12.02.2019 Arzt-Kolumne

Faszien: Netzwerk für die Muskeln

Professor Dietrich Grönemeyer setzt sich in Vorträgen und Publikationen für die interdisziplinäre Verbindung von Schulmedizin und Naturheilkunde ein.
Professor Dietrich Grönemeyer setzt sich in Vorträgen und Publikationen für die interdisziplinäre Verbindung von Schulmedizin und Naturheilkunde ein. Fotoquelle: privat

Neue Forschungen haben gezeigt, dass die Faszien eine wichtige Rolle bei Schmerzen unterschiedlicher Art spielen können. Faszien sind die feinen Häute, die die Muskeln umhüllen, zusammenhalten und sich mit den Nachbarmuskeln vernetzen. Dieses Bindegewebe verleiht den Muskeln Stabilität.

Durch Alterung oder Fehlbelastung können Faszien an Elastizität verlieren, etwa während einer Schwangerschaft. Sie können aber auch – wie beim "Bierbauch" – überdehnt werden. Auch Stress kann das Schmerzgeschehen stark beeinflussen. Spezielle Zellen, die Fibroblasten, werden dann überaktiv und produzieren immer mehr Gewebe, so dass Faszien mit dem Muskel wie verklebt wirken. Solche verhärteten oder erweichten Faszien können erheblich an muskulär bedingten Rückenschmerzen beteiligt sein. Es gibt verschiedene Arten von Muskelfaszien, die – vergleichbar mit den vielen dicken und dünnen Schalen und Fasern im Inneren einer Orange – die einzelnen Elemente zusammenhalten. Ohne Faszien würden die Muskeln wie Honig zerfließen.

Bewegung stärkt Faszien

Deshalb ist das Fasziengewebe einzelner Muskeln mit den Faszien benachbarter Muskeln verbunden. Alle zusammen spannen ein haltendes Netz für den ganzen Körper. Selbst mit inneren Organen, die sich bei Störungen oder Erkrankungen mit Verspannungen an der Körperoberfläche bemerkbar machen, gibt es eine bindegewebige Vernetzung: das viszerofasziale System. Auf dieses kann von außen über das Muskel-Faszien-System eingewirkt werden. Eine Faszientherapie, zum Beispiel mit einer Druckpunktmassage, bietet daher einen hervorragenden Ansatz zur Vorsorge und Behandlung von Muskelschmerzen, besonders auch am Rücken.

Um die Faszien elastisch zu halten, sind wir gehalten, uns zu bewegen. Nur durch Bewegung nehmen Faszien wie die Bandscheiben Wasser auf. Ohne Aktivierung altert unser Gewebe schneller. Der Lymphfluss versiegt eher und hört auf, das nicht durchblutete Gewebe zu wässern. Nicht das Wassertrinken feuchtet diese Strukturen ein, sondern tägliches Dehnen und viel federnde und hüpfende Bewegungen. Ihre Faszien freuen sich darüber.

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