03.09.2019 Arzt-Kolumne

Eigenblut stoppt Knorpelabbau

Professor Dr. Sven Ostermeier ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin, Chirotherapie und spezielle orthopädische Chirurgie. Der Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde der Gelenk-Klinik
Gundelfingen. Außerdem ist er Instruktor der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie.
Professor Dr. Sven Ostermeier ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Sportmedizin, Chirotherapie und spezielle orthopädische Chirurgie. Der Schulter- und Knie-Experte arbeitet als leitender Orthopäde der Gelenk-Klinik Gundelfingen. Außerdem ist er Instruktor der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Arthroskopie. Fotoquelle: Gelenk-Klinik Gundelfingen

Herr Professor, hilft mir eine Eigenbluttherapie? Diese Frage stellte mir kürzlich eine 57-jährige Patientin mit Arthrose. Da bei ihr der Gelenkverschleiß noch nicht weit fortgeschritten war und auch keine schweren Grunderkrankungen vorlagen, sprach nichts gegen die Anwendung dieser Methode.

Um gezielt Schmerzen zu lindern und die Knorpelregeneration anzuregen, wird dem Patienten dabei plättchenreiches Plasma injiziert. Zu diesem Zweck werden ihm vorab 10 bis 60 Milliliter des eigenen Blutes aus der Armvene entnommen und im Labor zentrifugiert. Das heißt: Es wird autologes plättchenreiches Plasma (A-PRP) herausgefiltert und in aufbereiteter, konzentrierter Form wieder injiziert. Dies fördert körpereigene Heilungsprozesse und hemmt die entzündlichen Abbauprozesse des durch Arthrose vorgeschädigten Knorpels.

Der genaue Wirkmechanismus dieser Therapiemethode ist bislang nicht geklärt. Man vermutet, dass die im Blutplasma angereicherten Wirkstoffe (etwa Thrombozyten) den Heilungsprozess im entzündeten Gewebe anregen und gleichzeitig eine knorpelschützende Wirkung entfalten.

Bessere Beweglichkeit

Häufig geht die Entzündungsneigung des Gelenks nach den Injektionen deutlich zurück und dessen Beweglichkeit nimmt wieder zu. So war es auch im Fall der erwähnten Patientin. In der Regel sind mehrere Injektionen erforderlich, damit sich eine Wirkung einstellen kann. Da die Zusammensetzung der Blut-Wirkstoffe und das Reaktionsverhalten des Körpers von Patient zu Patient – je nach Arthrose-Stadium – variieren, differieren die Behandlungsergebnisse. Langzeitstudien liegen nicht vor, weil das Verfahren in der Orthopädie relativ neu ist.

Nicht angewandt werden darf die Eigenbluttherapie bei gleichzeitiger Einnahme gerinnungshemmender Medikamente oder schweren Grunderkrankungen. Nebenwirkungen wie Immunabwehr oder Allergien können nicht hervorgerufen werden, da es sich bei dem gespritzten Eigenblut um eine körpereigene Substanz des Patienten handelt. Die Kosten werden von einigen privaten Krankenkassen übernommen. Die gesetzlichen Kassen zahlen die Behandlung bisher nicht.