bei jedem vierten Kind bleibt es jedoch und muss behandelt werden. Diese Kinder tragen eine vererbte Veranlagung in sich, die zum Stottern führt. Mit mangelnder Intelligenz oder mangelnder Entwicklungsanregung durch die Eltern hat diese neurologische Störung nichts zu tun. Und zum Glück gibt es erprobte Stottertherapien. „Wir warten nun noch einmal ein paar Monate ab, ob sich das Stottern von selbst gibt. Dann sehen wir weiter, welche Therapie für Ihren Sohn geeignet ist“, riet ich der Mutter. 

Ganz wichtig ist es jetzt aber, dass Sie mit der Kita und auch mit anderen Familienmitgliedern, etwa den Großeltern, sprechen. Bitten Sie diese, dass sie ihren Sohn so sprechen lassen, wie er spricht. Also ohne Druck auszuüben, ohne seine Wörter oder Sätze zu ergänzen. Es ist wichtig, was er sagt und nicht, wie er es sagt! Und wenn es ein bisschen länger dauert, ist das total ok. Zeigen Sie Ihrem Sohn, dass es keinen Grund dafür gibt, sich für sein Stottern zu schämen.“

Das könnte dich auch interessieren