19.01.2016 Experten um Rat gefragt

Was tun bei Erkältungssymptomen?

Was tun bei Erkältungssymptomen? prisma hat Experten um Rat gefragt.
Was tun bei Erkältungssymptomen? prisma hat Experten um Rat gefragt. Fotoquelle: Subbotina Anna/shutterstock.com

Wie verschnupft ist Deutschland eigentlich? Laut www.erkaeltet.info, einem Informationsportal für alle Themen rund um Erkältung und Grippe, lautet die Antwort: sehr verschnupft. Denn das Portal hat erstaunliche Zahlen zusammengetragen. Demnach kommt es jährlich zu 164 Millionen Erkältungen.

Statistisch gesehen ist also jeder Bundesbürger zweimal pro Jahr erkältet. Zudem haben 2014 6,3 Millionen Menschen aufgrund einer Grippe einen Arzt aufgesucht. Wichtig zu wissen: Eine Erkältung ist keine Grippe, auch wenn sie als grippaler Infekt bezeichnet wird.

Laut Robert-Koch-Institut (RKI) werden Erkältungen von mehr als 30 verschiedenen Erregern – wie etwa Rhino- und Coronaviren – hervorgerufen. Symptome sind Halsschmerzen, Schnupfen und Husten, seltener auch erhöhte Temperatur oder Fieber. Die echte Grippe (Influenza) geht laut RKI mit Fieber, trockenem Reizhusten, Muskel- und/oder Kopfschmerzen zu Beginn der Erkrankung einher. Allgemeine Schwäche und Schweißausbrüche können auftreten, seltener auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Nicht alle Betroffenen zeigen immer alle Symptome, und es ist oft nicht leicht, eine echte Grippe von einer Erkältung zu unterscheiden.

Kein Zweifel besteht jedoch darin, dass Deutschland schnieft, hustet und keucht, was das Zeug hält. Denn schätzungsweise 200 Millionen Erkältungsmedikamente gehen jährlich über die Ladentheken, so das Verbraucherportal. prisma gibt einen Überblick über die bekanntesten Mittel bei Husten, Schnupfen und Co.:

Beratung
Eins vorweg: Der Satz "Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker" hat einen guten Grund. Denn auch nichtverschreibungspflichtige oder pflanzliche Medikamente können Nebenwirkungen haben. "Bei der Einnahme von Erkältungsmitteln spielen Alter, Vorerkrankungen, die Einnahme anderer Medikamente und die Dauer der Beschwerden eine große Rolle. Es ist wichtig, dass sich die Betroffenen beraten lassen", sagt Ulrike Kuhlendahl, Apothekerin aus Velbert-Langenberg.

Auch sei es wichtig zu wissen, dass eine Erkältung nicht schneller verschwindet, wenn sie behandelt wird. Es könnten lediglich die Beschwerden gelindert werden. Und dazu rät die Apothekerin zu Folgendem:

Schnupfen
Viele Erkältungen beginnen mit einem Schnupfen oder verstopften Nebenhöhlen. Der in Nasensprays enthaltene Wirkstoff Xylometazolin lässt die Nasenschleimhäute abschwellen, erleichtert die Atmung und lässt Sekrete aus der Nase abfließen. "Jedoch sollten sie maximal eine Woche angewendet werden, da sie abhängig machen", erklärt Kuhlendahl. Auch Bluthochdruckpatienten sollten von den Sprays die Finger lassen, da sie nicht nur die Blutgefäße in der Nase verengen, sondern auch im gesamten Körper.

Sind jedoch die Nebenhöhlen verstopft und nicht die Nase, nützen die Sprays nichts, da mit ihnen nur die Nasenschleimhäute erreicht werden. "Verstopfte Nebenhöhlen treten meist in Verbindung mit Kopfschmerzen auf, der durch den Druck auf die Nebenhöhlen ausgelöst wird. Pseudoephedrin erreicht die Nebenhöhlen. Es ist in vielen Kombinationspräparaten enthalten, die auch gegen Kopfschmerzen wirken."

Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Da der Wirkstoff Unruhe, Schlafstörungen und Herzrasen verursachen kann, sollte er ebenfalls nicht zu lange eingenommen werden.

Gerötete Nase
Bei vielen Erkältungen läuft die Nase. Nach tagelangem Naseputzen kann das Riechorgan schon mal rot werden – egal wie weich die Tücher sind. Dann greifen die meisten zu sogenannten Wund- und Heilsalben.

Eine gute Lösung, befindet auch die Apothekerin. Salben mit Dexpanthenol fördern die Wundheilung. "Mittlerweile gibt es auch Nasensprays, die diesen Wirkstoff bereits enthalten."

Halsschmerzen
Ist die Nase einmal verstopft, muss unweigerlich durch den Mund geatmet werden. Die Folge: Halsschmerzen. Gegen das lästige Kratzen im Hals hat sich ein Mittel bewährt, das eigentlich als Hustenmittel gedacht war: Ambroxol.

"Mittlerweile ist es auch bei Halsschmerzen zugelassen, weil es antientzündlich im Rachen wirkt und die Beschwerden für fünf bis sechs Stunden lindern kann."

Husten
Reizhusten ist unangenehm. Um dagegen anzugehen, sollten die Schleimhäute befeuchtet werden. "Hier ist heißer Tee empfehlenswert und auch Pastillen, die Eibisch oder Salbei enthalten. Das kann zumindest kurzfristig den Husten lindern."

Auch Präparate, die Efeu und Thymian miteinander kombinieren, wirken entzündungshemmend und schleimlösend, sodass sie gern als Hustenlöser genommen werden. "Selbst bei rein pflanzlichen Wirkstoffen müssen Vorerkrankungen wie zum Beispiel Leberbeschwerden beachtet werden. Für alle gilt: nicht einfach ohne vorherige Beratung einnehmen." Ein anderer Wirkstoff, der festsitzenden Schleim löst, ist Acetylcystein.

Hustenlöser sollten jedoch nicht mit Hustenstillern verwechselt und nicht miteinander kombiniert werden. "Hustenstiller mit den Wirkstoffen Pentoxyverin oder Dextromethorphan blockieren das Hustenzentrum. Sie werden häufig genommen, um trotz starkem Reizhusten schlafen zu können."

Kopf- und Gliederschmerzen
Kopf- und Gliederschmerzen sind nicht nur Symptome einer Grippe, sondern können auch bei Erkältungen auftreten. Schmerzmittel mit den Arzneistoffen Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure lindern die Schmerzen. "Wie alle Arzneimittel sind auch sie nicht nebenwirkungsfrei. Gerade bei diesen Mitteln ist es wichtig, sich vorab beraten zu lassen – vor allem für Patienten mit Vorerkrankungen."

Zudem wirken die Schmerzmittel entzündungshemmend, können so auch bei Halsschmerzen helfen und kommen deshalb in vielen Kombinationspräparaten gegen Erkältungen vor.

Fieber
Leichte Temperatur kann eine Begleiterscheinung einer Erkältung sein. "Schmerzmittel mit Ibuprofen, Paracetamol und Acetylsalicylsäure senken auch Fieber. Doch bei Temperaturen von 39 oder 40 Grad ist ein Arzt aufzusuchen. Auch bei leichtem Fieber, das schon länger anhält, muss die Ursache geklärt werden."

Kombinationspräparate
Kombinationspräparate enthalten mehr als einen Wirkstoff, sodass sie bei mehreren Beschwerden wirken. Da auch eine Erkältung oft mehr als ein Symptom hervorruft, gibt es viele Kombimittel gegen grippale Infekte. "Für viele sind sie so etwas wie das Rundum-sorglos- Paket. Die Leute glauben, sie nehmen es und damit würden alle Beschwerden verfliegen."

Doch die Apothekerin warnt auch hier: "Es muss vorab abgeklärt werden, welche Beschwerden die Erkältung hervorruft. Es nützt schließlich nichts, ein Mittel gegen Schnupfen und Kopfschmerzen zu nehmen, wenn man nur Husten hat. Eine Beratung beim Arzt oder Apotheker ist immer sinnvoll."