05.11.2019 Arzt-Kolumne

Die Erkältungszeit ist da!

Von Dr. med. habil. Kai-Michael Beeh
Dr. med. habil. Kai-Michael Beeh ist Internist, Pneumologe und ärztlicher Leiter und Gründer der insaf (Institut für Atemwegsforschung) GmbH in Wiesbaden (Hessen).
Dr. med. habil. Kai-Michael Beeh ist Internist, Pneumologe und ärztlicher Leiter und Gründer der insaf (Institut für Atemwegsforschung) GmbH in Wiesbaden (Hessen). Fotoquelle: www.tw-klein.com

Letztes Wochenende rief mich ein Bekannter an. "Mich hat's erwischt", krächzte er. "Montag muss ich fit sein! Kann ich nichts tun, damit es gar nicht voll ausbricht? Darf ich etwas einnehmen oder soll man Beschwerden nicht unterdrücken?" – sprudelte es aus ihm heraus."Ich bin doch geimpft, kann das überhaupt sein? Ist es am Ende etwas Ernstes und ich brauche ein Antibiotikum vom Notarzt?" Ich antwortete: "Doch. Ja. Ja. Kommt drauf an." Aber der Reihe nach.

Akute Atemwegsinfekte – "Erkältungen" – sind die absolute Nummer eins unter den Erkrankungen. Jeder Erwachsene in Deutschland erkrankt im Schnitt zwei bis drei Mal jährlich, Kinder bis zu acht Mal – über 200 Millionen Krankheitsfälle insgesamt. Fast immer sind Viren die Auslöser, vor allem Rhinoviren. Das zu verstehen ist wichtig, um gleich mit zwei Mythen um Atemwegsinfekte aufzuräumen. Erstens: Antibiotika sind bei Erkältungen nutzlos, da sie nicht gegen Viren wirken. Zweitens: Ein "grippaler" Infekt ist keine Grippe – deshalb schützt eine Grippeimpfung auch nicht vor Erkältungen. Kann also mein Bekannter gar nichts tun?

"Gönnen Sie sich Ruhe"

"Drei Tage kommt sie, drei Tage bleibt sie, drei Tage geht sie" – ist das schicksalhaft? Nicht ganz. Man kann durchaus die körpereigenen Kräfte bei der Heilung unterstützen. So werden lästige Beschwerden gelindert und die Symptomdauer wird verkürzt. Vor allem Hausmittel und Selbstmedikation aus der Apotheke können hilfreich sein. Die kurzzeitige Einnahme von Fiebersenkern und abschwellenden Nasentropfen ist unbedenklich und vor allem nachts angenehm. Bei einer Nasennebenhöhlenentzündung oder Bronchitis können auch pflanzliche Sekretlöser Schleimtransport und Husten positiv beeinflussen. Aber auch ohne Behandlung heilt eine Erkältung praktisch immer folgenlos ab. Gönnen Sie sich Ruhe. Einen Arzt müssen Sie nur aufsuchen, wenn bei einer Erkältung Warnzeichen auftreten: Fieber über 38,5 Grad, schweres Krankheitsgefühl, Atemnot oder blutiger Auswurf.

Vor allem ältere Menschen mit chronischen Erkrankungen sollten darauf achten. Beugen Sie vor! Händewaschen schützt vor Ansteckung. Und denken Sie an Ihre Grippeimpfung.

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