28.04.2022 Arzt-Kolumne

Kann man Gefäßaltern verhindern?

Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor.
Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser ist Oberarzt und Facharzt für Innere Medizin, Pneumologie und Kardiologie am Sana-Klinikum Remscheid und bekannt als "Doc Esser" in TV und Hörfunk sowie als Buchautor. Fotoquelle: WDR/Herby Sachs

"Laut einer Untersuchung sind meine Gefäße 54 Jahre alt", berichtete mir kürzlich erstaunt ein 42-jähriger Patient, der vor wenigen Wochen sein Gefäßalter bei einem Facharzt bestimmen ließ. Das Gefäßalter kann man mithilfe eines speziellen Blutdruckmessgerätes ableiten. Es kann die Pulswellengeschwindigkeit messen und somit die Steifigkeit der Gefäße, die im Laufe des Lebens zunimmt.

Das Gefäßalter ist sehr eng mit dem Herzkreislaufrisiko verbunden. Das heißt, Patienten mit einem hohen Gefäßalter erleiden deutlich häufiger Herzkreislauferkrankungen wie Schlaganfall und Herzinfarkt. Die Messungen des Geräts sind nur Näherungswerte und durch viele Faktoren beeinflussbar. Aber im Verlauf kann diese Messung schon eine Tendenz aufzeigen, ob der Lebensstil Gefäße schützt oder eher krank macht. Eine aktuelle Studie zeigt jetzt, dass durch regelmäßiges Dehnen und Stretchen das vorzeitige Altern der Gefäße verhindert werden kann.

"Wie kommt es überhaupt zum Altern der Gefäße?", fragte mich der Patient. "Das kann unterschiedliche Gründe haben", erklärte ich ihm. Dazu gehören mechanische Schädigungen der Gefäßinnenwand, Bakterien, Viren oder Immunreaktionen und nachfolgend Fetteinlagerungen. Dies führt zu Veränderungen des ursprünglichen Gewebes, und es entstehen Plaques. Sie verursachen Verhärtungen und Verengungen der Arterien.

Durch einen schlechten Lebensstil kann diese Kettenreaktion an Fahrt aufnehmen und die Gefäße schneller altern lassen. Wichtige Ursachen sind Rauchen und Alkohol, übermäßiges kohlenhydratreiches Essen, wenig oder keine Bewegung und Übergewicht. Allerdings gibt es auch angeborene Stoffwechselerkrankungen, die bereits bei jungen Menschen zu einer verfrühten Gefäßverkalkung führen. Bei diesen Betroffenen ist eine medikamentöse Therapie unumgänglich.

"Viel Bewegung und tägliche Dehnübungen sind sehr wichtig. Setzen Sie außerdem regionale und saisonal pflanzliche Naturalien mit vielen sekundären Pflanzenstoffen auf ihren täglichen Speiseplan. So können Sie ihre Gefäßalterung verlangsamen", riet ich dem 42-Jährigen.

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