17.12.2019 Arzt-Kolumne

Wie Digitalisierung Patienten hilft

Professor Jochen A. Werner ist Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen, die insgesamt 32 Kliniken und 24 Institute umfasst.
Professor Jochen A. Werner ist Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender der Universitätsmedizin Essen, die insgesamt 32 Kliniken und 24 Institute umfasst. Fotoquelle: Frank Lothar Lange

Ein 70-Jähriger bricht im Hausflur zusammen. Als man ihn findet, ist er nicht ansprechbar. Noch aus dem Rettungswagen werden dank Notfallausweis alle Patienteninformationen, die den Inhalt seiner elektronischen Patientenakte bilden, ans Klinikum gesendet. Dort weiß man somit schon bei der Ankunft des Mannes, dass er unter einer Herzrhythmusstörung leidet und welche Medikamente er einnimmt – keine Selbstverständlichkeit für deutsche Krankenhäuser.

Im Universitätsklinikum Essen ermöglicht die digitalisierte Zentrale Notaufnahme den Datentransport aus dem Rettungswagen in die Notaufnahme. Das Klinikum ist auf dem Weg zum sogenannten "Smart Hospital". Dabei geht es nicht in erster Linie um die Beschaffung kostenintensiver Technologie. Vordringlicher ist die Optimierung und auch Digitalisierung vor allem sich wiederholender und ermüdender Prozesse. Ganz wichtig: Im Smart Hospital steht einzig und allein der Mensch im Mittelpunkt. Digitale Lösungen sollen für eine bessere und schnellere Diagnose sowie präzisere Behandlung sorgen und Pflegepersonal, Ärzteschaft und weitere Berufsgruppen entlasten. Die Digitalisierung wird also genutzt, um mehr Zeit für persönliche Nähe zu haben und die Behandlungsqualität zu steigern.

Chancen nutzen

Davon profitiert auch der erwähnte Patient, der stationär aufgenommen wird. Seine Infusion wird technikunterstützt vorbereitet. Die Ärzte behandeln seine Herzrhythmusstörung mithilfe eines Elektrofischkatheters. Damit lassen sich defekte Herzmuskelzellen besser aufspüren und zielgenauer veröden. Ein digitales Nachverfolgungssystem auf Basis der Daten aus der elektronischen Patientenakte soll schon bald helfen, Infektionswege für multiresistente Erreger aufzudecken.

Dies sind nur wenige Beispiele für die heute bereits erlebbare Digitalisierung mit dem Ziel, dem Wohle des Menschen zu dienen. Stellt sich für viele – zu Recht – die Frage nach dem Schutz der persönlichen Daten. Hier gilt es zu bedenken: Die Speicherung und Weitergabe der Patientendaten dient in diesem Fall nicht wirtschaftlichen Interessen, sondern nur einem Zweck – der Gesundheit von Menschen.

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