09.08.2016 Gesundheit

Volkskrankheit Vorhofflimmern

Der Internist und Kardiologe Dr. Friedhelm Späh ist Leitender Oberarzt am Herzzentrum Krefeld Niederrhein und Ärztlicher Leiter des Prevention Center (HPC) am Krefelder Helios-Klinikum.
Der Internist und Kardiologe Dr. Friedhelm Späh ist Leitender Oberarzt am Herzzentrum Krefeld Niederrhein und Ärztlicher Leiter des Prevention Center (HPC) am Krefelder Helios-Klinikum. Fotoquelle: privat

Kardiologe Dr. Friedhelm Späh erklärt, wie Betroffene erkennen, dass sie an dieser Herzrhythmusstörung leiden.

In Deutschland sind etwa 1,8 Millionen Menschen an Vorhofflimmern erkrankt. Die Herzrhythmusstörung äußert sich unterschiedlich. In circa einem Drittel aller Fälle verspüren Betroffene sogar keine Symptome. Dr. Friedhelm Späh, Leitender Oberarzt der Kardiologie am Helios Klinikum Krefeld, beantwortet im Gespräch mit prisma die wichtigsten Fragen.

Was passiert beim Vorhof flimmern?

Das Vorhof flimmern ist eine Herzrhythmusstörung, bei der fast 400 Impulse pro Minute in den Herzvorhöfen gebildet werden. Die hohe Impulsrate verhindert das rhythmische Zusammenziehen und Erweitern der Vorhöfe, so dass sich die Fließgeschwindigkeit des Blutes verringert. Dadurch wird das Blut nicht ausreichend gemischt und vor allem im linken Vorhofohr können Gerinnsel entstehen. Löst sich ein solches, kann es eine Ader im Gehirn verschließen. Die Folge ist ein Schlaganfall – jeder dritte ist auf Vorhofflimmern zurückzuführen.

Welche Symptome treten während des Vorhofflimmerns auf?

Typisch für die Herzrhythmusstörung ist ein unregelmäßiger Puls, ein bisschen wie beim Morserhythmus (lang – kurz – kurz – lang – kurz – lang usw.). Manche Patienten leiden auch unter Atemnot, Schwindel oder verspüren ein Gefühl innerer Unruhe. Ein Drittel der Betroffenen spürt überhaupt nichts.

Welche Therapiemöglichkeiten stehen zur Verfügung?

Bei Patienten mit Vorhofflimmern ist es wichtig, den Puls zu senken. Zu diesem Zweck werden zum Beispiel Betablocker oder CalciumAntagonisten eingesetzt. Blutverdünnende Medikamente verhindern die Gerinnselbildung und senken so das Schlaganfallrisiko. Früher wurden VitaminKAntagonisten wie Marcumar verschrieben. Allerdings sind unter der Einnahme ständige Blutkontrollen notwendig. Seit einigen Jahren stehen auch moderne gerinnungshemmende Medikamente, genannt NOAKs (Nicht VitaminKabhängige, orale Antikoagulantien), zur Verfügung. Diese werden einoder zweimal täglich eingenommen und verdünnen das Blut gezielt für 24 Stunden bis zur nächsten Tabletteneinnahme.

Was können Patienten zusätzlich im Alltag tun?

Leichter Ausdauersport, wie zum Beispiel flottes Laufen oder flottes Spazierengehen, ist empfehlenswert. Hier genügt schon eine halbe Stunde pro Tag. Menschen mit Vorhofflimmern sollten sich außerdem bewusst ernähren; selbst kochen und frische Zutaten verwenden. Denn Übergewicht ist neben dem Alter eine Hauptursache für permanentes Vorhofflimmern.

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