03.03.2025 Arzt-Kolumne

Myokine – körpereigene Wunderwaffen für die Gesundheit

Von Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt 
und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, 
Hörfunk und als Buchautor.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als „Doc Esser“ in TV, Hörfunk und als Buchautor. Fotoquelle: WDR / Herby Sachs

„Ich habe mir einiges vorgenommen: Ich will gesünder leben und mehr Sport machen! Aber was ist denn die für mich geeignete Sportart?“, fragte mich kürzlich ein 47-jähriger Patient in meiner Sprechstunde. „Warum versuchen Sie es nicht mal mit Krafttraining?“, antwortete ich ihm.

Ich bin mittlerweile ein großer Fan eines gezielten Krafttrainings. Immerhin sind Muskeln, was die Masse betrifft, unser größtes Körperteil. Und wenn ich Muskeln gezielt und intensiv aktiviere, stoßen sie mehr als 600 Botenstoffe aus, die als Myokine bezeichnet werden. Und diese sind wahre Wunderwaffen in Sachen Gesundheit. "Quasi wie eine eigene Apotheke, die Sie immer dabeihaben", erklärte ich meinem Patienten. 

Myokine senken die Insulinresistenz: Zehn Prozent mehr Muskelmasse reduziert sie um elf Prozent. Das liegt einfach daran, dass Muskeln viel Energie brauchen und dementsprechend überschüssige Glukose gut verwenden können. Sie fördern außerdem die Herzgesundheit, indem das Myokin „Musclin“ die Herzmuskelzellen stärkt. Sie wirken sich positiv auf das Gehirn aus: Wachstumsfaktoren im Hippocampus senken das Risiko für Demenz und Depression. Außerdem schützen Myokine vor Osteoporose und können sogar Tumorzellen abtöten oder deren Teilung hemmen.

Und das Beste: Man muss nicht einmal viel Zeit investieren. Studien zeigen, dass schon 15 bis 20 Minuten intensives Training pro Woche das Sterblichkeitsrisiko um bis zu 40 Prozent senken können. Sogar zweimal täglich zwei Minuten körperliche Anstrengung reichen aus, um das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zu senken. 

Wer nicht ins Studio gehen möchte, kann mit Übungen zu Hause starten - das Internet bietet jede Menge Inspiration. Wichtig ist nur: Die Übungen müssen korrekt ausgeführt werden und die Muskeln brauchen nach intensivem Training 24 bis 48 Stunden Regenerationszeit. 

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